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Die großen Plastiktüten verschwinden zunehmend aus dem Straßenbild. Immer mehr Menschen bringen zum Einkauf eigene Taschen und Beutel mit. Zahlen belegen: Der Verbrauch an Tragetaschen aus Kunststoff ist rapide gesunken. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums lag der Pro-Kopf-Verbrauch 2018 in Deutschland bei etwa 20 Einwegplastiktüten. 2016 waren es noch 45 Tüten. Auf diesen allgemeinen Trend will die Bundesregierung nun mit einem Verbot reagieren, um die Trendwende zu unterstützen. Ein von Bundesumweltministerin Svenja Schulze vorgelegter Gesetzentwurf wurde am 6. November vom Bundeskabinett verabschiedet. „Plastiktüten sind der Inbegriff der Ressourcenverschwendung: Sie werden aus Rohöl hergestellt und oft nur wenige Minuten genutzt", so die Ministerin.

Hauchdünne Plastiktüten für Obst weiter erlaubt

Das Verbot gilt demnach für alle Kunststoffbeutel mit einer Wandstärke unter 50 Mikrometer. Ausgenommen von dem Verbot sind „sehr leichte Kunststofftragetaschen“, wie die sogenannten Hemdchenbeutel, die an Obst-und Gemüseständen parat liegen sowie sehr stabiler Tragetaschen ab einer Wandstärke von 50 Mikrometern. Sie dürfen auch weiter im Handel angeboten werden. Die Ausnahmeregel wird damit begründet, dass ein Verbot „zu einer vermehrten Nutzung anderer aufwendigerer Verpackungen führen“ würde.

Mehrwegtaschen statt Einweg-Papiertüte

Die Bundesregierung sieht daher Mehrwegtaschen aus Kunststoff oder Polyester als Alternative, da diese häufiger genutzt werden können und zudem meist aus recyceltem Material hergestellt sind. Die Ministerin stellt klar: „Die Zukunft ist nicht die Einweg-Papiertüte.“ Umweltverbände hatten im Vorfeld des Gesetzentwurfs darauf verwiesen, dass Papiertüten mindestens dreimal so oft benutzt werden müssten wie die erdölbasierte Plastiktüte, damit sich die Klimabilanz ausgleicht.

Bußgelder bis 100.000 Euro bei Gesetzverstoß angedroht

Mit dem gesetzlichen Verbot will die Bundesregierung die 2015 mit dem Handel geschlossene freiwillige Vereinbarung, Plastiktüten nicht mehr kostenlos abzugeben, ersetzen und die Trendwende hin zu weniger Plastik und mehr Recycling vorantreiben. In einem Fünf-Punkte-Plan wurden dafür die Eckpunkte festgeschrieben. „Mit einem Verbot kommen wir jetzt auf Null. Denn das gilt dann auch für die Händler, die sich bislang nicht an der Vereinbarung beteiligt haben“, sagt Schulze. Ein Verstoß gegen das Verbot würde dann laut Gesetzentwurf eine Ordnungswidrigkeit darstellen und mit einem Bußgeld von bis zu 100.000 Euro geahndet werden. Noch müssen die Abgeordneten des Bundestages über den Gesetzentwurf abstimmen. Danach soll eine sechsmonatige Übergangsfrist gelten, damit Restbestände im Handel aufgebraucht werden können.

Vor einem Jahr hatte das EU-Parlament grünes Licht für ein EU-weites Einwegplastik-Verbot erteilt. Wegwerfprodukte aus Kunststoff sollen ab 2021 vom Markt verschwinden.

bb

Das Perlmutt im Inneren einer Muschel ist nicht nur schön anzusehen, es fasziniert Materialforscher auch seit Jahrzehnten wegen seiner außergewöhnlichen Härte. Es gilt als eines der zähesten Materialien der Welt. Warum das so ist, konnte bislang nicht erklärt werden. Einem internationalen Forscherteam unter Beteiligung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist das nun gelungen, wie die Wissenschaftler im Fachjournal "Nature Communication" berichten.

Mehr als die Summe der Teile

Perlmutt besteht aus mikroskopisch kleinen Aragonit-Partikeln, so viel war bekannt. Dabei handelt es sich um ein aus Kalk aufgebautes Mineral. Im Perlmutt sind die Partikel durch organische Verbindungen strukturiert. Doch weder das Aragonit noch die organische Komponente können die Härte des Perlmutts erklären. Das Material ist mehr als die Summe seiner Teile.

Reversible Strukturänderung unter Druck

Im Elektronenmikroskop beobachteten die Forscher, was im Perlmutt passiert, wenn sie Druck auf das Material ausüben. „Zentral für die von uns beobachteten Eigenschaften ist eine Kompositstruktur auf der Nanoskala, die das keramische Material Kalk eng mit Proteinen und anderen organischen Bestandteilen verwebt“, erklärt Stephan Wolf, Materialforscher an der FAU. Möglich ist das, weil die Muschel in der Lage ist, kleinste Kalkpartikel zu Plättchen zusammenzulagern. Diese bestehen aus Schichten von Aragonit und organischem Material. Unter Druck weicht das organische Material jedoch zur Seite, die Plättchen der mineralischen Schichten verhaken sich ineinander und stabilisieren sich dadurch gegenseitig. Lässt der Druck nach, kehrt das System wieder in seinen Ausgangszustand zurück.

