Die Schwedische Forschungs- und Innovationsstrategie für eine biobasierte Wirtschaft publizierte 2012 der schwedische Wissenschaftsrat für Umwelt, Landwirtschaft und Raumplanung im Auftrag der Regierung und in Zusammenarbeit mit der Schwedischen Energieagentur sowie der Innovationsakademie des Landes. Laut der Strategie sollen Klimaeffekte und der Verbrauch von fossilen Rohstoffen über eine nachhaltige Produktion von Biomasse minimiert werden. Hierfür sollen fossile Rohstoffe durch biobasierte wie Rest- und Abfallstoffe ersetzt und die Entwicklung und Vermarktung neuer biobasierter Produkte beschleunigt werden. Potenziale liegen beispielsweise in der Transport-, der Automobil-, der Bau- und der chemischen Industrie. Die natürlichen Gegebenheiten Schwedens und die vorhandene Agrar- und Forstindustrie werden als eine gute Grundlage hierfür angesehen. Innerhalb der Forschung sollen Schwerpunkte auf dem Ersatz fossiler durch nachwachsende Rohstoffe gesetzt werden – beispielsweise über Pflanzen mit verbesserten Eigenschaften oder die Nutzung weiterer Ökosysteme wie dem Meer, neuen Produkten und Bioraffinerien. Insbesondere kleinen und mittelgroßen Unternehmen soll bei der Kommerzialisierung geholfen werden. So gilt die Strategie auch als ein Weg, um neue Arbeitsplätze zu schaffen und klassische Industrien fortzuentwickeln. Zudem wird angestrebt, die Gewohnheiten der Konsumenten entsprechend zu verändern.
Die Regierung erklärte die zirkuläre biobasierte Wirtschaft zu einem von fünf strategischen Programmen, in der die öffentliche Hand, Unternehmen und Wissenschaftler gemeinsam daran arbeiten sollen, Schwedens Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen und mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Die Förderagentur Formas wurde von der Politik beauftragt, langfristig in die Bioökonomie zu investieren. Mit der Initiative „Königreich der Wälder“ des Ministeriums für ländliche Angelegenheiten ist die Erwartung verbunden, auf Basis einer nachhaltigen Nutzung der Ressource Wald neue Arbeitsplätze zu schaffen und hierdurch zur Entwicklung des ländlichen Raums beizutragen. Nachhaltig bewirtschaftete Wälder gehören auch zu den erklärten Zielen der Umweltpolitik im Land. Das Umweltministerium initiierte zudem einen Plan, um die Emissionen von Treibhausgasen bis zum Jahr 2050 auf null zurückzufahren. Als ein Meilenstein auf dem Weg dorthin gelten Fahrzeuge, die ohne fossile Kraftstoffe auskommen. So sollen bereits 2030 keine Kraftfahrzeuge mehr zugelassen werden, die fossile Brennstoffe verbrennen. Flankiert wird das ehrgeizige Ziel von Kaufprämien und steuerlichen Erleichterungen für Fahrzeuge, die mit Biokraftstoff betankt werden können. Auch der Absatz entsprechender Kraftstoffe wird steuerlich begünstigt. Die Nationale Energiestrategie fußt in Teilen ebenfalls auf der Nutzung von Biomasse insbesondere von Holz. Gleichwohl gibt es in Schweden kein für die Bioökonomie alleinverantwortliches Ministerium. Doch das Ministerium für ländliche Angelegenheiten und das Wirtschaftsministerium setzten das Thema inzwischen auf ihre Agenden. Aufgrund ähnlicher Ressourcen und gleicher klimatischer Bedingungen strebt die Regierung auch eine enge Zusammenarbeit mit den Ostsee-Anrainerländern an. Die Nationale Forschungsagenda für die Forstindustrie (NRA 2020) aus dem Jahr 2012 adressierte gezielt die Holz- und Papierindustrie. Federführender Autor dieser Agenda: Der Schwedische Verband der Forstindustrie.
