Windeln aus nachwachsenden Rohstoffen, die voll kompostierbar sind: Dieses Ziel hat Dominik Franck mit seinem Unternehmen "Fairwindel" im Blick. Inspiriert von den Windelbergen seiner Tochter, entwickelte der Chemiker eine Windel, die zu Teilen aus Kartoffelstärke und Mais besteht. 2015 wurde das von ihm und seiner Frau geleitete Mühlenbecker Unternehmen "Fairwindel" als nachhaltiges Startup ausgezeichnet.
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Nappies of renewable raw materials that are completely biodegradable: That is the aim that Dominik Franck is pursuing with his 'Fairwindel' company. 'Inspired' by his daughter's mountain of nappies, the chemist has developed a new type of nappy partly consisting of potato starch and maize. The 'Fairwindel' company, managed by Franck together with his wife in Mühlenbeck near Berlin, was commended in 2015 as a sustainability startup.
Startschuss für das große Saison-Finale des internationalen iGEM-Wettbewerbs für Synthetische Biologie: Diesmal steigt das „Giant Jamboree“ vom 27. bis 31. Oktober in Boston. Mit dabei ist wie auch in den Vorjahren ein großer Tross aus Deutschland: 13 deutsche Hochschulteams sind an die US-Ostküste gereist, um bei der Endrunde des studentischen Biotech-Tüftelwettbewerbs dabei zu sein. Rund 300 Teams und tausende Teilnehmer aus aller Welt gehen im „Hynes Convention Center“ auf Titeljagd. Neben Medaillen in Gold, Silber und Bronze winkt für den Gesamtsieg der Silberne BioBrick.
In diesem Jahr sind 13 Uni-Teams aus der gesamten Bundesrepublik in Boston vertreten. Typisch für iGEM: Sie haben sich selbst um die Finanzierung des Projekts und der Reise gekümmert und erfolgreich Gelder und Labormaterial von Sponsoren eingeworben. Das Bielefelder iGEM-Team hat sogar erstmals über die Crowdfunding-Plattform Startnext versucht, private Unterstützer für sein Projekt zu gewinnen. Und das Marburger Team hat sogar von der EU eine Förderung im Rahmen der Ausschreibung „Synergene“ eingeworben. Auf Initiative des Teams Marburg hatten sich alle deutschen Teams bereits im August getroffen und über ihre diesjährigen Projekte ausgetauscht.
Der Überblick über die Projektideen der deutschen iGEM-Teams im Jahr 2016:
Aachen: Die iGEMer von der RWTH Aachen wollen gängige Waschmittel-Pulver von der toxischen Chemikalie Borsäure befreien. Der Hemmstoff wird dem Pulver zugemischt, damit die Enzyme erst in der Waschmaschine aktiv werden. Das Team hat als umweltfreundliche Alternative Proteasen entwickelt, die mithilfe von Licht gesteuert und aktiviert werden können.
Bielefeld: Die Bielefelder iGEMer wollen Antikörper-ähnliche Proteine entwickeln, die sogenannten Evobodies, die künftig einmal in Diagnostik und Virustherapie zum Einsatz kommen könnten. Mit ihrem bakteriellen System lassen sich Bindeproteine für eine molekulare Zielstruktur super-schnell entwickeln und herausfiltern. Für die Bielefelder ist es „Molekulares Speed-Dating im Kampf gegen wandlungsfähige Pathogene – wie Zika, Dengue oder Grippe“.
Bonn: Das Team der Uni Bonn will das Recycling von Papier noch ökologischer machen – mithilfe von Enzymen, die effizient Druckerschwärze entfernen können, ein Prozess der „De-inking“ genannt wird.
Darmstadt: Das Thema Biosicherheit steht im Vordergrund des Projekts von Team der TU Darmstadt. Sie haben gentechnisch veränderte Bakterien mit einer „Ausgangssperre“ konstruiert – außerhalb des Labors können sie nicht existieren. Der Clou: Die Bakterien müssen mit einer künstlichen Aminosäure gefüttert werden – die es in der Natur nicht gibt.
Düsseldorf: Das Team aus Düsseldorf will Krebszellen mit einem Licht-Doppelschlag bekämpfen. Dazu bauen sie gleich zwei optogenetische Schalter-Proteine in Krebszellen ein, eines reagiert auf rotes, das andere auf Blaulicht. Im Doppelpack leiten sie gezielt den programmierten Zelltod der Krebszelle ein, die Apoptose (double-kill-switch).
Freiburg: Die Freiburger tüfteln an maßgeschneiderten Sporen der Mikrobe Bacillus subtilis als smarte Vehikel für eine zielgerichtete Medikamententherapie gegen Colitis ulcerosa, eine Autoimmunerkrankung des Dickdarms. Die Sporen sind mit Nanobodies für die Zielerkennung im Darm ausgestattet. Und vor Ort im entzündeten Gewebe aktiviert wandeln sie eine Vorstufe eines Zellgifts in dessen aktive Form um.
Göttingen: Team Göttingen will die biotechnologische Herstellung von Vitamin B12 im Labor wesentlich vereinfachen. Dazu wollen sie Bakterien mit einem Export-System ausstatten. Bisher stellen B12-Produktionsorganismen das Vitamin zwar her, die Zellen müssen aber aufwendig aufgebrochen werden, um an das Vitamin zu gelangen. Mit dem synthetischen Ausschleuse-System („Synporter“) würde der Schritt entfallen.
Hamburg: Das Hamburger iGEM-Team hat diesmal einen Biosensor entwickelt, der Erreger der Art Chlamydia trachomatis gezielt aufspüren kann. Chlamydien zählen zu den Geschlechtskrankheiten, sie werden meist ungezielt mit Breitband-Antibiotika behandelt. Ein präziser Test könnte die Therapie verbessern.
Hannover: Die Niedersachsen haben in ihrem Projekt ein molekularbiologisches Präzisionswerkzeug, die Designer-Nuklease TALEN, noch robuster für die Verwendung im Laboralltag gemacht, in dem sie ihr eine Ringform gegeben haben („TALE-Bots“).
Nürnberg-Erlangen: Die Tüftler aus Nürnberg wollen in dem Projekt „Coli-Voltaic“ Farbstoff-Solarzellen herstellen, die aus Biofilmen aufgebaut sind. Die iGEMer stützen ihr System auf sogenannte Curli-Fasern, bakterielle Proteinaggregate, die als Nanodrähte fungieren können.
