Ameisen mit Gärtner-Talent
Ameisen sind soziale Insekten mit vielen Talenten. Auf den Fidschi-Inseln fanden Münchner Biologen eine Art, die Kaffee anbaut, um die Gewächse später zu bewohnen.
Ameisen sind emsige Arbeiter. Die sozialen Insekten formen einen Superorganismus mit einer klaren Rollenverteilung. Zudem kooperieren die Ameisen mit anderen Lebewesen, die ihnen Schutz vor Fraßfeinden bieten oder sie mit Nahrung versorgen. Dass Ameisen wie viele Lebewesen in Symbiose zu anderen Tieren und Pflanzen leben ist zwar nicht neu. Forscher der Ludwigs-Maximilians-Universität München sind jedoch einer außergewöhnlich engen Lebensgemeinschaft der Insekten auf die Spur gekommen.
Gezielter Kaffeanbau in luftiger Höhe
Auf den Fidschi-Inseln im südpazifischen Ozean entdeckte ein Team um die Botanikerin Susanne Renner eine Ameisenspezies, die gezielt hoch oben in den Baumwipfeln Pflanzen anbaut, in deren Hohlräumen sie später nisten kann. Bei der Ameisenart handelt es sich um Philidris nagasau, die nachweislich ein besonderes Gärtner-Talent besitzt. Mindestens sechs eng verwandte Arten der Kaffeepflanzengattung Squamellaria werden von ihr kultiviert. Und das bereits seit drei Millionen Jahren, wie die Forscher im Fachjournal „Nature Plants“ berichten. „Als Wirtsbaum dienen drei bis vier Arten, die auch für die Ameisen vorteilhaft sind: Entweder, weil sie gut zugänglichen Nektar bilden, oder weil sie eine besonders weiche Rinde haben, sodass die Ameisen bestehende Risse leicht vergrößern können“, sagt Susanne Renner.
Partner für Ewig aus Tradition
Wie echte Pflanzenzüchter wählten auch die Ameisen nur geeignete Samen aus. Die von ihnen testweise ausgelegten Reiskörner oder andere Samen wurden von den Ameisen nicht beachtet. Stattdessen wählten sie jeweils nur Samen von der auf Bäumen wachsenden Pflanzeart Squamellaria aus und platzierten diese in den Rissen der Wirtsbaumrinde, wo sie im Laufe der Zeit auskeimten und zur Kaffeepflanze heranwuchsen. Der Studie zufolge entwickelten die Kaffeesamen dafür im Laufe der Jahrmillionen einen besonders geformten „Fuß“, der ihnen hilft, aus der Rindenspalte heraus ans Licht zu wachsen.
Dabei bilden sie knollige Gewächse, in deren Hohlräume die Ameisen ein und aus gehen, um die werdende Pflanze mit Kot und Urin zu düngen, da sie als Epiphyt, sogenannte Aufsitzerpflanze, keine Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen kann. Je größer die Pflanze wird, um so größer wird auch der Hohlraum, den die Armeisen als geschützten Wohnraum nutzen. Die Symbiose zwischen der Kaffeepflanzenart Squamellaria und dem Armeisenvolk Philidris nagasau ist den Forschern zufolge inzwischen so eng, dass keiner ohne den Anderen mehr existieren kann. Die Münchner Botaniker vermuten, dass die Ameisen im Laufe der Jahrmillionen eine besonders effiziente Art der Vermehrung der Wirtspflanze entwickelt haben, nachdem sich die Kaffeepflanze an das Leben auf dem Baum gewöhnt hatte.
bb