Die Anwendung biotechnologischer Verfahren in der Landwirtschaft werden durch das Ministerium für ländliche Angelegenheiten und das Umweltministerium überwacht. Erstmals gelangten gentechnisch veränderte (gv)-Pflanzen im Jahr 2010 in Schweden zu Testzwecken ins Freiland. Rechtlich ist der Anbau von gv-Pflanzen möglich. Auch wurden Koexistenzregeln erarbeitet. Jedoch gibt es bisher keinen kommerziellen Anbau entsprechender Pflanzen im Königreich. Die Ausübung und Aufsicht über gv-Organismen verteilt sich je nach Anwendungsgebiet beziehungsweise Nutzung auf verschiedene Autoritäten. So wird beispielsweise die Nutzung von gv-Fischen durch die Behörde für Fischereiwesen und die Zulassung für gv-Holzarten durch die Behörde für Forstwirtschaft überwacht.
Schweden zählt weltweit zu den führenden Nationen, sobald es um die Ausfuhr von Holz, Papier oder Zellstoff geht. So bilden die schwedischen Wälder die Säule einer der wichtigsten Exportindustrien, die jährlich Waren im Wert von 13 Mrd. Euro ausführt. 70.000 direkt Beschäftigte gibt es in der Forstindustrie, weitaus mehr, wenn Mitarbeiter in den Zulieferfirmen hinzugerechnet werden. Doch zunehmend findet sich der Rohstoff Holz auch in neuen Produkten wie Biokraftstoffen, biobasierten Chemikalien oder Textilien. So tragen auch Chemiefirmen zur Prosperität des Königreichs bei.
Forstbesitzer als Akteure
Private Forstbesitzer wie Bervig Skog, die Forstkooperative Södra oder die Papierhersteller mit ihren Wäldern zählen zu den bedeutenden Akteuren der Bioökonomie im Königreich. So versammelt Södra mehr als 50.000 Waldbesitzer unter seinem Dach und erzielte mit seinen rund 3.600 Mitarbeitern im Jahr 2016 einen Umsatz von 2 Mrd. Euro. Verdient wird das Geld mit Schnittholz, Bioenergie, Zellstoff und Dienstleistungen rund um den Wald. Neben der Erweiterung ihrer existierenden Produktionsanlagen für Zellstoff hat die Kooperative auch Innovationen im Fokus. Sie gelten mit als Grundlage für den künftigen Geschäftserfolg. Es werden Methoden zur effizienten Bewirtschaftung von Wäldern verfolgt. Des Weiteren wird die Digitalisierung vorangetrieben. Biokomposit-Materialien auf Basis von Cellulose und Milchsäure, Textilien, Biokraftstoffe und biobasierte Chemikalien stehen ebenfalls auf der Innovationsagenda. Auch der global führende Möbelhersteller Ikea setzt auf Nachhaltigkeit. Zusammen mit dem finnischen Ölunternehmen Neste Oy, das sich bereits als weltweit führender Biodieselhersteller sieht, arbeiten die Unternehmen gemeinsam an Plastik aus nachwachsenden Rohstoffen und weiteren Biopolymeren. Langfristig will der Möbelhersteller seinen Verbrauch an Plastik möglichst breit auf nachhaltige Ausgangsstoffe umstellen. Insgesamt eine Milliarde Euro will das Unternehmen in Innovationen zu nachhaltigen Materialien investieren. Dazu will Ikea insbesondere in die Forstwirtschaft sowie in Unternehmen investieren, die im Bereich Recycling, Entwicklung erneuerbarer Energien und Biomaterialien tätig sind. Im Februar 2017 hat IKEA in das niederländische Recyclingunternehmen für Kunststoffe, dem Morssinkhof Rymoplast Konzern, investiert. IKEA kooperiert aber auch mit anderen Technologieanbietern, etwa der US-Firma Newlight Technologies. Anfang Februar 2017 führte Ikea beispielsweise die „Kungsbacka“ Küchenfronten ein, die aus recyceltem Kunststoff und Holz hergestellt werden. Gemeinsam mit einem italienischen Lieferanten hat das Unternehmen hierfür ein neues Material entwickelt - eine Kunststofffolie aus 100 Prozent recycelten PET-Flaschen. Das Holz und der Kunststoff in „Kungsbacka“ bestehen zu 100 Prozent aus recycelten Materialien. Recyceltes „FSC“-zertifiziertes Holz wurde für das Basismaterial genommen, die Kunststofffolie auf der Vorderseite besteht aus recycelten PET-Flaschen. Lediglich der Klebstoff in der Spanplatte und die Farbpigmente, die in der Kunststofffolie zum Einsatz kommen, sind Neumaterialien