Potenzial für synthetische Materialen

„Es ist unglaublich, wie eine Muschel – die nicht gerade für ihre Intelligenz gerühmt wird – so ein komplexes Material generiert, das über viele Längenskalen strukturiert ist”, erklärt Studienleiter Robert Hovden von der University of Michigan. Besonders erstaunlich sei dabei, dass auch nach zahlreichen Wiederholungen das Perlmutt praktisch keinen Verlust bei Elastizität und Festigkeit verzeichne. Bislang konnten Materialforscher diese Eigenschaft bei keinem künstlichen Material erzeugen. Das FAU-Team möchte daher die Prozesse im Perlmutt noch genauer analysieren, um diese „fabelhaften Eigenschaften“ eines Tages synthetisch nachahmen zu können. Potenzielle Anwendungen sehen die Wissenschaftler beispielsweise bei Zahn- oder Knochenimplantaten.

bl

The mother-of-pearl inside a shell is not only beautiful to look at, it has also fascinated materials researchers for decades because of its exceptional toughness. It is considered one of the most resilient materials in the world. “Nacre is the prototypical supermaterial,” the researchers, including scientists from the Friedrich Alexander University Erlangen-Nuremberg (FAU), write. Their team has succeeded in explaining the materials toughness, they report in the journal "Nature Communication".

More than the sum of the parts

Mother-of-pearl consists of microscopically small aragonite particles, so much was known. It is a mineral composed of lime. In nacre, the particles are structured by organic compounds. But neither the aragonite nor the organic component can explain the toughness of the mother-of-pearl. The material is more than the sum of its parts.

Reversible structural change under pressure

Using an electron microscope, the researchers observed what happens in mother-of-pearl when they exert pressure on the material. "The grain structure on the nanoscale is key to this hierarchical and hybrid organization. It arises from tiny particles which assemble on the nanoscale," explains Stephan Wolf, materials researcher at FAU. This is possible because the mussel is able to assemble the smallest lime particles into platelets. These consist of layers of aragonite and organic material. Under pressure, however, the organic material moves to the side and the plates of the mineral layers interlock and thus stabilise each other. When the pressure decreases, the system returns to its original state.

Potential for synthetic materials

"It’s incredible that a mollusk, which is not the most intelligent creature, is fabricating such complex structures across so many scales," explains Robert Hovden, head of the study at the University of Michigan. What is particularly surprising is that even after numerous repetitions, the nacre shows practically no loss in elasticity and strength. So far, materials researchers have not been able to produce this property in any artificial material. The FAU team would therefore like to analyze the processes in nacre even more closely in order to be able to synthetically imitate these " fantastic properties " one day. The scientists see potential applications, for example, in dental or bone implants. “Nature is handing us these highly optimized structures with millions of years of evolution behind them,” said Hovden. “We could never run enough computer simulations to come up with these—they’re just there for us to discover.”

bl/um

Reis ist für mehr als die Hälfte der Menschheit das wichtigsten Grundnahrungsmittel. Doch sein Ertragspotenzial wurde bislang überschätzt. Deutsche und britische Forscher warnen in einer neuen Studie, dass infolge des Klimawandels die Erträge bis zum Ende des Jahrhunderts dramatisch einbrechen könnten.  An der im Fachjournal „Nature Communications“ veröffentlichten Untersuchung waren Experten der Universitäten Tübingen, Bayreuth und Stanford beteiligt.

Zu viel CO2 und Trockenheit

Der Ertragsverlust setzt sich demnach aus zwei Faktoren zusammen. Zum einen führt die steigende Kohlendioxidkonzentration in der Luft in Verbindungen mit der resultierenden Erwärmung und häufigeren Dürren zu bis zu 15% schlechteren Ernten. Das konnten die Forscher in Gewächshausstudien und anhand von Simulationsmodellen zeigen.

Arsen im Grundwasser

Zum anderen schädigt Arsen die Reispflanzen – ein Effekt, der sich durch den Klimawandel und den damit verbundenen Wassermangel verstärken wird: In Asien ist das Halbmetall Arsen vielerorts natürlicher Bestandteil des Grundwassers. Infolge der Bewässerung reichert es sich in den Böden der Reisfelder an. In den Pflanzen stört es die Bildung der Reiskörner. „Wir haben festgestellt, dass das Arsen aus dem Boden bei höheren Temperaturen und höherem Kohlendioxidgehalt der Luft verstärkt von den Reispflanzen aufgenommen wird“, sagt Forschungsleiterin Eva Marie Muehe von der Universität Tübingen. „Wenn wir die erhöhte Verfügbarkeit von Arsen im Boden mit einbeziehen, kommen wir auf einen Ertragsverlust von insgesamt 42 Prozent“, berichtet Muehe.

Ernährungssicherheit neu einschätzen

Da in Asien 97% des weltweiten Reisanbaus erfolgt, seien die bisherigen Prognosen für das Potenzial als Grundnahrungsmittel einer wachsenden Weltbevölkerung deutlich zu hoch, warnen die Forscher. Obendrein wären die Ernten absehbar stärker mit giftigem Arsen belastet, als europäische Grenzwerte erlauben. „Die neuen Studienergebnisse haben eine immense Bedeutung für die Einschätzung der Ernährungssicherheit großer Teile der Weltbevölkerung“, resümiert Muehe.

bl

Vom Smartphone bis zum Elektroauto: Die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien wächst rasant. In diesen Batterien sorgen sogenannte Binder-Härter-Systeme dafür, dass die chemisch aktiven Substanzen in den Elektroden fixiert bleiben. Bislang bestehen die dazu verwendeten Bindemittel überwiegend aus Polyvinylidenfluorid in Kombination mit dem Lösemittel N-Methyl-2-pyrrolidon. Während ersteres sehr teuer, schwierig zu entsorgen und mechanisch anfällig ist, zeichnet letzteres eine hohe Toxizität aus. Ein deutscher Forschungsverbund hat nun nachhaltige Alternativen zu diesem Binder-Härter-System präsentiert, die in Batterien, aber auch anderen Anwendungen konventionelle Epoxide ersetzen könnten.

