Netzwerkerin für die Bioökonomie
Birgit LewandowskiBeruf:
diplomierte Landschaftsökologin
Position:
Bereichsleiterin Biotechnologie bei FRITZMEIER Umwelttechnik GmbH & Co. KG und Vorstandsmitglied im Förderverein Industrielle Biotechnologie Bayern e.V. (IBB)
Beruf:
diplomierte Landschaftsökologin
Position:
Bereichsleiterin Biotechnologie bei FRITZMEIER Umwelttechnik GmbH & Co. KG und Vorstandsmitglied im Förderverein Industrielle Biotechnologie Bayern e.V. (IBB)
Technik und Nachhaltigkeit zusammenzubringen ist für Birgit Lewandowski ein Herzensbedürfnis. Im Vorstand des Biotechnologie-Fördervereins IBB will die Landschaftsökologin mit Wiener Charme ein starkes Netzwerk für die Bioökonomie knüpfen.
Das Aufkommen der Grünen-Bewegung in den 1980er Jahren war für Birgit Lewandowski prägend. Die Pläne für den Bau eines Wasserkraftwerkes an der Donau nahe Wien waren für die gebürtige Österreicherin ein Weckruf und zugleich Weichenstellung für die Zukunft. Aufgewachsen auf dem Land, im grünen Speckgürtel von Wien, lag ihr der Erhalt der Hainburger Au am Herzen. Auch wenn die Proteste der Umweltbewegung erfolgreich waren und die Au letztlich verschont blieb - der damals geführte Dialog war für die junge Frau aus der Wiener Neustadt ein Beispiel dafür, wie es nicht sein sollte. „Damals lief die Diskussion nicht auf einer sachlichen Ebene ab. Das war ausschlaggebend, dass ich gesagt habe: Ich will fachlich wissen, was Sache ist und wie man mit solchen Problemen umgeht.“
Mit Wissen Menschen überzeugen und gemeinsam einen Konsens finden, das ist die Art, wie Birgit Lewandowski seit nunmehr 30 Jahren Probleme angeht. Mit ihrer Leidenschaft zum Netzwerken will die heute 52-Jährige nun die Bioökonomie in Deutschland weiter voranbringen. Seit Mai vergangenen Jahres ist die Wahlmünchnerin Vorstandsmitglied im Förderverein Industrielle Biotechnologie Bayern. „Ich glaube, dass man in der Bioökonomie nicht als Einzelkämpfer erfolgreich sein wird, sondern nur gemeinsam“, betont Lewandowski.
Technik und Ökologie verbinden
Als praktisch denkender Mensch mit Liebe zur Umwelt war für die Österreicherin schnell klar, dass nur ein Studium in Frage kam, das Technik und Ökologie verbindet. Sie ging an die Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien und studierte bis 1993 Landschaftsökologie und Landschaftsgestaltung. Der ausgezeichnete Abschluss verhalf der frisch gekürten Diplom-Ingenieurin zu einer Anstellung als Vertragsassistentin am Institut für Hydrobiologie und Wasserbau der BOKU.
Umweltbelastungen in Grenzen halten
Ihr erster Auftrag: die Umweltverträglichkeitsprüfung für das Kraftwerk Freudenau bei Wien. Es war das erste von mehreren Gutachten, die Lewandowski zunächst als Uni-Angestellte und später als Freiberuflerin bis zu ihrem Umzug nach Deutschland 2003 in Österreich erstellte. Neben der Umweltverträglichkeitsprüfung nahm sie auch die Qualität der Gewässer ins Visier. Im Fall des Wiener Kraftwerkes konnte Lewandowski erreichen, dass sich die Beeinträchtigungen für die Umwelt in Grenzen hielten. „In diesem Fall konnte die Fließgeschwindigkeit hochgehalten werden, so dass es auch weiterhin eine gute Dynamik gibt. Denn wenn ein Fluss eingestaut wird, sinkt die Fließgeschwindigkeit, der Boden verändert sich und damit auch die Umgebungsbedingungen für die gesamte Lebenswelt“, erklärt sie. Doch die Gutachtertätigkeit war nur ein Standbein im Leben der Freiberuflerin. Im Auftrag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gab sie Kurse in Fließgewässerökologie für ausländische Studenten und betreute diese bei der Diplomarbeit. Ihre Zöglinge kamen vorwiegend aus Afrika, Asien, aber auch Südamerika.