In Nordschweden sitzt der Forsttechnische Cluster, in dem Forstmaschinen- und Komponentenhersteller gemeinsam mit Hochschulen in Projekten zusammenarbeiten. Der Verband der schwedischen Forstindustrie sieht die Bioökonomie bereits als künftigen Motor der globalen biobasierten Wirtschaft. Entsprechend bedeutend ist in Schweden die Papierindustrie, trotzdem sie in den letzten Jahren aufgrund der sinkenden Papiernachfrage Umstrukturierungen erlebte. Im Bereich Zellstoffproduktion zählen Schweden und Finnland Europaweit weiterhin zu den größten Herstellern. Herausragt hier Svenska Cellulosa AB (SCA) mit seinen mehr als 40.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 12 Mrd. Euro (2016). Das Unternehmen beschreibt sich als größten privaten Waldbesitzer in Europa, internationalen Hersteller von Zellulose- und Papier- und Holzprodukten. Zudem verkaufen die Schweden Holzpellets zur Energiegewinnung. Auch der schwedisch-finnische Konzern Stora Enso spielt bei einem Erlös von knapp 10 Mrd. Euro (2016) und 26.000 Angestellten eine große Rolle. Mit Hauptsitz in Finnland bündelte der Konzern seine Innovationsforschung zu Biomaterialien 2016 in Stockholm. In den USA arbeitet das Unternehmen an einer kleinen, flexiblen Bioraffinerie. Ebenfalls in den USA stärkte der Konzern seine Technologiebasis für die Herstellung von Zuckern der zweiten Generation durch die Akquisition von Virdia im Jahr 2014. Mit seiner Holz-Marke „Building Systems“ positioniert sich das Unternehmen gar als Wettbewerber zu den bisher beim Bau von Gebäuden überwiegenden Baumaterialien Beton und Stahl. Zudem setzt das Unternehmen auf Biokomposite. Diese sollen künftig herkömmliches Plastik ersetzen. Zeitgleich sondiert Nordic Paper, ein Spezialpapierhersteller, den Bereich Bioenergie. Zusammen mit dem Technologieunternehmen RenFuel wird am Standort einer Zellstoffanlage eine Pilotanlage gebaut, in der künftig aus dem Abfallstoff Lignin Biosprit gewonnen werden soll.
Landwirtschaft als Rohstofflieferant
Als Rohstofflieferanten insbesondere von Getreide, Ölpflanzen, Kartoffeln, Zuckerrüben, Fleisch- und Milchprodukten nicht zu unterschätzen sind auch die mehr als 70.000 landwirtschaftlichen Betriebe, die mit ihren rund 142.000 Mitarbeitern im Jahr 2012 Umsätze in Höhe von 6 Mrd. Euro generierten. Skane ganz im Süden des Königreichs gilt als eine führende Agrarregion. Die dänisch-schwedische Arla Foods A.m.b.A. zählt mit fast 10 Mrd. Euro Umsatz und mehr als 18.000 Mitarbeitern zu den weltweit größten Molkereien. Selbst deutsche Landwirte sind in der genossenschaftlich organisierten Arla vertreten. Großer Wert wird hier auf Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft, bei Verpackungen und beim Einkauf der Rohstoffe gelegt. Zu den wichtigen Akteuren zählt auch die Lantmännen-Gruppe. Genossenschaftlich organisiert generiert das Unternehmen mit seinen 10.000 Mitarbeitern mehr als 3 Mrd. Euro Umsatz jährlich. Konzentriert auf seine vier Schwerpunkte Lebensmittelerzeugung, Energie, Maschinenbau und Landwirtschaft decken die Schweden die Wertschöpfungskette vom Feld bis auf den Tisch weitläufig ab. So werden in firmeneigenen Züchtungsstationen neue Pflanzensorten entwickelt und neuere Interessen greifen Biokraftstoffe, Biomaterialien und Biochemikalien auf. Im Bereich Nahrungsmittel verkauft das Unternehmen hauptsächlich Speisen auf Getreidebasis wie Frühstückscerealien. Ein Zeichen setzte 2010 die schwedische Einzelhandelsgruppe Bergendahls. Denn seitdem arbeitet sie mit Schweinehaltern zusammen, die ihre Tiere mit gentechnikfreiem Futter aufziehen. So wird nur noch deren Fleisch in den City gross-Geschäften der Gruppe verkauft. Zahlreiche andere Unternehmen folgten diesem Beispiel. Schwedens Milchvieh erhält bereits seit vielen Jahren nur noch gentechnikfreies Futter. Auch die Tiermastbetriebe zeichnen sich im Königreich aus: Sie verzichten auf die Gabe von Antibiotika.