21 Binder-Härter-Systeme mit unterschiedlichem Bioanteil

Gefördert vom Bundeslandwirtschaftsministerium haben die Technische Universität Braunschweig, das Thünen-Institut und die Custom Cells Itzehoe GmbH sowie die Schill + Seilacher „Struktol“ GmbH Bindemittel entwickelt, die biobasiert sind, den Qualitätsanforderungen der Lithium-Ionen-Batterien genügen und in industriellem Maßstab produziert werden können. Insgesamt 21 Binder-Härter-Systeme erprobten die Forscher. Die Grundlagen bildeten fettsäuremodifizierte, kommerziell verfügbare Epoxide und Härter sowie epoxidiertes Leinöl und Sojaöl.

Drei besonders vielversprechende Varianten

Aus technischer Sicht überzeugt besonders ein fettsäuremodifizierter Bisphenol-A-Diglycidylether als Epoxidharz mit einem biobasierten Diamin als Härter. Vollständig biobasiert ist das System aus epoxidiertem Leinöl mit einem Härter aus Bernsteinsäureanhydrid und Glycerin, dem die Forscher ebenfalls eine grundsätzlich gute Eignung zusprechen. Einen guten Kompromiss aus technischen Eigenschaften und möglichst hoher Nachhaltigkeit weist die Kombination aus epoxidiertem Leinöl mit Admerginsäure auf, deren biobasierter Anteil bei 87% liegt. Grundsätzlich eigenen sich aber alle 21 erprobten Varianten für den Einsatz in Lithium-Ionen-Batterien. Insbesondere bei Haftung, chemischer Beständigkeit gegenüber dem aggressiven Elektrolyten, Elastizität und der Trocknung schnitten die neuen Bindemittel gut ab.

Industrienahe Bedingungen erreicht

Auch die Kapazität der Batterien konnten das Team steigern. Die Zahl der Be- und Endladevorgänge erhöhte sich, indem sie die Epoxide vorvernetzten. Außerdem konnten die Partner im Verbundprojekt einige der Systeme so weit hochskalieren, dass industrienahe Bedingungen erreicht wurden.

bl

Pfefferminze, Melisse, Arnika oder Kamille sind beliebte Heilpflanzen. Sie werden zur Linderung von Krankheiten für Tees, aber auch Pharmazeutika genutzt. Doch ihr Anbau ist schwierig. Schon kleinste Verunreinigungen durch Unkräuter können die Wirkung der Arzneipflanzen beeinflussen. Im Verbundprojekt Optimech wird ein Team unter Leitung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn nun untersuchen, wie Arzneipflanzen möglichst bodenschonend angebaut werden können, ohne dabei Herbizide einsetzen zu müssen. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in den kommenden drei Jahren mit rund 1,1 Millionen Euro gefördert.

Unkrautschwelle bei Arzneipflanzen niedrig

„Arzneipflanzen sowie Tee- und Gewürzpflanzen stellen besonders schwierige Modellpflanzen dar“, erklärt Projektleiter Ralf Pude vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) der Universität Bonn. „Die Unkrautschwelle ist hier sehr niedrig, da schon geringe Mengen an bestimmten Unkräutern zur Unverkäuflichkeit der Waren führen können. Dadurch sind bisher in der Anbaupraxis der Handarbeitsaufwand und die Kosten sehr hoch.“

Mit Drohnen Unkräuter erfassen

Das Ziel des soeben gestarteten Projektes ist die schonende Unkrautbekämpfung bei Heilpflanzen. Dabei soll das aufwendige Unkrautzupfen per Hand durch mechanisch sanfte Lösungen bei der Unkrautregulierung ersetzt werden. Im Fokus stehen moderne autonome oder digitale Lösungen wie der Einsatz von Drohnen. Mit deren Hilfe sollen alle Unkräuter in den Arzneipflanzen- und Sonderkulturbeständen erfasst und automatisiert ausgewertet werden.

Auch sollen der Geräteeinsatz bei der Unkrautbekämpfung optimiert sowie mechanische Konzepte mit modernen Methoden der Unkrauterfassung und Unkrautbekämpfung verknüpft werden. „Die besondere Herausforderung liegt in der möglichst frühen Erkennung der Unkräuter und insbesondere auch im Auffinden besonders problematischer, unerwünschter Kräuter“, erläutert Projektkoordinatorin Hanna Blum.


bb

Peppermint, lemon balm, wolf’s bane or chamomile are popular medicinal plants. They are used to soothe the symptoms of diseases in teas, but also in pharmaceuticals. But their cultivation is difficult. Even the smallest contamination by weeds can impair the effect of the medicinal plants. In the joint project Optimech, a team led by the University of Bonn is now investigating how medicinal plants can be cultivated in a way that is as soil-friendly as possible without having to use herbicides. The project will be funded by the Federal Ministry of Food and Agriculture with around 1.1 million euros over the next three years.

