Brandenburg

Brandenburg

Brandenburg verfügt noch nicht über eine gesonderte Bioökonomiestrategie, bildet einen Großteil der Themenbreite jedoch bereits in anderen Konzepten und Veröffentlichungen ab. Ziele und Vorhaben zur Bioökonomie finden sich vor allem in länderübergreifenden Fördermaßnahmen, in der Struktur der Forschungslandschaft und in den vielen Kooperationen zwischen Wissenschaftseinrichtungen wieder. Anknüpfungspunkte für die Wirtschaft sind in diesen Strukturen installiert und haben zu einem weiten Netzwerk geführt. 

Grundlagen: Politik & Forschung

Grundsätzlich hat die Bioökonomie einen Platz in der landeseigenen Nachhaltigkeitsstrategie von 2014. Um den Wandel von einer auf fossilen Rohstoffen basierenden hin zu einer nachhaltigen, kreislauforientierten und innovativen Wirtschaft weiter voranzutreiben, hat der Landtag im November 2021 die Erarbeitung einer eigenen Bioökonomiestrategie beschlossen. Mit der Veröffentlichung Nachhaltige Bioökonomie in Brandenburg. Biobasierte Wertschöpfung – regional und innovativ leistete das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) im Jahr 2020 bereits einen wichtigen Beitrag zum Thema. In der Broschüre werden regionale Innovationsbeispiele und strategische Ansätze für die Weiterentwicklung der Bioökonomie im Land präsentiert.

Laut MLUK wird die Bioökonomiestrategie Brandenburgs bis 2035 in zahlreichen Workshops zur Maßnahmenentwicklung sukzessive konkretisiert und verfeinert. 

In Kooperation mit Berlin liegt außerdem bereits eine detaillierte Innovationsstrategie vor: innoBB 2025 führt fünf Cluster und vier übergeordnete Schwerpunktthemen auf. Mit der Biotechnologie ist ein wichtiger Teil des Bioökonomie-Spektrums im Cluster Gesundheitswirtschaft präsent (s. dazu auch: Bioökonomie in Berlin). 

Abseits der fünf länderübergreifenden Cluster konzentriert sich die landeseigene Förderung zur Bioökonomie vor allem auf die beiden Cluster Kunststoff/Chemie und Ernährungswirtschaft, die die Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) verwaltet. Der Cluster Kunststoffe und Chemie lässt sich von einem umfassenden Nachhaltigkeitsbegriff leiten, der neben ökonomischen und ökologischen auch soziale Aspekte berücksichtigt. Mehr umwelt- und klimafreundliche Innovationen verspricht man sich unter anderem durch eine verstärkte Nutzung von biogenen Rest- und Rohstoffen sowie durch Stoffkreisläufe. Beim Cluster Ernährungswirtschaft  spielt die nachhaltige Nutzung biologischer Ressourcen zur Produktion und Verarbeitung von Lebens- und Futtermitteln eine übergeordnete Rolle. Durch innovative Ansätze können alternative Proteinquellen erschlossen, Reststoffe verwertet und die Ressourcennutzung in der Landwirtschaft verbessert werden. Ein weiterer Aspekt ist die Förderung von regionalen und saisonalen Lebensmitteln, die durch bioökonomische Prinzipien unterstützt werden. Dies kann helfen, die lokale Wirtschaft zu stärken und den ökologischen Fußabdruck der Nahrungsmittelproduktion zu reduzieren. Mit der Netzwerkstelle Nachwachsende Rohstoffe hat die Regierung 2021 außerdem eine Institution ins Leben gerufen, die alle Bindeglieder für eine erfolgreiche Bioökonomie-Wertschöpfungskette im Land vereint. Das Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe Land Brandenburg (Neuwerg) kommt dieser Aufgabe unter anderem mit Wissenstransferleistungen in Form von Workshops sowie der Identifikation und Unterstützung erfolgversprechender Praxisbeispiele nach.

Die politisch-wirtschaftliche Basis wird durch eine ausgeprägte Forschungslandschaft ergänzt: Brandenburg verfügt über fünf Universitäten, neun Fachhochschulen und weitere außeruniversitäre Wissenschaftsinstitutionen, beispielsweise die Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) und die Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF). Davon forschen mehrere Einrichtungen zu bioökonomischen Themen wie das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) in Potsdam. Darüber hinaus sind auch die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNE) und die Technische Hochschule Wildau (TH Wildau) als wichtige Bioökonomie-Wissenschaftszentren zu nennen.

Förderung & Innovation

An den Wissenschaftseinrichtungen sind verschiedenste Disziplinen vertreten, woraus ein großes Potenzial für die Entwicklung biobasierter Prozesse und Produkte hervorgeht. Unterstützung für ihre Forschungsvorhaben, die vielfach den Strukturwandel im Lausitzer Braunkohlerevier im Blick haben, erhalten die Institutionen dabei sowohl von der Landesregierung als auch von Bundesministerien. 

Während etwa das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) mit dem Projekt BluMo die Paludikultur fördert, unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den Aufbau einer Bioökonomie-Modellregion mit dem WIR!-Bündnis Land-Innovation-Lausitz (LIL). Gemeinsam mit über 60 Partnern aus Forschung, Wirtschaft, Politik und Verwaltung etabliert man in der Region neue Landnutzungsformen und innovative Technologien zur Anpassung an den Klimawandel. Im Fokus stehen dabei die Themen Boden, Pflanzen, Material und Kulturlandschaft.  

Eine weitere BMBF-Förderung kommt dem Projekt DAKIS als Teil von „Agrarsysteme der Zukunft” zugute. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung eines digitalen Entscheidungssystems für ökonomisch und ökologisch optimierte Anbauweisen. Die Leitung hat das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. inne. 

Ein weiterer Modellbetrieb für Bioökonomie entsteht auf dem Gelände der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung e.V. (LVAT) in Groß Kreutz, Koordinator ist das ATB Potsdam. Bis 2027 soll hier der Leibniz-Innovationshof für nachhaltige Bioökonomie entstehen. Dabei handelt es sich um ein interdisziplinäres Gemeinschaftsprojekt von mehreren Forschungsinstituten zu Fragen einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft für die Landwirtschaft. Das Brandenburger Wissenschaftsministerium unterstützt das Vorhaben mit 25 Mio. Euro.