Der Name Tetra Pak steht als Synonym für quadratische Verpackungen für Lebensmittel. Als Teil der Schweizer Tetra Laval-Gruppe machte sich der ursprünglich in Schweden beheimatete Konzern insbesondere durch seine innovativen Verpackungen für Milch einen Namen. Inzwischen strebt der Konzern Produkte an, die zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt sind und zugleich aus nachhaltigem Anbau stammen. So bestehen Beschichtung und Verschlusskappen der neuen Tetra Pak-Generation bereits aus einem Biopolymer aus Zuckerrohr.
Unternehmen engagieren sich in Bioenergie
Aktivitäten entfalteten Firmen auch im Bereich Bioenergie. Die Tochter Agroetanol der Lantmännen-Gruppe betreibt als größter Bioethanol-Produzent Schwedens südlich von Stockholm eine Anlage, in der über fermentative Prozesse der Kraftstoff aus Getreide hergestellt wird. In Kooperation mit der VW-Tochter Scania kommt dieser Biosprit bereits in LKWs zum Einsatz und wird von Ölgesellschaften herkömmlichen Produkten entsprechend den gesetzlichen Vorgaben beigemischt. So bietet Scania für den Transportsektor bereits verschiedene Motoren an, die unterschiedliche Kraftstoffe als Energiequelle nutzen, wie auch Konkurrent Volvo. SunPine AB, ein Gemeinschaftsunternehmen des größten Ölkonzerns Preem, dem staatseigenen Forstunternehmen Sveaskog, der Forstfirma Södra und Kiram AB produziert in seiner Anlage Diesel aus Reststoffen der Papierherstellung, weltweit erstmalig. Zusammen mit dem Energiekonzern Vattenfall arbeitet Preem inzwischen auch daran, forstwirtschaftliche Reststoffe zu nutzen. Lebensmittelabfälle aus lokalen Bäckereien verarbeitet hingegen das finnische Energieunternehmen St1 nahe Göteborg zu 5 Mio. Litern Bioethanol. Eine Pilotanlage zur Vergasung von Holz in Lulea übernahm die dortige Universität vom Chemieunternehmen Chemrec. Zudem spielt in Schweden Biogas eine große Rolle. Insbesondere auch im öffentlichen Personennahverkehr. So nutzen Busse des öffentlichen Nahverkehrs bereits zu zweidritteln Energie aus nachwachsenden Rohstoffen wie Biodiesel, Biogas oder Bioalkohol. Der deutsche Energieversorge E.on engagiert sich hier. Lösungen, mit denen Abfälle aus der Nahrungsmittelindustrie zu wertvollem Biogas umgewandelt werden, bietet Skandinavianbiogas.
Chemie setzt auf Nachhaltigkeit
Zu den bedeutendsten Branchen im Königreich zählt auch die chemische Industrie. Bei einem Marktvolumen von rund 27 Mrd. Euro (2012) verdienen die weit mehr als 2.000 Firmen ihr Geld hauptsächlich mit Arzneien, Kunststoffen und Grundchemikalien. Ein Hauptkunde: Lokale Papier- und Zellstoffwerke. Als ein Zentrum dieser Branche ist der petrochemische Cluster um Stenungsund bekannt, gelegen an der Westküste nördlich von Göteborg. Hier konzentrieren sich Firmen wie AGA, AkzoNobel, Borealis, INEOS und Perstop. Allen Unternehmen gemein ist ihre Vision bis zum Jahr 2030 grünere Produkte auf nachhaltigem Weg herstellen zu wollen. So beschäftigt die Spezialchemie-Gruppe Perstorp 1.500 Mitarbeiter, generierte Umsätze von 1 Mrd. Euro (2015) und stellt große Mengen Biodiesel aus Raps her . Die Chemieaktivitäten setzen auch auf Biogas, Bioalkohol und pflanzliche Öle als Ausgangsstoffe. Ein Fokus liegt zudem auf Bioplastik. In der Region sitzt auch das Chemie- und Materialcluster Westschweden, das Branchen wie Chemie, Energie, Recycling und Forsten sowie Repräsentanten aus Firmen, Forschungseinrichtungen und öffentlichen Einrichtungen zusammenbringt. Gewachsen ist auch der Cluster um Örnsköldsvik. Ausgelöst durch Arbeitsplatzverluste starteten in der Region Anfang der 2000er Jahre gezielte Bioökonomie-Aktivitäten. Heute erstreckt sich das Cluster entlang der Küste im Norden des Landes und vereint Partner aus der Forst-, Chemie- und Energiewirtschaft unter einem Dach. Chemiefirma SEKABs Pilot-Bioraffinerie, in der hier über Jahre Prozesse entwickelt und gefahren wurden gehört nach einer Restrukturierung der Firmenaktivitäten nun zu den RISE-Instituten. Bisher stand hier die Herstellung von Alkohol aus ligninhaltiger Biomasse wie Holz im Vordergrund. Nun soll das Produktspektrum erweitert werden. Domsjö Fabriker AB, Hersteller von Cellulose für die Textilindustrie und von Bioethanol für die Chemie, sitzt benachbart zur RISE-Bioraffinerie am Standort Örnsköldsvik. Grundlage seiner Produkte sind Weichholz und Reststoffe der Papierindustrie.