München: Die LMU und die TU München machen diesmal gemeinsame Sache. Sie beschäftigen sich mit Hightech-Gewebe aus dem 3D-Drucker. Dazu stellen sie eine besondere Biotech-Tinte her („Biotink“). Damit lassen sich Zellen sehr gezielt und filigran auf Oberflächen aufdrucken.
Marburg: Das Team der Philipps-Universität will eine Endosymbiose im Labor nachstellen. Auf diesem Weg will es eine neuartige Produktionsplattform namens „Syndustry“ konstruieren. Dazu wollen sie photosynthetische Cyanobakterien in größeren Zellen einbringen.
Tübingen: Das Team aus Tübingen will Menschen mit einer erblichen Fructose-Intoleranz helfen. Dazu wollen die schwäbischen Tüftler probiotische Lactobazillen mit dem Enzym Aldolase ausstatten.
pg
Ob Automobil- und Luftfahrtindustrie, Elektronik- und Medizintechnik oder Verpackungsindustrie: Kunststoffe sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch die Branche, die wie kaum eine Andere auf die fossile Ressource Erdöl setzt, steht vor einem Umbruch. Das machte einmal mehr der weltgrößte Branchentreff der Kunststoff- und Kautschukindustrie K 2016 in Düsseldorf deutlich. Energie-, Material- und Ressourceneffizienz waren dominierende Themen der internationalen Leistungsschau.
Anspruchsvolle Verbraucher
230.000 Fachbesucher aus mehr als 160 Ländern kamen nach Angaben der Messeveranstalter während der acht Tage auf das Düsseldorfer Messegelände, um sich über Neuheiten zu informieren. Dabei standen insbesondere neue Werkstoffe, innovative Recyclingkonzepte, neue Einsatzbereiche für Biokunststoffe und additive Fertigung im Zentrum des Interesses. Die insgesamt 3.285 Aussteller sahen sich hier zunehmend anspruchsvollen Verbrauchern gegenüber, wie die „Messe Düsseldorf“ resümiert.
Nachhaltigen Kunststoffen gehört die Zukunft
Höhepunkt der Kunststoffmesse war auch in diesem Jahr die Sonderschau „Plastics shape the future", die ihren Fokus auf die Funktionalität, die Ästhetik und die Nachhaltigkeit von Kunststoff legte. Das Projekt, das unter Federführung von PlasticsEurope Deutschland und der Messe Düsseldorf steht, wurde bereits zum neunten Mal im Rahmen des Branchentreffs veranstaltet. Erstmals gab es jedoch spezielle Thementage, an denen Experten aus Wissenschaft, Industrie und Politik über ökonomische, soziale und ökologische Herausforderungen und Lösungsansätze informierten und diskutierten. Dabei wurden auch so brisante Themen wie Plastikmüll im Meer und Ressourceneffizenz nicht ausgespart. Im Ergebnis waren sich die Experten einig, dass funktional, ästhetisch und nachhaltigen Kunststoffen die Zukunft gehört.
Auch wenn Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau den Branchentreff erneut dominierten: Naturfaser-Hersteller haben inzwischen einen festen Platz bei der Kunststoffmesse. Unternehmen wie die Biofibres GmbH aus dem bayrischen Altdorf zeigten, wie aus Samen oder Baumrinde Granulate für naturfaserverstärkte und obendrein CO2-neutrale Biokunststoffe entstehen können. Daneben gaben Forschungseinrichtungen wie das Fraunhofer-Institut für Holzforschung Wilhelm-Klauditz-Institut WKI einen Einblick in neue Entwicklungen auf dem Feld der Verfahrens- und Systemtechnik für Holzwerkstoffe.
Info-Datenbank zu Biokunststoffen online
Trotz des positiven Trends: Biokunststoffe haben noch immer einen geringen Marktanteil. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es oftmals noch an Informationen und am Know-How für die Verarbeitung fehlt. Ein Konsortium unter der Leitung des Süddeutschen Kunststoff-Zentrums SKZ schließt diese Lücke nun. Im Rahmen der Kunststoffmesse stellte das Gremium die neue Online-Datenbank www.biokunststoffe-verarbeiten.de vor. In dem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderten Vorhaben stehen Interessenten nun entsprechende Prozess- und Verarbeitungsparameter frei zur Verfügung.
Nicht nur Aussteller- und Besucherzahlen brachten in diesem Jahr auf der K2016 alle Rekorde. Auch wurden noch nie so viele Verträge mit Unternehmen spontan unterzeichnet. „Eine solche Vielzahl entscheidungs- und kauffreudiger Kunden habe ich auf einer Messe noch nicht erlebt. Es war vom ersten Messetag an klar, dass die Kunden sich nicht nur über neue Technologien informieren wollten, sondern diese auch kaufen. In allen unseren Abnehmerbranchen und in allen Regionen der Welt wird kräftig investiert", resümierte Ulrich Reifenhäuser, Vorsitzender des Ausstellerbeirates der K 2016. Die nächste Kunststoffmesse in Düsseldorf findet vom 16. bis 23. Oktober 2019 statt.
bb
Flachs oder Lein ist eine Faserpflanze, die über Jahrhunderte hinweg den Rohstoff für Textilien lieferte, bevor der Siegeszug der Baumwolle begann. Seit einiger Zeit erfährt die Leinpflanze jedoch wieder mehr Aufmerksamkeit: Die Werkstoffforschung hat Flachs für sich entdeckt. Die Steifigkeit und Festigkeit der Fasern, die Flachs für Textilanwendungen eher unattraktiv macht, weckt zunehmend das Interesse der Wissenschaftler, um neue biobasierte Verbundwerkstoffe zu kreieren. „Die Pflanze hat einen dünnen Stängel, der besonders biegesteif ist. Wenn man leicht bauen will, wie im Automobilbereich, braucht man Fasern mit hoher Festigkeit und Steifigkeit, die zudem leicht sind“, erklärt Jörg Müssig von der Hochschule Bremen – HSB –.