Zellkulturen im Visier
Ihre eigene Lebenswelt veränderte sich, als sie ihrem deutschen Mann 2003 nach München folgte. Nach Weiterbildungen auf dem Gebiet der Biotechnologie, Molekularbiologie und Zellkultur brachte die Österreicherin das Rüstzeug mit, um in Bayern in die aufstrebende Biotechnologie-Branche einzusteigen. „Das war damals spannend. Aber ich war nie der Wissenschaftler, der die dritte Stelle nach dem Komma wissen muss“, gesteht Lewandowski. Ihre Arbeit am Institut für angewandte Zellkultur in München war sodann auch nur von kurzer Dauer, denn ihre Leidenschaft galt der praktischen Anwendung. Und das nicht irgendwo. Großunternehmen seien nie eine Option gewesen, sagt Lewandowski. „Für mich war damals wichtig, in einem KMU zu arbeiten.“ So kam es, dass Lewandowski 2004 vom „Klein-Klein der roten Biotechnologie“, wie sie sagt, mit der Anstellung bei inocre, der heutigen Fritzmeier Umwelttechnik, wieder beim „Großen“ landete.
Bei dem mittelständischen Unternehmen konnte sie schnell Fuß fassen und ihrer eigentlichen Leidenschaft für Technik und Ökologie nachgehen. Ein Schwerpunkt des Unternehmens ist die Entwicklung von Produkten auf Basis von Mikroorganismen, wie für den Pflanzenbau. Mit „Biotaurus“ entwickelte sie beispielsweise ein Produkt für den Handel, dass mithilfe von Mikroben Nährstoffe für Pflanzen besser verfügbar macht. Den Laborkittel hat Lewandowski mittlerweile nur noch selten an. Als technisch-wissenschaftliche Leiterin des Bereiches Biotechnologie ist sie im Unternehmen eher mit Leitungsaufgaben und Fragen der Budgetierung befasst und als Netzwerkerin für die Bioökonomie unterwegs.
Bioökonomie voranbringen
„Nicht jede Firma kann alles. Um neue Entwicklungen erfolgreich auf den Markt zu bringen, muss man Synergien nutzen. Und hier war der Förderverein IBB immer der richtige Ansprechpartner für uns“, sagt Lewandowski. Seit vielen Jahren engagiert sie sich im Förderverein und knüpft für das Umwelttechnik-Unternehmen Kontakte mit Partnern aus Forschung und Industrie. Auf diesem Weg wurden unter anderem Forschungsallianzen für die Entwicklung biogener Klebstoffe geschlossen sowie zur Herstellung eines biobasierten Bindemittels für Schmierstoffe, die das Bundesforschungsministerium finanzierte.
Wissenschaftliche Ergebnisse so zu kommunizieren, dass sie nicht nur „im Wissenschaftsglashaus“ verstanden werden, sondern auch in der Gesellschaft ankommen, dafür will sich Lewandowski auch zukünftig einsetzen. Ihre Wahl zum neuen Vorstandsmitglied im IBB gibt ihr einmal mehr die Chance, bestimmte Dinge aktiv zu steuern. „Es ist für mich eine Möglichkeit, sich mit anderen interessanten Menschen auszutauschen, um die Bioökonomie weiterzubringen. Denn ich denke, dass die Bioökonomie jeder Anstrengung bedarf“, sagt Birgit Lewandowski und betont: „Und wenn mich was angeht, kämpfe ich wie eine Löwenmutter.“
Autorin: Beatrix Boldt