Agroforstwirtschaft stabilisiert Erträge

Agroforstwirtschaft stabilisiert Erträge

Eine Langzeitstudie der Universität Hohenheim in Stuttgart zeigt, dass Agroforstwirtschaft landwirtschaftliche Systeme in gemäßigten Klimazonen robuster gegen Klimarisiken macht. Somit stellt sie in Europa eine widerstands- und zukunftsfähige Alternative zu klassischer Landwirtschaft dar. 

Agroforst, hier als Alleenkultur, kann die Erträge von landwirtschaftlich genutzten Pflanzen stabilisieren – selbst bei schwankender Verfügbarkeit von Wasser.
Agroforst, hier als Alleenkultur, kann die Erträge von landwirtschaftlich genutzten Pflanzen stabilisieren – selbst bei schwankender Verfügbarkeit von Wasser.

Dürreperioden und andere Folgen des Klimawandels belasten die Landwirtschaft. Deshalb wird die Anbaumethode der Agroforstwirtschaft - in den Tropen und Subtropen bereits lange etabliert - zunehmend auch in europäischen landwirtschaftlichen Systemen angewendet. Denn die Integration von Bäumen und Sträuchern mit Ackerbau und Viehhaltung auf derselben Fläche fördert die Biodiversität und schützt vor Klimarisiken. Eine im Agronomy for Sustainable Development veröffentlichte Studie der Universität Hohenheim hat nun bestätigt, dass Agroforstwirtschaft auch in gemäßigten Breiten Ackererträge stabilisiert. 

Versuchsfläche wiederentdeckt

Im Gegensatz zu warmen Klimazonen fehlte es in gemäßigten Breiten bislang an Langzeitstudien zur Agroforstwirtschaft, insbesondere zu deren Auswirkungen auf Erträge unter extremen Wetterbedingungen. Auf der Versuchsstation Ihinger Hof in Renningen entdeckten Forschende der Universität Hohenheim eine der ältesten Agroforst-Versuchsflächen Deutschlands wieder. Die Anlage stammt aus dem Jahr 2007 und wurde trotz zwischenzeitlich geringer Aufmerksamkeit über 17 Jahre hinweg betreut und dokumentiert. „Heute ist das Interesse an Agroforst enorm", sagt Olef Koch von der Koordinationsstelle Agroforstsystem-Forschung. „Doch Bäume wachsen bekanntermaßen langsam. Was wir am Ihinger Hof vorgefunden haben, ist deshalb von unschätzbarem Wert.“

So konnten die Forschenden die Erträge von fünf Winterkulturen in einem Agroforstsystem mit drei unterschiedlichen Gehölztypen zwischen 2012 bis 2023 analysieren: Wintererbsen, Triticale, Wintergerste, Winterweizen sowie Raps zwischen heimischen Hecken, Walnussreihen und Weidenplantagen. Die höchsten Erträge wurden in 12–18 Metern Abstand zu den Baumreihen gemessen, während sie in der Mitte der Allee (18–24 Meter) deutlich zurückgingen. Das liegt daran, dass Bäume und Sträucher das Mikroklima auf Ackerflächen beeinflussen und zu dessen Regulierung beitragen: „Sie mindern beispielsweise Temperaturextreme, Windgeschwindigkeit und Verdunstung", erklärt Olef Koch.

Effekte durch das richtige Zusammenspiel

Damit die positiven Effekte in landwirtschaftlichen Systemen in gemäßigten Breiten erzielt werden können, ist ein abgestimmtes Zusammenspiel von Baumarten, Pflanzabständen, Bodenbeschaffenheiten und klimatischen Bedingungen entscheidend. Insbesondere streifenförmige Agroforstsysteme ermöglichen maschinelle Bewirtschaftung und steigern die Klimarobustheit - bergen jedoch Zielkonflikte durch Konkurrenz mit Kulturpflanzen um Licht, Wasser und Nährstoffe. 

lh