Flachsfasern für neue Verbundwerkstoffe
Im Rahmen des internationalen Verbundprojektes „Verbesserte Biowerkstoffe aus Flachs durch angewandte Genomik – FIBRAGEN“ hat das Team um Jörg Müssig gemeinsam mit Molekularbiologen, Pflanzenzüchtern und Wertstoffforschern aus Frankreich, Spanien und Kanada untersucht, wie Flachsfasern durch Züchtung für die Nutzung in Verbundwerkstoffen optimiert werden können. Das Forschungsvorhaben lief von Mai 2011 bis März 2015 und wurde jeweils von den beteiligten Ländern finanziert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) beteiligte sich mit rund 180.000 Euro.
Werkzeugkasten für Züchter
Dass Leinfasern hervorragende technische Eigenschaften haben, ist lange bekannt. „Flachsfasern wurden schon in Ziegeln im alten Ägypten zur Verstärkung eingesetzt“, sagt Müssig. Dennoch: Die textile Anwendung hatte lange Vorrang. Inzwischen sind Leinfasern für Autoindustrie und Sportgerätehersteller eine Alternative zu Glasfaserverbundwerkstoffen. Entgegen diesem Trend ist die Flachsfaser-Züchtung bis heute auf textile Anwendungen fokussiert. „Ziel des Projektes war es daher, den Züchtern einen Werkzeugkasten für den Umgang mit den Pflanzen an die Hand zu geben, um zukünftig gezielte Züchtung für die technische Anwendung betreiben zu können“, erklärt der Bremer Werkstoffexperte.
Aufgabe des Bremer Teams im Projekt war es, die verschiedenen Flachssorten zu charakterisieren und auf ihre Eignung im Verbundwerkstoff zu untersuchen. Hier arbeitete das deutsche Team mit Forschern aus Frankreich und Spanien zusammen. Die Sequenzierung des Genoms der einzelnen Flachssorten lag dagegen vornehmlich in den Händen französischer Molekularbiologen der Universität in Lille unterstützt durch kanadische Kollegen von der University of British Columbia.
Zehn Flachssorten im Verbundwerkstofftest
„Wir schauten uns an, welchen Effekt eine Faser im Verbundwerkstoff hat“, berichtet Katharina Haag, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt Fibragen. Zehn verschiedene, meist in Frankreich beheimatete Flachssorten, standen im Fokus der Untersuchung. Zur Charakterisierung der einzelnen Pflanzenarten wurden die Fasern in Bremen hinsichtlich ihrer mechanischen und morphologischen Eigenschaften vermessen und mittels eines Rankings bewertet. „Vorausgegangen war eine extrem lange und aufwendige Datenanalyse, um zu sehen, welche Einflussgrößen es gibt.“
Flax, also known as linseed, is a fibrous plant that was used as the basic raw material for textiles for hundreds of years, before being eclipsed by cotton. But for some time now, flax has been drawing attention again: Specifically, materials researchers are discovering new potential in it. The very stiffness and durability of the fibres that is something of a disadvantage for textiles is what the scientists are looking for in order to create new composite materials. "The plant has a thin stalk that is extremely rigid. If there is a need for lightweight construction, such as in the automotive industry, one needs fibres that are very strong and rigid, and at the same time light," explains Jörg Müssig from the Bremen University of Applied Sciences.
Flax fibres for new composite materials
As part of the international 'FIBRAGEN - Flax for Improved Biomaterials through applied Genomics' joint project, and together with molecular biologists, plant breeders and materials researchers from France, Spain and Canada, Jörg Müssig and his team investigated how flax fibres can be optimized through breeding for use in composite materials. The research project ran from May 2011 until March 2015, funded by the countries concerned. The Federal Ministry for Education and Research (Bundesministerium für Bildung und Forschung) contributed around 180,000 euros.
A toolbox for breeders
It has long been known that flax fibres have excellent technological properties. "Flax fibres were already being used in tiles as strengtheners in Ancient Egypt," points out Müssig. Nevertheless, the use for textiles predominated over a long period. Meanwhile, flax fibres have advanced to become an alternative to glass fibre composites in the automotive industry as well as for sports equipment manufacturers. Despite this trend, flax breeding is still focussed on textiles. "So the goal of this project was to provide breeders with a toolbox that will support them when it comes to targeted breeding for technical applications in the future," explains the materials expert from Bremen.
Within the project, the task of the team from Bremen was to classify the flax varieties and investigate their suitability for use in composite materials. The German team cooperated with researchers from France and Spain here. The sequencing of the genomes of the individual flax varieties, on the other hand, was mainly in the hands of French molecular biologists from the University of Lille assisted by Canadian colleagues from the University of British Columbia.
Ten types of flax in the composite material test
We studied the effect that a given fibre had in the composite material," reports Katharina Haag, a member of the scientific team working on Fibragen. Ten different flax varieties were under investigation, most of them originating from France. In Bremen, the plant varieties were classified according to the mechanical and morphological properties of their fibres, and then ranked on the basis of the results. "This was preceded by an extremely long and complicated data analysis to establish what kind of parameters influence these properties."
The evaluation yielded these results: In order to better exploit the potential of flax fibres as renewable raw materials in composite materials, both the cultivation conditions as well as the subsequent treatment need to be optimized. The fibres are separated from the stalks of the plant by means of so-called retting. This simply means that the harvest is left on the field for several weeks. "In order to get at the fibres more readily, one uses the microorganisms present on the field. They decompose the cell wall components without attacking the fibres," explains Müssig. This separates the fibre bundles from the rest of the plant tissues.
The retting is a decisive factor for the quality of the flax fibres
Flax can be grown practically everywhere, but the quality of the fibres depends greatly on the retting process. What is needed is the right balance between humidity and dryness. "Too much humidity damages the fibre. It needs to be near the coast, where the stalks alternatingly get covered with dew at night and then dry off during the day." As a uniform quality is essential for fibre production, the various plant varieties were studied by the researchers over a period of two years.
The quality of the flax fibres is also influenced by the kind of treatment to which they are subjected. "These treatment techniques affect the lengths of the fibres in different ways. Therefore we tested the types in respect of differing composition techniques," explains the expert. Thus in France and Spain the techniques of compounding and injection moulding as well as vacuum infusion with short fibres were used, whereas in Bremen composite materials were made using a pultrusion technique from fibres that were not cut to size beforehand.
As a result, the researchers now dispose over a large pool of information that they can make available to the breeders with a view to optimizing flax fibre cultivation. "Now the breeders know that certain kinds perform better during the retting phase, and the fibres can be extracted more easily and then processed into composite materials while sustaining little or no damage," concludes Müssig.
