Mit neuen Lösungen gegen Verpackungsmüll

Mit neuen Lösungen gegen Verpackungsmüll

Frieder Rubik

Beruf:
Diplom-Volkswirt und promovierter Wirtschaftswissenschaftler

Postition:
Forschungsfeldleiter Ökologische Produktpolitik am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH in Heidelberg

Frieder Rubik
Vorname
Frieder
Nachname
Rubik

Beruf:
Diplom-Volkswirt und promovierter Wirtschaftswissenschaftler

Postition:
Forschungsfeldleiter Ökologische Produktpolitik am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH in Heidelberg

Frieder Rubik

Gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Kommunen sucht Frieder Rubik nach neuen Strategien, um Plastikverpackungen im Handel zu vermeiden.

Nirgendwo in Europa gibt es so viele Verpackungsabfälle wie hierzulande. Mit 230 Kilogramm Verpackungsmüll pro Einwohner im Jahr 2017 ist Deutschland Spitzenreiter. Um vor allem den Einsatz von Plastikverpackungen zu reduzieren, sind innovative Lösungen gefragt. Hier setzt das Verbundprojekt „Innoredux" an, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 1,5 Mio. Euro unterstützt wird. Unter Leitung von Frieder Rubik erproben Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kommunen innovative Geschäftsmodelle, um Plastikmüll zu mindern. Mit dem Ziel einer nachhaltigkeitsorientierten Verpackungsoptimierung werden dafür neue Konzepte in einem sogenannten Reallabor getestet.   

Frage

Sie verfolgen beim Projekt „Innoredux“ einen Reallaborforschungsansatz. Was bedeutet das genau?

Antwort

Im Reallabor sollen gemeinsam mit dem Abfallamt der Stadt Heidelberg, den in Heidelberg mit Läden vertretenen Praxispartnern, dem BUND Heidelberg und möglicherweise weiteren Akteuren innovative Verpackungslösungen angeboten und auf ihre Akzeptanz untersucht werden. Dieses sogenannte Reallabor läuft über einen Zeitraum von mehreren Monaten und wird mit verschiedenen Maßnahmen wie Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Auf Grundlage der Erfahrungen im Reallabor entwickeln wir Strategien für Kommunen und Unternehmen zur Minderung von Plastikmüll. Dies soll die praktische Umsetzung von Verpackungslösungen erleichtern und bestehende Trends verbreiten. Die zentralen Ergebnisse werden unter anderem in Form von Unternehmenschecklisten und einer konzeptionellen Handreichung für Kommunen verbreitet.

Frage

Ihr Projekt ist im Februar dieses Jahres angelaufen. Was haben Sie bisher erreicht?

Antwort

Bisher haben wir eine Systematisierung von Geschäftsmodellen mit Bezug auf Verpackungen erarbeitet. Diese beruht auf Recherchen in der Fachliteratur und Interviews mit den am Vorhaben beteiligten Praxispartnern. In dieser Systematisierung haben wir drei Typen von Geschäftsmodellen unterschieden, die jeweils den Blick auf die Positionierung von Unternehmen im Bereich der Verpackungen richten. Daneben haben wir eine erste Zusammenstellung von Ansätzen einer nachhaltigkeitsorientierten Verpackungsoptimierung vorgenommen. Dabei unterscheiden wir sechs Ansätze: Verpackungsverzicht, Mehrwegsysteme, Reduktion des Materialieneinsatzes, Substitution, neu überdachtes Verpackungsdesign und Serviceleistung der Hersteller. Derzeit sind wir gerade dabei, gemeinsam mit den Praxispartnern die Auswahl von Produkten aus den Warengruppen Lebensmittel, Büroartikel, Textilien sowie Kosmetika vorzunehmen, um auf dieser Basis die damit verbundenen gegenwärtigen Verpackungssysteme und nachhaltige Ansätze vergleichen zu können.

Frage

Was möchten Sie bis zum Projektende im Januar 2022 unbedingt umsetzen?

Antwort

Wir möchten mit dem Vorhaben unbedingt Erfahrungen bei unseren Praxispartnern mit innovativen und nachhaltigen Geschäftsmodellen erzeugen, diese als Vorreiter aufgreifen und in ihre Verpackungspraxis umsetzen. Gleichzeitig sollen andere wirtschaftliche und gesellschaftliche Akteure ermutigt werden, diesen zufolgen, um damit eine Dissemination in die Breite zu gewährleisten. Auch möchten wir mit kommunalen Akteuren wie etwa der Stadtverwaltung Heidelberg Ansätze entwickeln, wie Kommunen auch auf ihrer lokalen Ebene dazu beitragen können, eine Reduktion des Kunststoffeinsatzes in Verpackungen zu erreichen.

Frage

Wie reagiert die Wirtschaft auf „Innoredux“?

Antwort

Unsere Praxispartner, die im Projekt mit uns zusammenarbeiten, sind sehr offen und neugierig und unterstützen uns umfänglich. Andere Unternehmen und Wirtschaftsverbände, die wir im Zuge unserer Arbeiten bisher kontaktiert hatten, erwarten von dem Projekt auch neue Hinweise, was nachhaltig getan werden könnte.

Frage

Was ist aus Ihrer Sicht die innovativste Lösung zur Reduktion von Verpackungsmüll der vergangenen Jahre?

Antwort

Das Entstehen von sogenannten Unverpacktläden.

Frage

Was sind Ihres Erachtens nach die drei besten Tipps für Verbraucher, um Verpackungsmüll zu vermeiden?

Antwort

Um Verpackungsmüll zu vermeiden, sollten mehrfach nutzbare Einkaufstaschen verwendet werden. Produkte im Handel sollten nach Maßgabe der angebotenen Verpackungen ausgewählt werden. Und es sollten eigene Mehrweggebinde zum Einkauf mitgenommen werden, um offen angebotene Waren abfüllen zu können beziehungsweise an den Verkaufstheken auf die angebotenen Verpackungen verzichten zu können.

Interview: Kristin Kambach