Low weed threshold in medicinal plants

"Medicinal plants as well as tea and spice plants are particularly difficult model plants," explains project leader Ralf Pude from the Institute of Crop Science and Resource Conservation (INRES) at the University of Bonn. "The weed threshold is very low here, as even small quantities of certain weeds can make the products impossible to sell. As a result, manual labor and costs are currently very high in cultivation practice".

Detecting weeds with drones

The aim of the project that has just been started is the gentle weed control of medicinal plants. The aim is to replace costly manual weed plucking with mechanically gentle weed control solutions. The focus is on modern autonomous or digital solutions such as the use of drones. With their help, all weeds in medicinal plants and special crops will be recorded and automatically evaluated.

bb/um

Zweige, Äste, Blätter, Gräser und andere organische Abfälle landen häufig gemeinsam auf dem Kompost. Doch solche Garten- und Parkabfälle – auch Grüngut genannt – könnten wesentlich besser genutzt werden – sowohl stofflich als auch energetisch. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, die das Witzenhausen-Institut im Rahmen des Projektes Grün-OPTI durchgeführt hat. Das Vorhaben wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft im Bereich Energetische Biomassenutzung gefördert.

Grobes hölzernes Material trennen

Im Projekt gingen die Forscher gemeinsam mit Praxispartnern der Frage nach, wie eine hochwertigere Verwertung des Grünguts ermöglicht werden kann. Das Ergebnis: Um das Potenzial der pflanzlichen Abfälle besser zu nutzen, sollten gröbere hölzerne Materialien von der restlichen Biomasse vor der Kompostierung getrennt werden. So könnten nach Ansicht der Forscher beachtliche Mengen an Brennstoff für die thermische Verwertung bereitgestellt werden.

175 Betreiber von Kompostieranlagen wurden von den Forschern zuvor zur Trennung des Grünguts befragt. Die Umfrage ergab: Etwa 75% sortierten bereits gröbere Holzstücke vor der Kompostierung aus. Damit lag der Anteil des als Brennstoff eingebrachten Grünguts bei etwa 18%. Diese relativ geringe Ausbeute könnte nach Berechnungen des Forschungsinstituts jedoch auf 30% gesteigert werden.

Wegweiser für bessere Grüngut-Verwertung

Wie  – dafür wurden im Projekt Handlungsempfehlungen aufgestellt. Die Untersuchung zeigte, dass die Mengen an Grüngut steigen, wenn häufiger gesammelt wird und entsprechende Sammelplätze in größerer Anzahl vorhanden und gut erreichbar sind. Zudem wurde ein deutlicher Anstieg registriert, wenn das hölzerne Material kostenfrei abgegeben werden konnte. Bei der gebührenfreien Variante war die abgegebene Menge mit 75 Kilogramm pro Einwohner und Jahr fast doppelt so hoch wie bei der Bezahlversion. Das Fazit der Projektgruppe: Um die Verwertungsrate zu steigern, sollten die Betreiber der Entsorgungsanlagen mehr Komfort und Service bei der Erfassung des Grünguts bieten. Davon würde auch die Umwelt profitieren. Den Forschern zufolge ließen sich durch die Erzeugung von Kompost und regenerativer Energie allein bei den derzeit erfassten Mengen von 4,9 Millionen Tonnen Grüngut pro Jahr etwa 3,3 Millionen Tonnen CO2 einsparen.

bb

Konventionelle chemische Prozesse sind oft nicht besonders umweltfreundlich: Sie verlaufen bei hohen Temperaturen und Drücken, was viel Energie erfordert. Außerdem fallen meist Neben- oder Abfallprodukte an. Deshalb interessiert sich die Branche zunehmend für biokatalytische Alternativen, die zudem noch weit komplexere Moleküle ermöglichen. Dabei erfolgt die chemische Reaktion mit Hilfe von Enzymen, die hoch spezifisch und unter milden Bedingungen arbeiten. Schließlich hatte die Natur Millionen Jahre Zeit, die Struktur der Enzyme für ihre katalytische Aktivität zu optimieren. Die für eine bestimmte Reaktion geeigneten Enzyme zu identifizieren, ist jedoch aufwendig. Auch sind für eine wirtschaftliche Nutzung meist noch eine Reihe von Anpassungen für Enzym und Prozess notwendig.

Enzyme für C-C-Bindungen gesucht

Vor allem für Reaktionen, bei denen zwei Kohlenstoffatome verknüpft werden müssen – zu sogenannten C-C-Bindungen –, gibt es in der Industrie noch einen Mangel an geeigneten Enzymen. Dabei sind diese Reaktionen auf herkömmlichem Weg besonders problematisch: Sie erfordern meist starke Basen bzw. Säuren oder seltene Edelmetalle und erzeugen große Mengen an Salzen oder giftigen Abfallstoffen. Hier setzt das von der EU mit rund 8,2 Mio. Euro geförderte Projekt „CarbaZymes – Sustainable industrial processes based on a C-C bond-forming enzyme platform“ an. Vier Jahre lang suchten 14 Partner aus Hochschule und Industrie in Deutschland, Spanien, Niederlande und Großbritannien nach prozessrelevanten Enzymen, die C-C-Bindungen erzeugen und so in einer Aldolreaktion Vorstufen für verschiedene Bulkchemikalien und pharmazeutisch wirksame Substanzen herstellen. Welche das sind, basierte auf einer Analyse des Marktbedarfs durch die Industriepartner des Projekts.