The winner: flax fibre Diane
The flax variety 'Diane' ranked best over the course of the two test years in all three processing 'disciplines', and considerably better than the average. In comparison with the other nine varieties, it displayed especially good suitability for composite materials in terms of strength and rigidity. For Müssig there is no doubt: "If Diane can be processed under optimal conditions, it already has the potential for use in high-end technological applications." But even with this variety, the prerequisite for a high-quality fibre is that the retting takes place under optimal conditions and the separation is performed carefully.
Replacing glass fibres by flax
As part of the research project, French scientists also completely decoded the genomes of the individual flax varieties. However, it is still not clear which genes are responsible for the strength and rigidity in each case, and also not clear which type has the best cell wall composition to promote uniform retting. Now these questions are to be addressed by correlating the genome data with the data gained in Bremen. Even today, flax fibres have a great potential for use in technical applications – assuming that the harvest and treatment are optimized. Müssig notes: "Wherever composite materials are subjected to bending loads, flax fibres can present an alternative to glass fibres."
Author: Beatrix Boldt
Ob Honig- oder Wildbiene: Bienen sind als Bestäuber für Natur und Mensch unverzichtbar. Angelockt von Blütenduft und -farbe tragen sie die Samen von Pflanze zu Pflanze und sorgen damit wesentlich für den Fortbestand des Ökosystems. Doch der Bestand an Wildbienen und anderen Insekten schwindet dramatisch, warnen Experten jetzt in einer Resolution an das Bundesumweltministerium. Darin fordern 77 deutsche Forscher von der Bundespolitik Sofortmaßnahmen, um das Artensterben bei diesen Hautflüglern zu stoppen. Die Resolution zum Schutz der Insekten wurde Ende Oktober auf der 12. Hymenopterologen-Tagung, einer Biologen-Fachtagung zum Thema Hautflügler, in Stuttgart verabschiedet. „Wir hoffen, dass durch unsere Resolution in der Öffentlichkeit der Ernst der Lage erkannt wird und die Politik Maßnahmen ergreift“, so Lars Krogmann, Wissenschaftler am Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart.
In China müssen bereits Bäume und Pflanzen per Hand bestäubt werden, weil ganze Landteile auf die tierischen Helfer verzichten müssen. Soweit soll es in Deutschland nicht kommen. Doch neueste Forschungsergebnisse sind alarmierend. Danach ist der Bestand an Wildbienen und anderen Insekten auch hierzulande dramatisch gesunken. „Kollegen aus Nordrhein-Westfalen untersuchen Insektenbestände über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren und beobachten, dass immer mehr Arten aussterben und die Insektenzahl insgesamt zurückgeht“, sagt Entomologe Lars Krogmann.
Stummer Frühling droht
Davon betroffen sind vor allem die Bestände bestimmter Wildbienenarten, die bereits auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehen. In einigen Gegenden ist der Bestand danach um bis zu 75 Prozent innerhalb von 10 Jahren zurückgegangen. „Das ist Alarmstufe Rot “, betont Tierökologe Johannes Steidle von der Universität Hohenheim. Die Experten befürchten: Wenn sich der Trend ungebremst fortsetzt, sind die bedrohten Wildbienen-Arten bereits in „weniger als zehn Jahren“ ausgestorben. Damit drohe ein zweiter „stummer Frühling“, fürchten die Experten.
Moderne Landwirtschaft beeinflusst Artenschwund
Neben dem Verlust von Lebensraum infolge zunehmender Flächenversiegelung, dem Klimawandel und dem Einfluss einwandernder Arten sehen die Unterzeichner vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft als Ursache für den Artenschwund. Insbesondere Überdüngung und Pestizideinsatz aber auch Reduzierung der Strukturvielfalt sind dafür aus Sicht der Biodiversitäts-Experten wichtige Treiber.
Pestizide schwächen Bienen
Auch wenn Neonicotinoide zunächst bei Bienen keinen tödliche Wirkung zeigten. Dennoch gibt es nach Aussage der Forscher mittlerweile zahlreiche Studien, die Langzeitwirkungen des Pestizides aufzeigen und eine Anreicherung von Neonicotioniden in Ackerböden belegen, selbst bei vorschriftsmäßiger Anwendung des Pestizids. Steidle erklärt, welche Auswirkungen bei den Bienen beobachtet wurden: „Ihre Lernfähigkeit ist vermindert, sie können nicht mehr so gut riechen, und es wurde beobachtet, dass bei Honigbienen der Bienentanz gestört ist. Die Folge ist, dass die Populationsgröße immer weiter abnimmt.“
Verbot von Neonicotinoiden gefordert
In ihrer Resolution verlangen die Forscher daher ein komplettes Verbot von Insektengiften der Gruppe der Neonicotinoide bis zum wissenschaftlich Nachweis, dass das Schädlingsbekämpfungsmittel umweltverträglich ist. Außerdem fordern sie Maßnahmen, um die Strukturvielfalt in der Kulturlandschaft wie eine Verbesserung des Blütenangebots zu erhöhen und ein Langzeit-Monitoring von Insekten vor allem bei Wildbienen, um zukünftig gefährdete Bestände besser lokalisieren und und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten zu können. „Wir sehen die Herausforderung darin, eine moderne Landwirtschaft zu entwickeln, die auf Nachhaltigkeit angelegt ist und die Artenvielfalt nicht gefährdet“, so die Experten in ihrer Resolution.
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Die zukünftige Ernährungssicherung gilt als eine der größten Herausforderungen der Zukunft. Die Entwicklung leistungsstarker und klimatoleranter Pflanzen steht daher im Zentrum der weltweiten Forschung. Am Wissenschaftscampus Halle (WCH) sind in diesem Jahr sieben neue Verbundprojekte gestartet, in denen die Pflanzenzüchtung im Fokus steht. Die Vorhaben werden mit insgesamt 1,6 Mio. Euro vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und der Leibniz-Gemeinschaft gefördert.
