Einen wichtigen Ausgangspunkt für diese Schwerpunktsetzung bildet der Growth Plan for Water, Bio and Environmental Solutions von 2013, mit dem ein politischer Rahmen für die intensivere Nutzung biobasierter Ressourcen, die Förderung der industriellen Biotechnologie und den Aufbau neuer Wertschöpfungsketten gesetzt wurde. Als Ergänzung rief das dänische Umweltministerium das National Bioeconomy Panel ins Leben, ein hochrangiges Beratungsgremium mit Vertretern aus Industrie, Forschung und Verwaltung, das anlassbezogen Empfehlungen für eine nachhaltige Nutzung biologischer Rohstoffe erarbeitet. 2018 veröffentlichte das Gremium etwa Empfehlungen zu Proteins for the future.
Mit der Kreislaufwirtschaftsstrategie aus demselben Jahr und dem darauf aufbauenden Action Plan for Circular Economy erhielt die Bioökonomie eine noch stärkere strategische Ausrichtung. Beide Dokumente betonen die Bedeutung innovativer Anwendungen von Biomasse in Lebensmitteln, die stoffliche Nutzung von Reststoffen in einer zirkulären Wirtschaft sowie die Erschließung alternativer Proteinquellen wie Algen, Insekten oder Pflanzenreste.
In den letzten Jahren haben die Aktivitäten weiter an Dynamik gewonnen. Besonders sichtbar ist dies am 2025 eingerichteten Growth Team for the Future of Agri-Food and Biosolutions, das gezielt die Förderung grüner Innovationen im Bereich Lebensmittelproduktion und industrielle Biotechnologie koordiniert und Dänemark als Vorreiter für nachhaltige Agrar- und Biolösungen positionieren soll. Parallel dazu nimmt die Bioökonomie eine Schlüsselrolle in der nationalen Energiewende ein. Biogas, Biodiesel und Bioethanol gelten als unverzichtbare Bausteine auf dem Weg zu einer vollständig erneuerbaren Energieversorgung bis 2050. Um dieses Ziel zu erreichen, fördert der Staat den Ausbau großtechnischer Biogasanlagen mit langfristigen Subventionen in Milliardenhöhe.
Die staatliche Förderung erfolgt darüber hinaus über mehrere zentrale Programme, darunter das Danish Eco-Innovation Programme (MUDP), das Energy Technology Development and Demonstration Programme (EUDP) sowie die branchenübergreifende BioValue-Initiative. Diese Instrumente unterstützen gezielt Forschungs- und Demonstrationsprojekte, erleichtern den Technologietransfer und fördern die Skalierung neuer biobasierter Anwendungen.
Insgesamt verfolgt Dänemark mit seinem politischen Fokus einen praxisnahen, stark innovationsgetriebenen Ansatz, bei dem Bioökonomie eng mit Kreislaufwirtschaft, Klimazielen, Ernährungspolitik und industrieller Wettbewerbsfähigkeit verknüpft ist und sich zunehmend zu einem zentralen Pfeiler der grünen Transformation entwickelt.
Auch bei seiner aktuellen EU-Ratspräsidentschaft, die das Land bis Ende 2025 innehat, zeigt sich die Bedeutung der Bioökonomie für Dänemark: Es gibt verschiedene Initiativen zur Stärkung der EU-Bioökonomiestrategie, zur Förderung nachhaltiger Lebensmittelsysteme und zur engeren Verzahnung von Klimapolitik, Kreislaufwirtschaft und biobasierten Innovationen.
Dänemarks Wissenschaftslandschaft zur Bioökonomie ist international wettbewerbsfähig und weit vernetzt, Kooperationen mit der Industrie sind jedoch ausbaufähig. Relevante Forschungszentren und Netzwerke setzen Impulse durch interdisziplinäre Projekte, innovative Technologien und gezielte Hochschulprogramme.
An der University of Copenhagen arbeitet eine Bioeconomy Group zu nachhaltiger Primärproduktion, der Nutzung organischer Sekundärströme, Biorefining und pflanzlichen Proteinen. Die Technical University of Denmark (DTU) beherbergt seit 2024 das von der Novo Nordisk-Stiftung finanzierte BRIGHT-Institut, das mit über einer Milliarde dänische Kronen biotechnologische Forschung und Biosolutions zur grünen Transformation vorantreibt. Ergänzend ist bei der Aarhus University mit dem Centre for Circular Bioeconomy seit 2017 eine wichtige Forschungseinrichtung ansässig, die sich auf die kommerzielle Nutzung von Biomasse zur Produktion von Energie, Lebens- und Futtermitteln sowie Chemikalien konzentriert. An allen drei Universitäten sind mit Studiengängen zu Biotechnologie, Bioengineering, Agrarwissenschaften und Ressourcenmanagement mit klaren Bioökonomie-Schwerpunkten verschiedenste Lehroptionen gegeben.
Dänemark zählt außerdem zu den aktivsten Partnern in der europäischen Forschungslandschaft: Im Rahmen von Horizon 2020 lag die Erfolgsquote dänischer Antragsteller mit rund 25 % deutlich über dem Durchschnitt, und pro Kopf gehörte das Land zu den größten Empfängern von EU-Fördermitteln im Bioökonomiebereich. Zudem bestehen enge Kooperationen mit Nachbarländern. Ein aktuelles Beispiel ist die EU-Partnerschaft RIV4BFS – Regional Innovation Valleys for Bioeconomy and Food Systems, bei der Dänemark und Deutschland gemeinsam an biobasierten Materialien, Lebensmittelinnovationen und Kreislaufansätzen arbeiten.
Die Bioökonomie nimmt in Dänemark eine zentrale Rolle ein und verbindet die traditionell starke Landwirtschaft, die Lebensmittelindustrie, die industrielle Biotechnologie und eine dynamische Bioenergiebranche.
Besonders wichtig ist der Agri-Food-Sektor mit global aktiven Unternehmen wie Arla Foods und Danish Crown, die zu den größten europäischen Produzenten von Milch- und Fleischwaren zählen. Parallel dazu ist die industrielle Biotechnologie mit Novozymes und Chr. Hansen weltweit führend, vor allem in der Enzymproduktion, mikrobiellen Lösungen und Fermentationstechnologien. Neue Wachstumsfelder entstehen in den Bereichen alternative Proteinquellen, biobasierte Verpackungen, grüne Chemikalien sowie Kreislauflösungen, die stark auf die Nutzung von Reststoffen und Nebenprodukten setzen.
Wesentliche Impulse gehen von Verbänden und Clustern aus, die Innovation, Technologietransfer und internationale Sichtbarkeit fördern. Food & Bio Cluster Denmark fungiert als nationales Innovationszentrum, das Unternehmen, Start-ups und Forschungseinrichtungen vernetzt. Der Danish Life Science Cluster bündelt Kompetenzen in Biotechnologie und Gesundheitsinnovationen, während sein Dachverband die Interessen von Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft vertritt. Ergänzend treiben spezialisierte Zusammenschlüsse wie die BioRefining Alliance, die sich auf Biomasseverwertung und Bioenergie fokussiert, oder der Agro Business Park in Viborg als Inkubator für Bioökonomie-Start-ups die positive Entwicklung voran.
Autorin: Kristin Kambach