Holz ist ein vielfältiger Rohstoff. Er wird als Baustoff und Brennstoff genutzt, zum Möbelbau, aber auch zur Herstellung von Biosprit und nachhaltigen Chemikalien. Doch der Klimawandel setzt den Wald als Rohstoffquelle zunehmend unter Druck. Vor allem Nadelhölzer wie Fichten haben in den vergangenen Jahren unter Trockenheit und Hitze gelitten, was den Baumbestand in einigen Regionen Deutschlands heftig dezimiert hat. Für die holzverarbeitende Industrie sind solche Versorgungsengpässe ein Problem.  

Forscher am Fraunhofer-Institut für Holzforschung, dem Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI), haben eine Lösung parat. Sie fanden heraus, wie man auch geringwertige Laubholzarten für die Herstellung von Holzwerkstoffen nutzen kann. „Geringwertige Laubhölzer sind in Zukunft sicher verfügbar. Die Nutzung als Basis für Holzwerkstoffe ist außerdem nachhaltiger als die als Heizmittel“, beschreibt Projektleiter Dirk Berthold.

Stoffliche Nutzung von Laubholz für Faserplatten möglich

Um den Wald widerstandsfähig zu machen, werden seit einiger Zeit mehr Laub- als Nadelbäume angebaut. Laubhölzer wie Buche galten bisher als geringwertig und wurden daher hauptsächlich thermisch verwertet. Fraunhofer-Forscher präsentieren nun erstmals eine stoffliche Nutzung für Faserplatten. Sie zeigen, dass nicht nur aus Nadelbäumen, sondern auch aus Laubhölzern mitteldichte und hochdichte Holzfaserplatten (MDF und HDF) hergestellt werden können.

Hohe Faserqualität auch bei Laubholz

Zahlreiche Versuche zur Zerfaserung wurden durchgeführt, um die Fasern mithilfe verschiedener Methoden zu fraktionieren und ihre Qualität zu beurteilen. Danach wurden jeweils Fasern aus Buche, Esche und Birke mit Fichtenfasern vermischt und zu MDF- und HDF-Platten weiterverarbeitet. Dabei stellten die WKI-Forscher fest, dass eine Substitution des Nadelholzes durch Laubholz von bis zu 50 Prozent möglich ist. „Wir konnten zeigen, dass bereits marktübliche Mahlscheiben-Garnituren gute Ergebnisse hinsichtlich der Faserausbeute und Größenverteilung erzielen. Die Faserqualitäten entsprechen denen reiner Nadelholzfasern und sind zur Herstellung von MDF- und HDF-Platten geeignet", fasst Berthold zusammen.

Einsatz in der Holzindustrie ohne großen Aufwand möglich

Tests ergaben, dass die neuen Faserplatten sowohl die Qualitätsanforderungen an die mechanischen als auch hygrischen Eigenschaften - die Reaktion auf Feuchtigkeit – erfüllen.  Die Forscher sind daher überzeugt, dass der Einsatz geringwertigen Laubholzes in der holzverarbeitenden Industrie für die Herstellung von MDF- und HDF-Platten „ohne größere Entwicklungsschritte“ möglich ist. „Anpassungen in der Produktion sind nur in der Vorsortierung auf dem Holzplatz und in der Anpassung der eingesetzten Additive notwendig“, sagt Berthold.

Versorgungsengpässe bei Nadelhölzern ausgleichen

Das Verfahren zur Herstellung von Faserplatten aus Laubholz wurde im Rahmen des Projektes GerLau gemeinsam mit der Georg-August-Universität Göttingen und der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt realisiert und durch das Bundeslandwirtschaftsministerium gefördert. Der holzverarbeitenden Industrie werden damit neue Möglichkeiten eröffnet, auf künftige Versorgungsengpässe bei Nadelholz zu reagieren.

bb

Wood is a diverse raw material. It is used as a building material and fuel, for furniture construction, but also for the production of biofuel and sustainable chemicals. But climate change is putting forests under increasing pressure as a source of raw materials. Coniferous woods such as spruce in particular have suffered from drought and heat in recent years, which has severely decimated the tree population in some regions of Germany. Such supply bottlenecks are a concern for the wood processing industry.

Researchers at the Fraunhofer Institute for Wood Research, the Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI), have a solution at hand. They found that low-value hardwood species can also be used for the production of wood-based materials. "Low-value hardwoods will be securely available in the future. Furthermore, the utilization as a basis for wood-based materials is more sustainable than the use as a heating medium," explains project manager Dirk Berthold.

Use of hardwood as a material for fiberboard possible

In order to make the forest more resilient, more hardwood trees than conifers have been cultivated for some time. Hardwoods such as beech have so far been considered low-grade and have therefore been used mainly for thermal purposes. Fraunhofer researchers are now for the first time presenting a material use for fiberboard. They show that medium- and high-density wood fiberboard (MDF and HDF) can be produced not only from softwoods, but also from hardwoods.

High fiber quality even with hardwoods

Numerous pulping experiments have been carried out to fractionate the fibers using various methods and to assess their quality. Fibres from beech, ash and birch were then mixed with spruce fibers and processed into MDF and HDF boards. The WKI researchers found that softwood can be substituted by hardwood up to 50 percent. "We were able to show that even commercially available grinding-disc sets achieve good results in terms of fiber yield and size distribution. The fiber qualities correspond to those of pure coniferous wood fibers and are suitable for the production of MDF and HDF boards," summarizes Berthold.