Getreidezüchtung optimieren
In einem der Verbundprojekte geht es um die Entwicklung einer Gersten-Epigenom-Plattform, die Züchtern als Werkzeug für neue resistente Getreidesorten dienen soll. Die Forscher wollen epigenetischen Kontrollfaktoren bei Getreidepflanzen aufspüren, die die pflanzliche Leistungsfähigkeit bei Stressbedingungen absichern. Um die Ergebnisse der Forschung möglichst schnell in die Praxis zu bringen, arbeiten die Wissenschaftler mit dem Unternehmen Saaten-Union Biotec GmbH zusammen. Die Epigenom-Plattform soll langfristig bei der Optimierung von Züchtungsstrategien eingesetzt werden. Das Projekt AgriMyths wiederum beschäftigt sich mit landwirtschaftlichen Mythen aus ethischer und agrarökonomischer Sicht. Weitere Projekte erforschen die Stresstoleranz von Nutzpflanzen oder die Gewinnung von biobasierten Chemikalien aus Holz.
Praktikable Lösungsansätze für die Zukunft
„Durch die zukunftsweisenden Verbundforschungsprojekte unter dem Dach des WCH wird Wissen geschaffen, um künftigen gesellschaftlichen Herausforderungen mit praktikablen Lösungsansätzen zu begegnen“, erklärte Sachsen-Anhalts Wissenschafts-Staatssekretär Armin Willingmann bei der Vorstellung der Vorhaben Anfang November.
In den auf drei Jahre angelegten Projekten arbeiten jeweils Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Hochschule Anhalt mit Forschern der regionalen Leibniz-Institute für Pflanzenbiochemie, der Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung und der Agrarentwicklung in Transformationsökonomien sowie dem Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse zusammen.
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Insekten als Nahrungsmittel haben viele Vorteile. Davon ist der Gründer und Geschäftsführer von Bugfoundation, Max Krämer, überzeugt. Was der Geograf einst auf seinen Asienreisen schätzen lernte, soll bald auch hiesige Gaumen erfreuen. Mit dem ersten "Insektenburger" will der Osnabrücker Jungunternehmer die Fastfoodkost in Europa gesünder und nachhaltiger machen. Rein optisch sieht der "Bux Burger" wie ein normaler Hamburger aus. Er besteht jedoch zu 50% aus gemahlenen Buffalo-Würmern und weiteren pflanzlichen Bestandteilen.
Insects as food present many advantages. That is something that Max Krämer, founder of Bugfoundation, is convinced about. What the geographer once encountered and learned to appreciate on his trips to Asia will soon be winning converts here. The young entrepreneur from Osnabrück plans to make European fast food healthier and more sustainable by means of the first 'insect burger'. The 'Bux Burger' looks just like a normal hamburger. But it consists of 50% ground buffalo worms, and the rest is of vegetable origin.
Jubel in Boston: Beim Finale des iGEM-Wettbewerbs hat das Team München den Gesamtsieg in der Kategorie „Overgraduate“ abgeräumt. Das Gemeinschaftsteam von TU München und Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) konnte mit einem 3D-Zelldrucker und dazu passender Bio-Tinte die Fachjury am deutlichsten überzeugen. Mehr als 300 Hochschulteams aus aller Welt hatten beim „Giant Jamboree“ ihre Projekte zur Synthetischen Biologie präsentiert.
Riesen-Legostein nach München geholt
Die 13 deutschen Teams kehren mit reichlich Medaillen und Titeln von dem Megaevent an der US-Ostküste zurück: Für die hiesigen Teams gab es fünfmal Gold, sechsmal Silber und zweimal Bronze. Das Team Hamburg sahnte zudem den begehrten „iGEMers Prize“ ab, der von den Teilnehmern vergeben wird.
Damit geht die begehrte iGEM-Trophäe, der silberne Riesen-Legostein, wieder einmal nach Deutschland. In den Jahren 2013 und 2014 standen die iGEMer aus Heidelberg ganz oben auf dem Treppchen der akademischen "Bio-Konstrukteurs-WM". Team München überzeugte in der Ü23-Kategorie "Overgraduate" diesmal auf ganzer Linie. Die Studierenden, in Boston traditionell in Dirndl und Lederhosen unterwegs, hatten für einen 3D-Drucker eine neuartige Biotech-Tinte (biotINK) aus Zellen kreiert. Dank einer raffinierten molekularen Klebetechnik gelingt es damit, Zellen stabil und gezielt auf Oberflächen zu drucken und somit 3D-Gewebe herzustellen.
Mit ihrem Projekt verwiesen die Münchener die enorme Konkurrenz auf die Plätze. Auf Rang zwei in der Gesamtwertung von iGEM landete das Team der Uni Wageningen mit einem Bienenschutzmittel gegen die Varroa-Milbe. Neben einer Goldmedaille wurde das TUM-LMU-Team auch noch mit Sonderpreisen für „Best Hardware“, „Best Software“ und das „Best manufacturing project“ ausgezeichnet.
Hamburger Team wurde Publikumsliebling
Auch in der Kategorie „Undergraduate“ (U23) war ein europäisches Team bei iGEM erfolgreich. Hier verbuchte das Team vom Imperial College London den Gesamtsieg für sich. Die Londoner haben sich in ihrem Projekt „Ecolibrium“ mit der Konstruktion von mikrobiellen Ökosystemen im Labor beschäftigt. Auf den Plätzen folgen das Team Sydney und SCAU-China.
Einen Sonderpreis heimste das Team Hamburg ein. Für die Hanseaten gab es den begehrten „iGEMers Prize“, der von den tausenden Teilnehmern des "Giant Jamboree" als Publikumspreis vergeben wird. Das Projekt "Finding Clamydory" - dessen Website-Gestaltung an den Kinoblockbuster "Finding Dory" angelehnt ist, war offenkundig ganz nach Geschmack des Plenums. Das Team hat einen Biosensor entwickelt, der Erreger der Art Chlamydia trachomatis gezielt aufspüren kann. Chlamydien sind Auslöser von Geschlechtskrankheiten, sie werden meist ungezielt mit Breitband-Antibiotika behandelt. Ein präzises Testverfahren, wie die Hanseaten es ausgetüftelt haben, könnte die Therapie verbessern.
Viel Edelmetall für die deutschen Teams
Auch der Medaillenspiegel der deutschen Teams ist einmal mehr beeindruckend: Es gab fünfmal Gold (Aachen, Bielefeld, Düsseldorf, Freiburg und München), sechsmal Silber (Bonn, Darmstadt, Nürnberg-Erlangen, Göttingen, Hamburg und Marburg) und zweimal Bronze (Hannover und Tübingen). Damit haben die deutschen Hochschulteams die seit vielen Jahren äußerst erfolgreiche iGEM-Geschichte fortgeschrieben. Hier kann man die Projekte aus der Saison 2016 im Kurzprofil nachlesen.