Aktivitäten in grüner und industrieller Biotechnologie
Wie in anderen europäischen Ländern etablierte sich auch in Schweden eine kleine Anzahl an Firmen, die in der industriellen oder grünen Biotechnologie aktiv sind. Laut Angaben des schwedischen Biotechnologie-Verbands SwedenBio und der Förderagentur VINNOVA arbeiteten in diesen Bereichen 4% der insgesamt rund 16.000 Biotechnologie-Angestellten. Auf dem Gebiet der grünen Biotechnologie gilt Syngenta Seeds AB als einer der größten Akteure im Land. In Südschweden konzentriert der Konzern seine Zuckerrübenforschung. CropTailor AB hat sich dagegen die schnellere Züchtung verbesserter Hafervarietäten, die nicht als gentechnisch verändert (gv) gelten, auf die Fahnen geschrieben. Trotz bisher fehlender kommerzieller Aktivitäten werden in Schweden weiterhin Feldversuche mit gv-Pflanzen genehmigt.. Denn obwohl der deutsche BASF-Konzern für seine besonders stärkehaltige Amflora-Kartoffel die kommerzielle Zulassung erhielt, stellte er diese Aktivitäten im Jahr 2012 ein. Auch die Tochter Plant Science Sweden AB, die an Raps arbeitete, schloss ihre Türen. SweTree Technologies AB forscht hingegen zu Bäumen, die mehr Holz bilden. Cellulose, ein Hauptbestandteil in Textilien und Baustoffen, kann die 2006 gegründete, börsennotierte Organoclick AB mit ihren patentierten Lösungen beständiger gegenüber Umwelteinflüssen machen. Seelutions Kunden erhalten Verpackungsmaterialien aus biobasiertem Plastik, das auf landwirtschaftlichen Reststoffen basiert. C5 Ligno Technologies aus Lund bietet seinen Kunden Hefen an, die auf lignocellulose-haltige Prozesse spezialisiert sind. Einen Schritt weiter scheint Taurus Energy zu sein. Das Unternehmen bietet seine patentierten Hefen bereits weltweit in Lizenz zur Herstellung von Bioethanol an.
Fördermittelgeber
In Schweden gibt es wenige Instrumente der öffentlichen Forschungsförderung, die sich gezielt an den privatwirtschaftlichen Bereich, insbesondere an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) richten. Einen Großteil der Forschungsausgaben des privaten Sektors tragen die Unternehmen selbst. Gleichwohl fördert die Schwedische Agentur für Innovationssysteme (VINNOVA) forschungsintensive Unternehmen. Zudem verantwortet die Agentur die zahlreichen Inkubatoren im Land, über die Firmen unterschiedlichste Hilfestellung erhalten. Mehr als 40 Inkubatoren und 30 Wissenschaftsparks, in denen sich Firmen ansiedeln können, finden sich unter dem Dach des Verbands schwedischer Inkubatoren und Wissenschaftsparks (SISP). Doch um Start-ups zu helfen, arbeitet die Regierung beispielsweise auch daran, dass mehr staatliches Risikokapital in die kleinen Firmen fließen kann. So steht dem Staat mit der staatseigenen Almi Företagspartner AB ein Unternehmen zur Seite, dass über seine 40 Zweigstellen im Königreich Unternehmen mit Beratung, Darlehen und Risikokapital unter die Arme greift, auch bei innovativen Projekten. Der schwedischen Agentur für wirtschaftliches und regionales Wachstum, die dem Ministerium für Unternehmen und Innovationen untersteht, stehen Fördermittel der EU zur Verfügung. Mit diesen gilt es, Firmen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und Arbeitsplätze zu schaffen. Ein Themenfeld: Die Umstellung auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft.
