Nachhaltige Wirtschaft: Grüne Startups gesucht
Nicht nur in der Pharmaindustrie werden Startups gesucht: Auch mit Blick auf eine nachhaltige Wirtschaft gibt es immer mehr Firmengründungen. Zwei Wettbewerbe wollen nun die besten jungen Unternehmen in diesem Feld auszeichnen.
Nicht nur in der Pharmaindustrie sind derzeit Startups gefragt. Immer mehr junge Firmen widmen sich in ihrer Geschäftstätigkeit nachhaltigen Themen. Nun rufen gleich zwei Startup-Wettbewerbe deutsche Gründer zur Teilnahme auf: DerGreen Alley Award ist eine Initiative des Green-Economy-Investors Green Alley, bis Mitte September läuft die Bewerbungsfrist. Der Startgreen-Award steht wiederum unter der Schirmherrschaft von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und wurde von Forschern der Gründerinitiative StartUp4Climate gemeinsam mit zwölf Partnerorganisationen ins Leben gerufen. Hier kann man sich noch bis Anfang Oktober bewerben.
Gerade erst haben deutsche Pharmakonzerne wie Bayer oder Merck mit Startup-Initiativen für Medienrummel gesorgt: Vergangene Woche wurden drei Startups in den Merck-Accelerator in Darmstadt aufgenommen, davor verkündete Bayer die fünf Gewinner der jüngsten Grant4Apps-Initiative. Doch auch Geschäftsideen mit Bezug zur Nachhaltigkeit sind gefragter denn je. Innerhalb der Biotechnologie kommen hier vor allem industrielle Anwendungen in der Chemie, der Kosmetik oder im Textilbereich in Frage. Auch die Politik hat reagiert und die Themen Energiewende, Nachhaltigkeit und Bioökonomie inzwischen auf die politische Agenda geschafft haben, stehen grüne Startups derzeit nur selten im Rampenlicht.
Großes Potenzial grüner Startups
Dieses Fazit zieht zumindest Klaus Fichter. Der Professor für Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit an der Universität Oldenburg und Leiter des auf die gleichen Themen fokussierten Forschungsinstituts Borderstep hat sich in einer Studie mit dem Potenzial von grünen Startups beschäftigt. Das Ergebnis: Zwar wurden in den vergangenen zehn Jahren knapp 170.000 grüne Unternehmen gegründet, die 1,1 Millionen Arbeitsplätze geschaffen haben. Aus Sicht von Fichter hätten es aber noch mehr sein können. Denn die Zahlen seien nicht Ausdruck guter Förderung. „Es liegt vielmehr daran, dass es einen großen Bedarf an nachhaltigen Lösungen gibt“, so der Professor. Um das Thema Nachhaltigkeit und Startups mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu bringen, hat Fichter nun gemeinsam mit der Gründerinitiative StartUp4Climate und zwölf Partnerorganisationen den StartGreen Award ins Leben gerufen. „Dadurch, dass wir einen nationalen Preis ausgeschrieben haben, werden wir die Sichtbarkeit der Unternehmen erhöhen“, ist der Professor überzeugt.
Bundesumweltministerin Schirmherrin von Startgreen-Award
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hat die Schirmherrschaft übernommen, seit 25. August können Bewerbungen eingereicht werden. Die Frist läuft noch bis zum 5. Oktober. Im November werden die Preise vergeben. Verliehen wird der Award in vier Kategorien: Gründungskonzept, Startups (null bis fünf Jahre), junge Unternehmen (sechs bis 15 Jahre) und Gründungsförderer wie Business Angel oder Hochschulen. Fichter zufolge soll über den Wettbewerb auch eine Vernetzung der Community gelingen. „Das ist für uns der wichtigste Aspekt“, sagt der Institutsleiter. Bei einer erwarteten dreistelligen Bewerberzahl könne so ein schlagkräftiges Netzwerk entstehen.
Gesucht: Ökologische Firmen in ihrer ganzen Breite
Inhaltlich ist der Wettbewerb offen angelegt. „Im Fokus des Preises stehen ökologische Unternehmen in ihrer ganzen Breite“, sagt Fichter. Ob Energiethemen, Ernährungsfragen oder Recyclingaspekte betrachtet werden, ist egal. Die Unternehmen müssen sich alle in Kategorien wie Marktpotenzial, Innovationskraft und Skalierbarkeit messen – wichtigstes Kriterium ist der ökologische Mehrwert des Produkts oder der Dienstleistung. Auch soziale Aspekte berücksichtigt die Jury aus Szenekennern. Gewinnen können die Preisträger neben dem Zugang zu grüner Expertise auch Sachpreise sowie Fördermittel im Gesamtwert von 20.000 Euro. Gestellt werden die Preise vom Bundesumweltministerium. Der Wettbewerbsgedanke schlägt sich auch im Bewerbungsverfahren nieder. Aus den bis zum Stichtag eingereichten Bewerbungen, wird eine Vorauswahl getroffen. Diese wiederum muss sich einer Onlineabstimmung stellen. Aus den hieraus gewonnenen Finalisten wählt wiederum die Jury die Sieger aus.
Green Alley: Kreislaufwirtschaft und Recycling im Fokus
Das Oberthema Kreislaufwirtschaft und Recycling steht wiederum im Fokus des zweiten derzeit laufenden Startup-Wettbewerbs Green Alley Award. Bewerben können sich hier innovative Idee im Bereich Abfallströme oder Verkaufsverpackungen, Recycling oder Upcycling, Ressourcenschonung oder Ressourcenreduzierung. Bereits im vergangenen Jahr war der von der Green Alley Investment GmbH, einer Tochterfirma des Mainzer Entsorgungspezialisten Landbell AG, initiierte Wettbewerb gestartet worden. Als Partner ist die Crowdfunding-Plattform Seedmatch mit an Bord. In diesem Jahr wurde zudem eine Kooperation mit den britischen Partnern European Recycling Platform (ERP) und dem in London ansässigen Accelerator-Programm Bethnal Green Ventures geschlossen, um einen breiteren Bewerberkreis anzusprechen. Bewerbungen müssen daher in diesem Jahr auf Englisch erfolgen, der inhaltliche Fokus bleibt jedoch bestehen. Einreichungen sind noch bis zum 15. September möglich.