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Seit 2014 wird der Green Alley Award jährlich an europäische Gründer und Startups verliehen, die einen innovativen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten. Vergangene Woche versammelten sich etwa 100 Finalisten, Jury-Mitglieder, Experten, Journalisten und Interessierte zur Verleihung des Awards in den Berliner Osram Höfen. In einem fünfminütigen Live Pitch mussten die sechs Finalisten die Jury noch einmal von ihrer Idee überzeugen. Dabei ging es nicht nur um den Innovationsgrad, sondern auch um die Realisierbarkeit des Projekts. Dieses Jahr traten sechs Finalisten aus Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Finnland an. Der Award ist mit 30.000 Euro dotiert; in der Jury sitzen unter anderem Vertreter von Crowdfunding-Plattformen wie Seedmatch und Accelerator-Programmen wie Bethnal Green Ventures.
Grüne Filter als Aufsteller für die City
Das Rennen machte das Dresdner Startup "Green City Solutions". Mitbegründer Liang Wu begann seinen Pitch mit Atemmaske und dem Hinweis, dass „etwa 90 % der urbanen Stadtbevölkerung verschmutzte Luft atmet“ und jährlich etwa 8 Millionen Menschen daran sterben. Das Ziel: Dem Klimawandel entgegenwirken und die Luftverschmutzung, insbesondere in Großstädten, reduzieren.
Die Idee: Eine Wandkonstruktion bedeckt mit Moos, die so viel Feinstaub, CO2 und Stickoxide filtern kann wie 275 Bäume. Möglich wird die Filterleistung durch einen Pflanzenmix aus Mooskulturen für die Feinstaubfilterung sowie weiteren Pflanzen für gasförmige Schadstoffe. Um die automatische Bewässerung und Nährstoffversorgung zu regeln, messen zahlreiche Sensoren in der Wand unter anderem Feinstaubgehalt, Regenmenge und Temperatur. bioökonomie.de porträtiert das Dresdner Unternehmen in einem Beitrag des Videoformats ZOOM.
Einige City Trees stehen bereits in ausgewählten europäischen Städten und in Hongkong. Ziel der vier Gründer ist es, ihr Konzept auch über Europa hinaus in Asien und Amerika zu etablieren. Dafür benötigen sie engagierte Städte, die nicht nur einen City Tree als Pilotprojekt aufstellen, sondern gleich einen kleinen Wald in der Stadt verteilen. Nur dann können die Installationen einen entscheidenden Einfluss auf das Klima ausüben. Trotz großen Interesses von Seiten der Städte könnte der derzeitige Preis pro CityTree von 25.000 Euro noch ein Hindernis für potenzielle Investoren darstellen.
Jury: beeindruckendes Potenzial der Finalisten
Laut Jury war die Auswahl des Siegers in diesem Jahr besonders schwer. Naomi Climer, ehemalige Präsidentin und Mitglied der British Institution of Engineering and Technology (IET) und Schirmherrin des Green Alley Awards, zeigte sich beeindruckt: „Alle Ideen hatten Potenzial, ich bin mir sicher, dass sie alle einen passenden Investor für ihre Business Modelle finden“. Auswählen mussten die Juroren zwischen verschiedenen Ideen, die sich unter anderem mit der Reduzierung von Verpackungsmüll und weniger Lebensmittelverschwendung auseinandersetzten.
Eine besonderen Lichtblick präsentierte das Startup glowee aus Frankreich. Dessen Vision: Eine Stadt in blaues Licht getaucht – illuminiert von leuchtenden Mikroorganismen (biolumineszente Bakterien). Laut glowee werden 19 Prozent des weltweiten Strombedarfs für die Straßenbeleuchtung und andere Lichtquellen genutzt. Mithilfe ihrer Technologie könnte dieser Anteil teilweise von den Bakterien übernommen und so Emissionen reduziert werden. In diesem Jahr gab es fast 200 Bewerber aus 52 Ländern für den Award. Der Gründer und Geschäftsführer der Green Alley Awards, Jan Patrick Schulz, zeigte sich hoffnungsvoll, „dass mehr Kreislaufwirtschaft einen Beitrag dazu leisten kann, unsere Ressourcen bewusster und nachhaltiger zu nutzen“.
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Erbse, Ackerbohne und Lupine – jeder kennt diese Gewächse mit ihren markanten Schmetterlingsblüten und Hülsenfrüchten. Doch in der europäischen Landwirtschaft fristen sie ein Nischendasein. In Europa werden Hülsenfrüchte nur etwa auf 2% der Ackerfläche angebaut. Möglicher Grund: Sie gelten im Anbau als anspruchsvoll und im Ertrag betriebswirtschaftlich anderen Kulturen häufig unterlegen. Doch dieses Bild ändert sich gerade. Wegen ihrer Eigenschaften als Stickstoffsammler und als pflanzliche Eiweißquellen rücken die Leguminosen wieder stärker ins Bewusstsein der Landwirte und der Lebensmittelindustrie.
UN-Jahr der Hülsenfrüchte: Vorzüge im Blick
Die Vereinten Nationen haben 2016 zum Jahr der Hülsenfrüchte erkoren, um auf die vielen positiven Eigenschaften besonders hinzuweisen. Das nahm auch das Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung ZALF zum Anlass, am 28. Oktober nach Berlin zu einer interaktiven Podiumsdiskussion und Ausstellung zu laden. Rund 70 Interessierte waren gekommen. Moderiert von Wissenschaftsjournalist Norbert Lossau machten vier Agrar- und Ernährungsforscher auf dem Podium deutlich, wie sie den Hülsenfrüchten zu einer Renaissance verhelfen wollen. Denn - soviel wurde klar - in Erbse, Linse oder Lupine steckt noch viel ungenutztes Potenzial für den Einsatz in Lebensmitteln oder Tierfutter.
Stabile Erträge sind möglich
„Hülsenfrüchte sind deutlich stabiler im Ertrag als ihr Ruf“, sagte Johann Bachinger, Experte für Landnutzung am ZALF. Sein Team entwickelt Anbaumethoden, durch die Schwankungen in der Erntemenge bei Lupinen, Erbsen und Sojabohnen vermieden werden können. Dieses Wissen geben die Leibniz-Forscher an die Landwirte weiter. Die angebauten Sorten müssten sorgfältig an den jeweiligen Standort angepasst werden. Hülsenfrüchtler seien durch ihre Wurzelknöllchen als integrierte Stickstofffabriken sehr gute Bodenverbesserer. „Zudem fördert ihr Anbau die Biodiversität“, so Bachinger.