Weltweit gilt Schweden als besonders forschungsstark. So weist das Land neben Finnland in Europa die höchste Intensität für Forschung und Entwicklung auf. In internationalen Rankings sind mehrere Universitäten vertreten. Konzentrationspunkte in der Bioökonomie bilden in Schweden insbesondere die technischen Universitäten. In Stockholm, der Hauptstadt, sitzt die größte technische Universität des Landes: Die Königlich Technische Hochschule (KTH). Schwerpunkte und Kompetenzzentren forschen hier unter anderem zu Kompositmaterialien auf Ligninbasis für den Automobilbau beispielsweise für die Batterien oder das PKW-Dach und zu Transformationsprozessen, wie sie die Forstwirtschaft durchläuft, sowie zu Biomasse, Bioenergie und Bioraffinerien. Am ursprünglich stiftungsfinanzierten Wallenberg Wood Science Center (WWSC), inzwischen eine eigenständige Abteilung des KTH, sollen neue Materialien auf Holzbasis entwickelt werden. Auf lange Sicht soll so die heimische Forstindustrie weiterentwickelt werden. Zudem beteiligt sich die KTH am dänischen Novo Nordisk Foundation Center for Biosustainability.
An der stiftungsgetragenen Technischen Hochschule Chalmers (CTH), einem Zentrum für technisch-naturwissenschaftliche Ausbildung, stehen spezifisch ausgewiesene Entwicklungsbereiche im Fokus der Arbeiten. Ihnen gemeinsam ist ihre große Relevanz für Wirtschaft und Gesellschaft. Biomasse nachhaltig zu nutzen und in Energie, Werkstoffe, Chemikalien, Nahrungsmittel und Arzneien zu überführen, ist ein Ziel. Ein Werkzeug hierbei: Die industrielle Biotechnologie. Zudem steht in Chalmers eine Pilotanlage, die als ein zentraler Baustein des nationalen Kompetenzzentrums zur Umwandlung von Holz in Biomethan gilt. An der Technischen Universität Lulea, (LTU) am nördlichen Ende der Ostsee gelegen, verknüpfen Forscher biotechnologische mit chemischen Methoden, um Biochemikalien und Kraftstoffe aus Resten der Lebensmittel- oder Fischindustrie zu gewinnen. In der Stadt steht eine LTU-Pilotanlage zur Vergasung von Holz, die vom Chemieunternehmen Chemrec übernommen wurde. Ebenfalls in der Hauptstadt beheimatet: Die Universität Stockholm, die zu den führenden schwedischen Hochschulen zählt. Hier wird zu Biomaterialien auf Cellulosebasis für die Aufreinigung von Wasser oder zu Umweltfragen und nachhaltiger Nutzung natürlicher Ressourcen geforscht. Marikultur von Makroalgen und Muscheln, Biotreibstoffe aus Algen und deren Wirtschaftlichkeit stehen in der zweitgrößten Stadt, Göteborg, an der Universität Göteborg im Programm. Zudem führt diese staatliche Universität zusammen mit der CTH das Zentrum für Umwelt und Nachhaltigkeit (GMV). Diese Plattform unterstützt rund 500 Forscher beider Einrichtungen, interdisziplinär eng zusammenzuarbeiten.
