Auf den Spuren der Schweinezucht
Wie hat die Schweinezucht in den vergangenen 100 Jahren das Erbgut der Tiere verändert? Diese Frage steht im Fokus eines neuen Verbundprojektes unter Leitung Hallenser Forscher.
Seit 9000 Jahren werden Hausschweine zur Fleischernährung gehalten. Die Tiere, die vor allem in Europa als Nutztiere bevorzugt werden, unterscheiden sich längst nicht mehr nur durch ihre Haltung, sondern auch äußerlich von ihrer einstigen Vorfahren, den Wildschweinen. Neben Kreuzungen bestimmter Rassen werden seit 200 Jahren bereits gezielt Hausschweine je nach den Wünschen von Konsumenten und Landwirten gezüchtet. "Schweine sollen möglichst robust sein, schnell wachsen und viele lebende Nachkommen gebären und aufziehen", erklärt der Leiter vom Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen (ZNS) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), Frank Steinheimer. Die Eigenschaften der Hausschweine variieren demzufolge entsprechend der regionalen Bedürfnisse, so dass es bundesweit keine ideale Rasse für Zucht und Schlachtung gibt.
BMFB fördert Forschung zu Schweinezucht
Unter der Leitung der Hallenser Forscher wird in den kommenden drei Jahren nun untersucht, wie sich das Hausschwein durch Züchtungen genetisch und körperlich verändert hat. Das Projekt wird im Rahmen des Förderprogramms "Vernetzen - Erschließen - Forschen. Allianz für universitäre Sammlungen" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den nächsten drei Jahren mit rund 490.000 Euro gefördert. Das Förderprogramm wurde aufgelegt, um Universitäten dabei zu unterstützt, ihre Sammlungen besser für Forschung und Lehre nutzbar zu machen.
100 Jahre Schweinezucht im Blick
Im Projekt wollen sich die Forscher auf zwei bis heute erhaltene typische deutsche Hausschweinrassen konzentrieren und diese mit einer Wildscheinrasse vergleichen. Da die Anfänge der Schweinezucht vor 200 Jahren bereits gut erforscht sind, geht es konkret um die Veränderungen der vergangenen 100 Jahre. Dafür sollen 60 historische Schweineskelette sowie deren Erbgut mit heutigen Exemplaren verglichen werden. Mithilfe der sogenannten Geomorphometrie sollen Schädelform und Knochendicke abgleichen und bestimmt werden. Aber nicht nur der Einfluss auf Körperbau und Erbgut werden untersucht, sondern auch die Kulturgeschichte des Schweins und ethische Aspekte.
Internationales Netzwerk für Haustierkunde
Dabei wird das ZNS-Team durch Agrarwissenschaftler vom Lehrstuhl für Tierzucht der MLU unterstützt. Am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie in Dummerstorf und dem Museum für Naturkunde Berlin werden dafür die DNA-Analysen und -Vergleiche durchgeführt. Mit kulturhistorischen und tierethischen Fragen beschäftigen sich Forscher der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Im Rahmen des Projektes ist auch eine Sonderausstellung zu "100 Jahre Schweinezucht" sowie die Gründung eines internationalen Netzwerkes für Haustierkunde geplant.
bb