Für Ökolandwirte, die auf Mineraldünger verzichten, ist der Anbau von Leguminosen von großer Bedeutung. „Aber in Deutschland fehlt es an einer entsprechenden Marktgröße und Infrastruktur“, so Bachinger. Bei Linsen und Erbsen spiele die Musik in Kanada. Südamerika hingegen dominiert den Anbau von Soja. Bis adäquate Anbausysteme auf der Basis neuen Wissens hierzulande etabliert seien, vergehe viel Zeit, betonte Bachinger.
Robuste Sorten gefragt
Wichtig seien neue, robuste Sorten, die gegen Pilzbefall gewappnet sind. Daran forscht Ulrike Lohwasser vom Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben. Sie stellte die Genbank als deutsches Saatgut-Archiv vor. Darin lagern tiefgekühlt in erster Linie Getreidesamen – aber auch 28.000 Muster von Leguminosen. Ein einzigartiges genetisches Reservoir für Agrarforscher und Züchter.
Lohwasser selbst fahndet in einem Projekt nach Lupinen-Varianten, die besser mit Trockenstress zurechtkommen und gegen Krankheiten resistent sind. Und damit besser für die Folgen des Klimawandels gerüstet sind. „Die Lupine müsste hierzulande der Soja eigentlich genetisch überlegen sein“, sagte Lohwasser. Doch gelte es, erstmal den Rückstand in der Pflanzenforschung und Züchtung aufzuholen. In Deutschland gebe es nur noch einen Züchter für Lupinen, so Lohwasser.
Proteinreiche Diät gut gegen Fettleber
Cornelia Metges ist Expertin für Ernährungsphysiologie am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie in Dummersdorf. „Heimische Hülsenfrüchte sind eine reiche Eiweißquelle und sorgen für mehr Nachhaltigkeit im Tiertrog“, sagte Metges. Doch bei den Leguminosen als Tierfutter müsse man auch ein paar Abstriche machen. Das Stichwort sind antinutritive Inhaltsstoffe, wie Bitterstoffe oder unverträgliche Substanzen, die besonders Hühnern und Puten den Appetit verderben. Züchter versuchen, den Gehalt dieser Stoffe zu reduzieren. Zudem werde daran geforscht, wie man die Hülsenfrüchte noch besser für die Fütterung aufbereiten könne.
Wie sich Pflanzen-Proteine auf unserem Speisezettel auf die Gesundheit auswirken, untersucht Andreas Pfeiffer vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam. In Berlin stellte er die Ergebnisse der LeguAN-Studie vor. Dabei ernährten sich Diabetiker sechs Wochen lang mit Lebensmitteln und Getränken, die entweder mit Erbseneiweiß oder mit tierischem Eiweiß angereichert waren. Das Ergebnis: Von der eiweißreichen Diät profitierten die Menschen mit Diabetes generell – besonders die Leberfettwerte hatten sich nahezu halbiert. „Da die Produktion von tierischem Eiweiß teuer und nicht nachhaltig ist, ist es wünschenswert, dass die Menschen künftig mehr Hülsenfrüchte essen“, so Pfeiffer.
Auch die Politik setzt wieder stärker auf das Thema Hülsenfrüchte. „Die Eiweißpflanzenstrategie der Bundesregierung hat hier schon einiges bewirkt", sagte Bachinger. Auch Verbünde wie das Lupinen-Netzwerk seien ein guter Weg, die Akteure hierzulande besser zu vernetzen. „Aber insgesamt ist der Rückenwind noch zu schwach zum Segeln.“
pg
Methanol ist eine der wichtigsten Ausgangsstoffe in der chemischen Industrie. Die farblose, leicht entzündbare und nach Alkohol riechende Flüssigkeit ist die Basis für die Herstellung von Farben und Lacke sowie Kraftstoff. Der weltweite Bedarf an Methanol betrug 2015 etwa 65 Millionen Tonnen. Diese Basischemikalie, bestehend aus Kohlenstoffmonoxid, sowie Wasser- und Sauerstoff, basiert jedoch auf endlichen Ressourcen wie Erdöl, Erdgas oder Kohle. Um den Verbrauch der fossiler Rohstoffe bei der Methanolherstellung zu reduzieren wollen Forscher unter der Leitung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in den kommenden Jahren ein nachhaltiges Verfahren zur Herstellung von Methanol entwickeln.
Organische Reststoffe der Industrie nutzen
Das nun gestartete Verbundprojekt „Optimierte Prozesskette zur ressourceneffizienten Methanolsynthese - OptiMeOH“ will dafür Biomasse als nachhaltige Kohlenstoffquelle nutzbar machen. Auch das in der industriellen Produktion als Nebenprodukt anfallende Kohlendioxid haben die Forscher im Visier. Vorzugsweise sollen organische Reststoffe aus der Industrie und der kommunalen Entsorgung verwendet werden.
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, eine innovative Prozesskette zur Synthese von Methanol zu entwickeln, bei der auf fossile Rohstoffe entweder ganz verzichtet werden kann oder aber Kohlendioxid aus fossilen Quellen mehrfach Verwendung findet. „Die Kohlenstoffausnutzung und Ressourceneffizienz werden dadurch deutlich verbessert“, sagt Siegfried Bajohr, der am Engler-Bunte-Institut des KIT das Arbeitsgebiet katalytisch-chemische Verfahren der Brennstoffwandlung leitet.
Biomasse unter hohem Druck vergären
Im Fokus der theoretischen und experimentellen Untersuchungen stehen unter anderem auch die energiesparende Biogaserzeugung durch Druckfermentation - die Vergärung von Biomasse unter hohem Druck von 30 bar und mehr -, sowie ein neuartiges Reaktorkonzept zur Methanolsynthese und ein innovatives Verfahren zur Aufbereitung von Industriegasen durch die chemische Gaswäsche mit ionischen Fluiden. „Eine unserer Hauptaufgaben ist es, zu untersuchen, wieviel Treibhausgas durch verfahrenstechnische Verbesserungen eingespart werden kann“, sagt Chemieingenieurin Nike Trudel vom KIT.