Hauptstandort der vom Landwirtschaftsministerium finanzierten kleinen Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften (SLU), die wie die technischen Universitäten über vielfältige Anknüpfungspunkte an die Bioökonomie verfügt, ist Uppsala. Über Zukunftsplattformen werden hier unterschiedliche wissenschaftliche Felder eng miteinander verknüpft. Die Plattform „Nahrungsmittel“ reicht von der Landnutzung, über die Prozessierung bis hin zu Reststoffen. „Tiere und Gesundheit“ deckt das Tierwohl und das Zusammenspiel von Mensch, Tier und Gesundheit ab. Nachhaltige Forstwirtschaft bildet den Kern der Plattform „Wälder“. Die SLU forscht auch aktiv an gv-Pflanzen und testet diese in Freilandversuchen. Zudem sitzt in der Stadt eine der bekanntesten und führenden Hochschulen des Landes: Die Universität Uppsala. Ihre Forscher engagieren sich zusammen mit Kollegen der KTH und SLU im STandUP-Zentrum zu nachhaltiger Energieversorgung und betreiben zusammen mit der SLU das nationale Zentrum für Biodiversität. Hingegen beherbergt das südschwedische Lund mit der Universität Lund nicht nur eine der größten Hochschulen Skandinaviens, sondern auch eines der größten chemischen Zentren in den nordischen Ländern. Forschungsschwerpunkte sind hier unter anderem industrielle Mikrobiologie mit einer Betonung der Bioraffinerie und Enzymtechnologien für grüne Chemikalien. Daneben werden Prozesse zur Wandlung von Biomasse in hochwertige Produkte wie chemische Moleküle oder Biokraftstoffe erforscht. Weitere Aspekte, die die Universität abdeckt, sind Landnutzung, Biodiversität, Nachhaltigkeit, Ökonomie. Ebenfalls im Süden des Landes vereinen sich unter dem Mantel „Bioressourcen-Technologie“ an der 2010 entstandenen Linné-Universität verschiedenste Arbeitsgruppen, die aus Biomasse über unterschiedliche Prozesse werthaltige Produkte schaffen wollen. Die Gruppe „Forst und Holz“ widmet sich umfänglich über die gesamte Wertschöpfungskette dem Wertstoff Holz – bis hin zu neuen Produkten für die Bau- und Möbelindustrie.
Die Stadt Umea beherbergt dagegen zwei der nördlichsten Universitäten Schwedens. Eine Filiale der SLU und die weit größere Universität Umea (UmU). Forscher der SLU und der UmU arbeiten gemeinsam unter dem Dach des Umea Plant Science Center. Nicht nur Pflanzen- und Forstbiotechnologie sowie Konzepte für künftige Bioraffinerien interessieren die Forscher hier. So sequenzierten die Forscher Schwedens wirtschaftlich bedeutendste Pflanze, die Fichte, und auch die Pappel. In den Abteilungen für Technische Chemie, Umwelt und am Umea Marine Sciences Center sind Bioökonomie-relevante Themen ebenfalls angesiedelt. Bioökonomie-relevante Aktivitäten finden sich auch an der Universität Mittelschweden, der Karlstad Universität und der Universität Linköping (LiU).
Als bedeutendste außeruniversitäre Forschungseinrichtung gelten die RISE Research Institutes of Sweden. Diese staatlichen Einrichtungen, zu der auch die der Fraunhofer-Gesellschaft ähnliche SP Processum gehört, vereint ehemals unabhängige Entitäten seit Kurzem unter einem Dach. Großer Wert wird hier auf industrienahe Forschung sowie Dienstleistungen für kleine und mittlere Unternehmen gelegt. Heute beschäftigt RISE 2.200 Mitarbeiter, verteilt auf 23 Standorte, und konzentriert sich auf sechs Geschäftsbereiche. Einer davon: Bioökonomie. Innovationen auf Holzbasis in Bereichen wie Energie, Papier, Verpackung und Materialien stehen hier im Fokus der rund 320 Mitarbeiter. Ansprechpartner für Interessenten aus den Bereichen Landwirtschaft und Nahrungsmittel finden sich im 370 Personen-starken Bereich „Bioscience und Materials“. In Örnsköldsvik steht die von SP Processum betriebene Pilotanlage, die Chemikalien wie Bioethanol aus Reststoffen der Forstwirtschaft gewinnt. Ebenfalls zu RISE gehört seit 2016 das ehemals eigenständige Forschungsinstitut Innventia. Durch diesen Schritt vereinen sich nun weitere Pilotanlagen unter dem Dach von RISE. Die Finanzierung des Schwedischen Instituts für Waldforschung (Skogforsk) teilen sich dagegen die Regierung und die Forstindustrie. So zählt die Södra-Gruppe hier zu den Geldgebern. Großer Wert des an drei Standorten aktiven Instituts wird auf eine bedarfsgesteuerte und anwendungsorientierte Forschung gelegt. Die abgedeckten Felder reichen von Forsttechnologie und Rohstoffnutzung über Umweltbeanspruchung bis hin zu Züchtung und Bioenergie. Das Schwedische Umweltinstitut (IVL) bietet ebenfalls Anknüpfungspunkte an die Bioökonomie beispielsweise den Ersatz fossiler Kraftstoffe durch Biokohle. Finanzielle Mittel erhält die Einrichtung vom Staat, der Industrie und von Förderorganisationen. Insbesondere Interdisziplinarität steht im Mittelpunkt der anwendungsnahen Forschung.