Use in the wood industry easily possible

Tests have shown that the new fiberboard meets both the quality requirements for mechanical and hygric properties - the reaction to moisture. The researchers are therefore convinced that the use of low-value hardwoods in the wood processing industry for the production of MDF and HDF boards is possible "without major development steps". "Adjustments in production are only necessary in preliminary sorting at the woodyard and in an adaptation of the applied additives," says Berthold.

Balancing supply bottlenecks for softwoods

The process for the production of fiberboard from hardwood was realized as part of the GerLau project in cooperation with the Georg-August-Universität Göttingen and the Nordwestdeutsche Forstlichen Versuchsanstalt and supported by the Federal Ministry of Agriculture. This opens up new possibilities for the wood processing industry to react to future supply bottlenecks for softwood.

bb/um

Wie funktioniert Photosynthese? Welche Nährstoffe braucht eine Pflanze? Die virtuelle „3D-Reise in die Pflanze – Plant Journey“ gibt Antworten auf solch elementare Fragen – und das auch auf spielerische Weise. Es ist ein etwas anderer Blick auf die Pflanzenforschung, den das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) mit dem Virtual-Reality-Spiel bietet. Das neue Werkzeug setzt nach Angaben der Entwickler erstmals virtuelle und augmentierte Realität zur Visualisierung komplexer biologischer Daten in der Pflanzenforschung ein. Das Ziel: diese riesigen Datenmengen im virtuellen Raum abbilden, modellieren und einen plastischen Eindruck davon vermitteln und so für Forscher und praktische Pflanzenzüchter intuitiv nutzbar machen. Ein Prototyp existiert bereits - als Lernhilfe für Schulen. Damit hoffen die Wissenschaftler, viele Interessierte für die Pflanzenforschung zu begeistern und das nicht nur virtuell, sondern auch im realen Leben.

Innenleben der Rapspflanze spielerisch erforschen

Doch wie funktioniert die Erkundungsreise und wo geht sie hin? In der virtuellen Welt tauchen die Spieler in das Innenleben einer Rapspflanze ein. In drei Kapiteln – Wurzel, Blatt und Samen – testen sie aus, wie beispielsweise die optimale Nährstoffversorgung für die Entwicklung von Pflanzenorganen geregelt werden muss. Weitere Informationen zur pflanzlichen Biologie gibt es über den zuschaltbaren Explorer-Modus. Diese Lerneinheit wird zugleich durch spielerische Elemente aufgelockert. So müssen im Blatt grün leuchtende Chloroplasten mit den Ausgangsstoffen der Photosynthese, Kohlendioxid und Wasser, beworfen und in der Wurzel wichtige Pflanzennährstoffe wie Ammonium und Nitrat zusammengebaut werden. Im Samen muss der Spieler dann mit Pfeil und Bogen Öl-Körper treffen, so dass diese anwachsen. Am Ende des Spiels entscheidet sich, ob man Lehrling oder bereits Meister ist.

3D-Pflanzenreise für VR NOW-Award nominiert

Eine erste virtuelle Reise in die Pflanze konnten Besucher auf der IdeenExpo 2019 in Hannover antreten. Nun hoffen die Entwickler, dass der für Schulen entwickelte Prototyp bald schon eine breite Anwendung findet. Das Spiel zur virtuellen Pflanzenerkundung entstand im Rahmen des im Juni gestarteten und vom Bundesforschungsministerium geförderten Verbundprojekts AVATARS. Daran beteiligt waren neben dem IPK Forscher der Universität Bielefeld, der Universität Kaiserslautern, der NPZ Innovation sowie VR-Spezialisten des Unternehmens Breakpoint One. Nun ist das Spiel für den VR NOW-Award in der Sparte Bildung nominiert. Er wird am 19. November in Potsdam auf der MediaHub Conference verliehen.

bb

Das Gentechnik-Urteil des Europäischen Gerichtshofes EuGH vom Sommer 2018 hat ein politisches Nachspiel: Der Europäische Rat, das politische Leitorgan der EU, hat die EU-Kommission am 8. November gebeten, durch eine Untersuchung zu klären, wie „neuartige genomische Mutagenese-Verfahren“ in Zukunft rechtlich eingestuft und reguliert werden sollen. Bis April 2021 sollen die Ergebnisse dieser Untersuchung vorgelegt werden – inklusive Vorschläge und einer Folgenabschätzung.

Überraschendes Urteil des EuGH

Der EuGH war im vergangenen Jahr zu einem überraschenden Urteil gekommen: Demnach sind sämtliche durch Mutagenese gewonnene Organismen gentechnisch veränderte Organismen (GVO) und fallen grundsätzlich unter die strenge Regulierung der europäischen Freisetzungsrichtlinie (2001/18/EG) für gentechnisch veränderte Organismen. Das gilt auch für die gezielte Mutagenese durch die Genomschere namens CRISPR-Cas und andere Werkzeuge des sogenannten Genome Editing, mit denen sich das Erbgut von Organismen viel gezielter als bisher verändern und bearbeiten lässt.

