Altes Holz: Upcycling statt Verbrennen

Altes Holz: Upcycling statt Verbrennen

Neue Techniken von Fraunhofer-Forschern machen die Wiederverwertung von Holz ohne Qualitätsverlust möglich.

Myanmar: Bei der längsten Teakholzbrücke der Welt sollen Teile der mehr als 150 Jahre alten Stämme ausgetauscht werden. Geplant ist, das alte Holz entweder als Handläufe oder Sitzbänke an der Brücke weiterhin zu nutzen.

Holz ist ein äußerst vielseitiges Material, das mehrfach genutzt werden kann. Allerdings kommt eine solche Wiederverwertung oder Kaskadennutzung in Europa nur selten zum Einsatz. In Deutschland wird Altholz meist direkt für die Energieerzeugung verwendet und verbrannt, ohne es vorher als Baumaterial oder für andere Zwecke einzusetzen. In dem EU-Projekt CaReWood (für Cascading Recovered Wood) haben sich 15 Projektpartner aus fünf Ländern zusammengeschlossen, um Gebrauchtholz in einer Kaskadennutzung weiterzuverarbeiten und somit zu einer verbesserten Ressourceneffizienz beizutragen. Das Projekt ist über drei Jahre bis Mai 2017 gelaufen und wurde vom Bundeslandwirtschaftsministerium über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) gefördert.

Alte Bauhölzer neu verwerten

Peter Meinlschmidt, Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Holzforschung (WKI), und seine Kollegen haben Messtechniken entwickelt, um Kontaminationen wie Kunststoffe, Farben oder PVC in sogenanntem Altholz zu erkennen und effiziente Verfahren zur Oberflächenreinigung zu etablieren. „Beim Gebäuderückbau etwa fallen große Mengen Bauholz in hervorragender Qualität an, die sich prinzipiell recyceln lassen. Dies trifft auch auf Althölzer zu, die oberflächlich mit Holzschutzmitteln behandelt wurden, wie wir bei unseren Tests feststellen konnten“, erklärt der Physiker. „Es gilt, Techniken zur Wiederverwertung von in großen Stücken vorliegenden Gebrauchtholzes zu entwickeln, also die Balken als solche zu erhalten.“

Techniken für die Wiederverwertung entwickeln

Mit verschiedenen Durchleuchtungsmethoden, die teilweise auf molekularer Ebene Verunreinigungen erkennen können, stellen die Wissenschaftler nicht nur fest, ob Hölzer kontaminiert sind, sondern auch wie tief die Verunreinigungen sitzen und wie viele der Deckschichten abgetragen werden müssen. Laut Meinlschmidt ist es ausreichend, wenn die Deckschichten wenige Millimeter tief abgetrennt werden. Zum Reinigen der Oberflächen haben die Forscher unterschiedliche Verfahren angewendet: Neben der Verwendung rotierender Bürsten oder dem Sandstrahlen wurde auch gesägt und gehobelt. Für die Tests nutzten die Forscher am Fraunhofer WKI Paletten sowie Altfensterrahmen.

Beitrag zum Umweltschutz

Mit CaReWood leisten die Projektpartner einen Beitrag zum Umweltschutz. „Wälder werden europaweit wieder vermehrt abgeholzt, Primärholz ist in Europa im Rückgang begriffen. Deutschland ist hier allerdings eine Ausnahme. In früheren Jahrzehnten gepflanzte Nadelholzwälder werden sich selbst überlassen – in der Hoffnung, dass sich die ursprünglich hierzulande heimische Buche wieder ausbreitet, die besser an Klimaschwankungen angepasst ist“, so Meinlschmidt. „Für den Upcycling-Gedanken spricht auch, dass Altholz qualitativ oftmals von besserer Qualität mit besseren mechanischen Stabilitäten ist, da Baumbestände früher langsamer gewachsen sind als in den letzten Jahrzehnten angepflanzte Wälder“, so der Physiker. Ihren Umweltschutzgedanken konnten die Fraunhofer Forscher bereits in Myanmar umsetzen, wo sie die Restauration der weltweit längsten Teakholzbrücke unterstützen. Dort werden die alten, bis zu 10 Meter langen Stämme aus der Brückenkonstruktion als Ganzes erhalten und sekundär als Geländer oder Sitzbänke genutzt.

Die Zukunft für Gebrauchtholz ist vielversprechend: Die Altholzverordnung wird derzeit überarbeitet und voraussichtlich 2018 in Kraft treten. In ihrer Überarbeitung soll die stoffliche Verwertung einer energetischen vorgezogen werden – ganz im Sinne der CaReWood-Projektpartner.

jmr