Fördermittelgeber
In Schweden finden Wissenschaftler vielfältige Förderinstitutionen vor. Als eine der größten vergibt der Wissenschaftsrat (VR), der dem Ministerium für Bildung und Forschung untersteht, jährlich ca. 700 Mio. Euro an Mitteln. Diese stehen allen relevanten Wissenschaftsdisziplinen vor allem für Projekte oder Infrastrukturmaßnahmen für die Grundlagenforschung zur Verfügung. Für die Bioökonomie spielen hier nicht nur Themen wie Biodiversität, Chemie oder Biotechnologie eine Rolle. Der Schwedische Forschungsrat für Umwelt, Agrarwissenschaften und Raumplanung (Formas) unterstützt dagegen neben der Grundlagen- auch die bedarfsbezogene Forschung. Die im Jahr 2015 formulierten Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen dienen hierbei als Leitplanken für künftige Forschungsprojekte. Um einer künftigen biobasierten Wirtschaft den Weg zu ebnen, setzte die Agentur gar ein langjähriges Programm zur Förderung der Bioökonomie auf. Neben der Produktion von Biomasse in Forst- und Landwirtschaft sowie Aquakultur gilt die Aufmerksamkeit neuen Produkten und Materialien als auch Aspekten zu Marketing, Politik und Kunden.
Die industrienahe Forschung ist zentral für die Schwedische Agentur für Innovationssysteme (VINNOVA), die dem Innovationsministerium zugeordnet ist. Hier steht ein jährliches Budget von 300 Mio. Euro für Projekte, beispielsweise zu neuen Anwendungen von Biomaterialien, zur Verfügung. Als eines der größten Programme gilt das strategische Innovationsprogramm BioInnovation. Aufgesetzt von VINNOVA, Formas sowie der schwedischen Energieagentur und als öffentlich-private Partnerschaft organisiert, stellt es einen zentralen Baustein auf dem Weg Schwedens hin zu einer biobasierten Wirtschaft dar und verfügt über ein jährliches Budget von rund 12 Mio. Euro. Inzwischen sind hierin mehr als 60 Akteure eingebunden. Für Universitäten lohnenswert ist auch die Stiftung für Strategische Forschung (SSF). Diese mit ehemals durch Steuergelder finanzierte Fonds ausgestattete Einrichtung verfolgt das Ziel die Wettbewerbsfähigkeit Schwedens zu steigern. Hierfür werden bei einem jährlichen Budget von rund 50 Mio. Euro die Mittel über einen längeren Zeitraum und in größeren Summen zur Verfügung gestellt.
Zu den kleineren Mittelgebern zählt die Schwedische Energieagentur, die im Bereich der erneuerbaren Energien wie Biokraftstoffen unterstützt. Der Stiftung für Agrarforschung liegt es am Herzen, die Wettbewerbsfähigkeit der schwedischen Landwirtschaft zu steigern. Die Mittel dieser Stiftung stammen sowohl von der Regierung als auch der Wirtschaft. Die Schwedische Stiftung für strategische Umweltforschung (Mistra) finanziert mit jährlich rund 20 Mio. Euro die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft im Land. Biotechnologische Neuerungen für die Landwirtschaft sind hier ein Interessensfeld oder Neuerungen für die Textilindustrie. Hierzu gesellen sich private Stiftungen wie die Knut & Alice Wallenberg Stiftung. Dieser größte private schwedische Geldgeber unterstützt seinen Mitteln beispielsweise das Wallenberg Wood Science Center. Weitere Fördermittel fließen in die schwedische Forschung durch die Beteiligung an Programmen der Europäischen Union. So haben sich beispielsweise Akteure im Norden des Landes, auch grenzüberschreitend, unter dem Dach „Biofuels Region“ zusammengeschlossen und erfolgreich EU-Mittel eingeworben.
Weiterführende Informationen
Bioökonomie-relevante Initiativen:
Öffentliche Forschungsförderung:
Gesetzeslage:
GV-Anbau erlaubt