Praktische Fragen aufgeworfen

Die zentrale Passage in der Begründung des EU-Rates für das Ersuchen der Untersuchung im Wortlaut: „Das Urteil hat Rechtsklarheit über den Status neuer Mutageneseverfahren geschaffen, zugleich aber praktische Fragen aufgeworfen, die Konsequenzen für die zuständigen nationalen Behörden, die Wirtschaft der Union, insbesondere den Pflanzenzuchtsektor, die Forschung und darüber hinaus haben. Das betrifft unter anderem die Frage, wie die Einhaltung der Richtlinie 2001/18/EG sichergestellt werden kann, wenn mittels neuer Mutageneseverfahren gewonnene Erzeugnisse sich mit aktuellen Methoden nicht von Erzeugnissen, die aus natürlicher Mutation hervorgegangen sind, unterscheiden lassen, sowie die Frage, wie in einer solchen Situation die Gleichbehandlung zwischen eingeführten Erzeugnissen und innerhalb der Union hergestellten Erzeugnissen sichergestellt werden kann.“

Der Rat ersucht die Kommission, bis zum 30. April 2021 eine Untersuchung im Lichte des Urteils des Gerichtshofs zu dem Status neuartiger genomischer Verfahren im Rahmen des Unionsrechts vorzulegen und wenn nötig einen Vorschlag für eine Neuregelung zu unterbreiten sowie eine Folgenabschätzung anzustellen.

pg

The genetic engineering ruling of the European Court of Justice in the summer of 2018 has political repercussions: the European Council, the EU's leading political body, has asked the EU Commission to clarify how "novel genomic techniques" are to be legally classified and regulated in the future. The results of this study are to be presented by April 2021 - including proposals and an impact assessment.

Surprising ruling of the ECJ

Last year, the ECJ came to a surprising decision: All organisms obtained by mutagenesis are considered genetically modified organisms (GMOs) and are subject to the strict regulation of the European Release Directive (2001/18/EC) for genetically modified organisms. This also applies to targeted mutagenesis using the genome scissors called CRISPR-Cas and other tools known as genome editing, with which the genetic material of organisms can be modified and processed much more specifically than before.

Practical questions raised

The EU Council's explanatory memorandum for the request for the investigation states: "The ruling brought legal clarity as to the status of new mutagenesis techniques, but also raised practical questions which have consequences for the national competent authorities, the Union’s industry, in particular in the plant breeding sector, research and beyond. Those questions concern, inter alia, how to ensure compliance with Directive 2001/18/EC when products obtained by means of new mutagenesis techniques cannot be distinguished, using current methods, from products resulting from natural mutation, and how to ensure, in such a situation, the equal treatment between imported products and products produced within the Union."

The Council invites the Commission to submit by 30 April 2021 a study in light of the Court's judgment on the status of novel genomic techniques under Union law and, if necessary, to submit a proposal for new legislation and an impact assessment.

pg/um

Wenn Fabriken und Kommunen Wasser nutzen, wird es meist verschmutzt. Bevor es in die Umwelt zurückgelangen kann, durchläuft es daher in der Regel eine Kläranlage. Doch gerade für kleinere Kommunen stellen Kläranlagen einen erheblichen Kostenfaktor dar. Der Ruhrverband erprobt daher im Sauerland ein neues Verfahren aus den Niederlanden, das durch eine clevere mikrobiologische Reinigung Flächenbedarf, Strombedarf und Betriebsaufwand deutlich verringert.

Alle biologischen Prozesse in einem Becken

Ursprünglich wurde die Kläranlage in Altena auf 52.000 Einwohner ausgelegt – heute leben dort noch knapp 20.000 Menschen. Die Anlage soll deshalb neu geplant werden. Bislang erfolgte diese nach dem Belebungsverfahren. Im Faulbehälter wird der Schlamm anaerob stabilisiert, dann maschinell entwässert und anschließend einer thermischen Verwertung zugeführt. Künftig will die Kommune für die biologische Reinigung auf das Nereda-Verfahren setzen. Während die reinigenden Mikroorganismen normalerweise Flocken bilden, ordnen sie sich bei diesem Verfahren zu kugelförmigen Granulen an. Der Clou: Im Inneren der Granulen laufen die sauerstoffempfindlichen anaeroben Reinigungsprozesse ab, in ihren äußeren Bereichen die aeroben Prozesse, die auf Sauerstoff angewiesen sind. Auf diese Weise kommt die Kläranlage ohne bewegliche Teile im Becken und ohne zusätzliches Nachklärbecken aus.

Energie, Fläche, Chemikalien und Arbeit einsparen

Neben der Flächeneinsparung hat die Methode weitere Vorteile: Es ist äußerst robust, und der Wartungsbedarf sehr gering. Gesteuert und überwacht wird die Anlage dank moderner Mess- und Regeltechnik aus der Ferne. Die nötige Energie ist um rund 30% geringer als bei herkömmlichen Alternativen, was in Altena zu einer jährlichen CO2-Einsparung von 7,6 Kilogramm pro Einwohner fführen würde. Und durch eine weitgehend biologische Phosphatfällung, mit der der wertvolle Rohstoff zurückgewonnen wird, können drei Viertel des sonst nötigen chemischen Fällmittels eingespart werden.

Pilotprojekt testet Einhaltung der Grenzwerte

Insgesamt betreibt der Ruhrverband für seine Mitglieder über 60 Kläranlagen in Nordrhein-Westfalen und reinigt dort die Abwässer von mehr als zwei Millionen Menschen und zahlreichen Gewerbebetrieben. Das Pilotvorhaben soll beweisen, ob das Nereda-Verfahren auch den besonders strengen Grenzen der Überwachungswerte in Deutschland gerecht werden kann. Bislang ist die Methode nur in Ländern im Einsatz, die höhere Grenzwerte haben oder Mittelwerte der Kontrollen heranziehen. Das Bundesumweltministerium fördert das Pilotprojekt mit rund 1,4 Mio. Euro aus dem Umweltinnovationsprogramm.

bl

When factories and municipalities use water, it is usually polluted. Before it can be returned to the environment, it usually passes through a sewage treatment plant. However, sewage treatment plants represent a considerable cost factor, especially for smaller municipalities. The Ruhrverband is therefore testing a new process from the Netherlands in the Sauerland region that uses smart microbiological cleaning to significantly reduce space requirements, electricity consumption and operating costs.

