Mit Algenwäldern Kohlenstoff in der Tiefsee speichern

Mit Algenwäldern Kohlenstoff in der Tiefsee speichern

Eine internationale Studie unter Beteiligung des Helmholtz-Zentrums Hereon unterstreicht die Bedeutung von Makroalgen als ozeanische Kohlenstoffsenken und die Notwendigkeit zur Erhaltung und Wiederherstellung der Algenwälder.

Seetang spielt eine noch wichtigere Rolle als von Wissenschaftlern angenommen
Seetang spielt eine noch wichtigere Rolle als von Wissenschaftlern angenommen.

Braun-, Rot- und Grünalgen gedeihen im küstennahen, belichteten Meereswasser. Diese Seetangwälder, die ebenso schnell wie die Wälder an Land wachsen, sind in den Ozeanen nicht nur ein Hort der Artenvielfalt, sondern auch wichtige Kohlenstoffsenken. Ein Teil der Biomasse gelangt – für jeden sichtbar – durch Wind und Wellen an die Strände. Unsichtbar und bisher wenig beachtet ist hingegen jener Teil der Algen, der in die Tiefsee transportiert wird. Darauf verweist eine internationale Studie, an der auch Forschende des Helmholtz-Zentrums Hereon beteiligt waren.

Algen exportieren Kohlenstoff in die Tiefsee

Das Forschungsteam hebt darin die Rolle von Algen bei der Speicherung von Kohlenstoff im Meer deutlich hervor. Anhand globaler Ozeanmodelle wurde der Verbleib des Kohlenstoffs aus Algen von der Küste bis in die Tiefsee verfolgt. Dabei zeigte sich, dass Algenwälder jedes Jahr etwa 15 % des von ihnen in der Biomasse gespeicherten Kohlenstoffs in die Tiefsee exportieren. Das entspricht jährlich 56 Millionen Tonnen Kohlenstoff.  

Algenbiomasse macht Tiefsee zur Kohlenstoffsenke

Zwischen 4 und 44 Millionen Tonnen des Kohlenstoffs können damit sogar über Jahrhunderte hinweg eingeschlossen bleiben, schreiben die Forschenden im Fachjournal „Nature Geoscience“. Das Team schätzt, dass der Kohlenstoffexport durch Algen unterhalb von 200 m Tiefe insgesamt 3 bis 4 % der Kohlenstoffsenke des Ozeans ausmacht.

Darüber hinaus ermittelte das Team sogenannte Hotspots des globalen Kohlenstoffexports. Dazu gehören beispielsweise Gebiete mit ausgedehnten Algenwäldern, Küstengebiete mit Canyons oder schmale Kontinentalschelfe, die nahe an der Tiefsee liegen.

Algenwälder in Küstenzonen schützen

Den Forschenden zufolge ist damit der „Küstenozean eine wichtige globale Kohlenstoffsenke“ und stellt einen „Schwerpunkt für Maßnahmen zur Abschwächung des Klimawandels“ bei „gleichzeitiger Förderung der biologischen Vielfalt" dar. Die Studie liefert damit einen weiteren Grund, Algenwälder zu erhalten und wiederherzustellen und damit zum Schutz und Erhalt der Ökosystemleistungen beizutragen.

„Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse dazu beitragen, die Bemühungen zur Verringerung der CO₂-Emissionen sowie der negativen Auswirkungen menschlicher Aktivitäten in der Küstenzone zu motivieren, um die Langlebigkeit der Algenwälder und ihren Beitrag zur Kohlenstoffbindung und zur marinen Biodiversität zu gewährleisten“, sagte Daniel Carlson vom Hereon-Institut für Dynamik der Küstenmeere und Mitautor der Studie.

bb