Praxistest im Industriepark
Die im Rahmen von OptiMeOH entwickelte Verfahren soll schließlich unter wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten mit etablierten Prozessen verglichen und bewertet werden. Dafür soll die Technologie in zwei unterschiedliche Industriestandorte - einen großen Industriepark und eine dezentral gelegene Anlage - integriert und beurteilt werden. „Der Prozess wird ganzheitlich bilanziert, sein Wirkungsgrad und seine Ökobilanz werden mit den Methanol-Herstellungsprozessen basierend auf Kohle, Erdöl oder Erdgas verglichen“, erklärt Bajohr.
In dem bis Ende 2019 laufenden Verbundvorhaben arbeiten Forscher des KIT mit der Forschungsstelle vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW-), der Universität Stuttgart, der TU Kaiserslautern und drei Industriepartnern, darunter die Höchst KG, zusammen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme „CO2Plus - Stoffliche Nutzung von CO2 zur Verbreiterung der Rohstoffbasis“ mit 1,4 Mio. Euro unterstützt. Weitere 300.000 Euro stellen die Industriepartner zur Verfügung.
Methanol is one of the chemical industry’s most important source materials. It is colourless, flammable and smells of alcohol, and the starting point for manufacturing paints and varnishes as well as fuel. In 2015, the global demand for methanol was about 65 million tonnes. However, this compound of carbon monoxide, water and oxygen is produced mainly from finite resources such as mineral oil, natural gas or coal. To reduce the consumption of fossil raw materials for methanol production, researchers under the supervision of the Karlsruhe Institute for Technology (KIT) intend to develop a sustainable technique in the next few years.
Use of organic industrial by-products
The joint project is called 'OptiMeOH', which stands for 'Optimized process chain for resource-efficient Methanol synthesis'. Its aim is to render biomass usable as a sustainable source of carbon. The researchers also have another by-product of industrial manufacturing in mind: carbon dioxide. In the main, the organic residual materials to be used will come from industry and municipal waste disposal.
The research project's remit is to develop an innovative process chain for synthesizing methanol that either renders the use of fossil raw materials completely unnecessary, or that uses carbon dioxide from fossil sources in a variety of ways. "This significantly improves resource efficiency and the degree of exploitation of carbon," says Siegfried Bajohr, who heads the Catalytic Fuel Conversion research area at the KIT's Engler-Bunte Institute.
Fermenting biomass under high pressure
The theoretical and experimental investigations focus on the following areas, amongst other things: energy-saving biogas production by means of pressure fermentation (i.e. the fermentation of biomass at high pressures of 30 bar or more), a new reactor design for methanol synthesis and an innovative technique for treating industrial gases by means of chemical gas scrubbing with ionic fluids. "One of our main tasks is to investigate how much greenhouse gas can be saved by improving technological processes," says Nike Trudel, a chemical engineer from KIT.
Practical testing in an industrial park
The technique developed under the auspices of OptiMeOH is then to be compared with conventional processes and evaluated from economic and ecological perspectives. To this end, the technology is to be integrated for appraisal in two different industrial contexts – in a large industrial park and in a decentralized plant. "The process will be subjected to assessment that covers all aspects; its efficiency rating and its eco-balance will be compared with the methanol production methods that are based on coal, mineral oil and natural gas," explains Bajohr.
The joint project, scheduled to run until the end of 2019, involves the KIT researchers as well as a research team from the German Technical and Scientific Association for Gas and Water (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches), the University of Stuttgart, the University of Kaiserslautern and three industrial partners including Höchst KG. The project is being funded by the German Ministry for Education and Research as part of the "CO2Plus – material use of CO2 to broaden the raw material base" funding programme with 1.4 million euros. The industrial partners are providing a further 300,000 euros.
Mit ihrer „Hightech-Strategie“ hat die Bundesregierung auch den Weg für ein nachhaltiges Wirtschaften geebnet. Doch wie lässt sich das Thema Nachhaltigkeit hierzulande verankern und gleichzeitig der Innovations- und Technologiestandort Deutschland stärken? Mit diesen Fragen hat sich das Fachforum „Nachhaltiges Wirtschaften“, ein Expertenkreis des Hightech-Forums, das die Bundesregierung berät, beschäftigt. Bei der Green Economy Konferenz Anfang November in Berlin wurden die Empfehlungen an Bundesforschungsministerin Johanna Wanka und Bundesumweltministerin Barbara Hendricks überreicht. Deren beide Häuser hatten die Erarbeitung des Papiers unterstützt.
Nachhaltigkeit gestalten
Über 300 Sachverständige aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik diskutierten auf der Konferenz, wie Wirtschaft und Innovationssystem auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise ausgerichtet werden können.
Fünf zentrale Handlungsempfehlungen haben sich für die Experten herauskristallisiert: Forschung und Innovation müsse hierzulande an globalen UN-Nachhaltigkeitszielen ausgerichtet werden. Es gehe darum, das Thema Nachhaltigkeit wettbewerbsfähig zu machen und sie auch zu bewerten. Der Staat müsse bei dem Thema eine Vorbildrolle nach innen (Verwaltung nachhaltig ausrichten) und außen (über Steuerungsinstrumente) übernehmen. Darüberhinaus sollte das Thema frühzeitig in Bildungseinrichtungen vermittelt werden, um Kompetenzen für Forschung und Innovation zu schaffen. Außerdem müsse der gesellschaftliche Dialog vorangebracht werden, mit einem Austausch auf Augenhöhe zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft.
Biomasse-Forschung vorantreiben
Wie das erreicht werden kann wird in dem 47 Seiten umfassenden Papier jeweils mit Umsetzungsbeispielen aus der Chemie- und Ernährungsindustrie sowie der Finanzwirtschaft unterlegt. So sollten Unternehmen beim Einsatz nicht erneuerbarer Ressourcen jeweils den kompletten Wertschöpfungsprozess im Blick haben, raten die Autoren. Darüber hinaus wird die Forschung als Treiber gesehen, um fossile Rohstoffen zunehmend durch nachhaltig erzeugte Biomasse zu ersetzen. Auch der Erschließung neuer Kohlenstoffquellen für die industrielle Nutzung sowie das Meer als neue Nahrungs- und Rohstoffquelle werden im Rahmen der Forschungsagenda favorisiert.