All biological processes in one basin

Originally, the wastewater treatment plant in Altena was designed for 52,000 inhabitants - today just under 20,000 people still live there. The plant is therefore scheduled to be redesigned. So far, this has been done using the activated sludge process. In the digester, the sludge is anaerobically stabilized, then mechanically dewatered and then sent for thermal recycling. In future, the municipality plans to use the Nereda process for biological purification. While the cleaning microorganisms normally form flakes, in this process, they arrange themselves into spherical granules. The oxygen-sensitive anaerobic purification processes take place inside the granules and the aerobic processes, which depend on oxygen, take place on the outside. In this way, the treatment plant does not need any moving parts in the tank and no additional secondary clarifier.

Saving energy, space, chemicals and labour

In addition to saving space, the method has other advantages: It is extremely robust and requires very little maintenance. Thanks to modern measuring and control technology, the system is controlled and monitored remotely. The required energy is around 30% lower than with conventional alternatives, which would lead to an annual CO2 saving of 7.6 kilograms per inhabitant in Altena. And in addition, three quarters of the chemical precipitant can be avoided.

Pilot project tests compliance with limit values

The Ruhrverband operates more than 60 sewage treatment plants in North Rhine-Westphalia and treats the wastewater of more than two million people and numerous commercial enterprises there. The pilot project is intended to prove whether the Nereda process can also meet the particularly strict limit values in Germany. So far, the method has only been used in countries that have higher limit values or use mean values of the controls. The Federal Environment Ministry is funding the pilot project with around 1.4 million euros from the Environmental Innovation Programme.

bl/um

Wie entwickeln sich Automatisierung und Autonomisierung in der Landwirtschaft? Dieser Frage sind Forscher des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering (IESE) gemeinsam mit der Kleffmann-Gruppe nachgegangen. Das Ergebnis: Die Feldarbeit wird immer autonomer. Damit steigt auch die Flächeneffizienz, und die Umweltbelastungen sinken.

Zuerst in Europa und Nordamerika

Die Wissenschaftler haben für ihre Analyse zahlreiche Experten befragt und aus deren Einschätzungen Szenarien für die Zeit bis 2045 entwickelt. Für rein menschengesteuerte Maschinen sagt die Untersuchung praktisch keine Weiterentwicklung mehr voraus. Systeme, in denen heute schon Software die menschlichen Nutzer unterstützt, werden hingegen zunehmend autonomer bis hin zu vollautonomen Feldmaschinen, die schließlich selbst ihre Arbeitspläne erstellen. Getrieben wird diese Entwicklung vor allem durch den europäischen und den nordamerikanischen Markt.

Bodenverdichtung vermeiden

Die Studie sieht jedoch deutliche Unterschiede in der Autonomisierung zwischen den einzelnen Aufgaben im Verlauf eines Anbaujahres. Schritte, die eine hohe Zugleistung der Maschinen erfordern und bislang eine hohe Bodenverdichtung zur Folge haben – Bodenbearbeitung und Gülle-Ausbringung –, dürften künftig autonom erfolgen, um durch optimierte Routen den Einfluss auf den Boden zu minimieren. Ähnliches prognostiziert die Studie für den Transport der Ernten.

Individuelle Behandlung der Pflanzen

Wichtig wird die Autonomie außerdem für alle Schritte, die sich dadurch optimieren lassen, dass sie einzelne Pflanzen oder Teilflächen individuell behandeln: Saatgut, mechanische Unkrautbekämpfung, mineralische Düngung und Pflanzenschutz. Das führt nicht nur zu einer optimierten Flächenleistung. Auch der Bedarf an Dünge- und Pflanzenschutzmitteln ist geringer. Durchgeführt werden diese Aufgaben der Studie zufolge teils durch autonome Maschinen, teils durch vernetzte Roboterschwärme. Für Reihenkulturen wie Mais und Zuckerrüben existieren erste derartige Lösungen bereits.

Langsamer Verlauf der Autonomisierung

Nicht zuletzt wegen der Kosten und Abschreibungsdauer der Feldmaschinen erwarten die Experten, dass sich die Autonomisierung eher langsam ausbreitet. Unterschiede dürften dabei auch durch die Rahmenbedingungen der jeweiligen Regionen und die Feldgrößen der jeweiligen Landwirte bedingt sein.

bl

Das Bundesforschungsministerium unterstützt unter anderem mit der Fördermaßnahme „Nutzpflanzen der Zukunft" die Erforschung neuer Methoden und Werkzeuge für die Pflanzenzüchtung. Im Projekt „CROpto" nimmt ein Team um Dag Heinemann vom Laser Zentrum Hannover die Kartoffel ins Visier. Mithilfe kurzer Laserimpulse wollen die Forscher die Moleküle der Genschere CRISPR-Cas schonend in Pflanzenzellen bugsieren und so die Züchtung neuer Sorten beschleunigen und transgenfrei machen.