Grüne Woche punktet mit "grünerleben"

Grüne Woche punktet mit "grünerleben"

Die 88. Auflage der Grünen Woche in Berlin steht ganz im Zeichen von Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Ein Hotspot für Produkte der biobasierten Wirtschaft ist erneut die Themenwelt „grünerleben“ in Halle 27.

Biokunststoffe und Fahrradreifen aus Löwenzahn auf der Grünen Woche
Biobasierte Produkte wie ein Fahradreifen aus Löwenzahn und Kinderspielzeug aus pflanzlicher Stärke geben in Halle 27 Einblicke in die Vielfalt biobasierter Produkte.

Für Neugierige und Liebhaber exotischer Genüsse ist die Grüne Woche seit jeher ein Highlight. Doch die weltgrößte Ausstellung für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau ist längst mehr als das: Nachhaltigkeit und Klimaschutz prägen das Bild der Grünen Woche seit langem und dominieren auch die 88. Auflage des zehntägigen Events in diesem Jahr. Rund 1.400 Aussteller aus 60 Ländern präsentieren noch bis zum 28. Januar ihre Produkte auf dem Berliner Messegelände am Funkturm – darunter rund 1.000 Aussteller aus Deutschland.

Im Rahmen der Themenwelt „grünerleben“ in Halle 27 hat erneut die Bioökonomie ihren Platz. Hier können sich am Stand 215 der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FNR) Besucherinnen und Besucher einen Überblick über die Vielfalt biobasierter Produkte verschaffen. Die Palette reicht von Kinderspielzeug aus Biokunststoffen über T-Shirts und Rucksäcke aus Holz oder Cellulose bis hin zu Fahrradreifen aus Löwenzahn. Daneben gibt die FNR einen Einblick in aktuelle Projekte, die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert werden. So stellt das Projekt TheForestCleanup biologisch abbaubare Wuchshüllen zum Schutz junger Bäume her, und die Entwicklung von Kunstrasen aus Biopolymeren steht wiederum im Fokus des Projekt NaKuRa.

Ein Großteil der FNR-Ausstellung widmet sich dem Thema nachhaltiges Bauen. Ein Highlight ist die große Wand, die einen typischen Aufbau mit Naturstoffen wie Holz, Stroh, Schafwolle oder Lehm zeigt.

Grüne woche 2024 - Bauwand aus Naturstoffen
Die Vielfalt der Naturstoffe als Baumaterial an einer Bauwand.

Darüber hinaus erfahren Messebesucher, welches Potenzial in Dämmstoffen aus Cellulose und Seegras sowie Niedermoorpflanzen wie Rohrkolben für den Bausektor steckt. Auch der Schutz des Moorbodens wird thematisiert und verdeutlicht, welche Rolle Torfmoose bei der Wiedervernässung der Moore und beim Klimaschutz spielen.  

Moorschutz und Paludikultur erleben

Gegenüber der FNR widmet das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz in Halle 27 dem Thema Paludikultur einen Pavillon. Darin wird nicht nur über den Moorschutz aufgeklärt. Besucherinnen und Besucher können hier auch in die Welt der Moore eintauchen und entdecken, wie wichtig intakte Moore für den Klimaschutz sind. Dass Moorböden im Vergleich zu Wiesen wahre Kohlenstoffsenken sind, demonstrieren zudem Forschende der Arbeitsgemeinschaft Moorforschung vom Thünen-Institut mithilfe eines Gasanalysators in der BMEL-Halle 23a. „Entscheidend ist hier jeweils der Wasserstand, denn Moorböden speichern viel Wasser und damit auch CO2“, erklärt Arndt Piayda.

In Halle 23a präsentiert das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Bremen erstmals auch seinen KI-gesteuerten Erdbeerpflückroboter RoLand. Der smarte Erntehelfer besteht aus einer mobilen Plattform, einem Fruchterkennungssystem und einem Erntegreifer. Mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) erkennt der Roboter, welche Früchte für die Ernte reif genug sind. „Die Reifeerkennung der Erdbeeren, die mit einer Infrarotkamera erfolgt, ist leider noch nicht ganz zuverlässig. Aber auch das werden wir noch hinbekommen“, sagt Christopher Stoeffler vom DFKI und betont, dass die KI-Methode auch auf andere Obstorten angewendet werden könnte.

Grüne Woche 2024 - KI-gesteuerter Erdbeerpflückroboter RoLand
Der KI-gesteuerte Erntehelfer fährt autonom übers Feld und pflückt reife Erdbeeren.

Das dreijährige Vorhaben wird bis 2024 vom BMEL gefördert und vom DFKI koordiniert. An der Entwicklung beteiligt sind das Forschungs- und Transferzentrum (FTZ) der Hochschule für Angewandte Wissenschaft (HAW) Hamburg, die Othmerding Maschinenbau GmbH & Co. KG sowie der Glantz Erdbeerhof.

Essbare Verpackungen aus Algen

Daneben präsentieren Forschende der Hochschule Bremerhaven, welches Potenzial in Makroalgen für die Bioökonomie steckt. Konkret geht es um Verpackungen aus Algen, die essbar sind, und damit der Verpackungsflut vor allem im To-go-Bereich, Einhalt gebieten sollen. „Das Besondere ist, dass wir ganze Algen benutzen und keine Reststoffe“, sagt Lisa Klusmann, Mitarbeiterin im Projekt Mak-Pak-Scale-up. Zum Einsatz kommen demnach Rot,- Grün- und Braunalgen. Im Rahmen des BMEL-geförderten Vorhabens wurde Klusmann zufolge sowohl die Kultivierung der Algen verbessert als auch die Skalierung des Verfahrens zur Herstellung von Verpackungen aus Algen. „Wir sind sehr zufrieden damit. Und arbeiten bereits mit einen Fasergroßproduzenten zusammen“, so Klusmann.

Auch innovative Lebensmittel wie Algen-Knäckebrot, Insekten-Eis und pflanzlicher Käse sorgen auf der diesjährigen Grünen Woche wieder für außergewöhnliche Geschmackserlebnisse.

Grüne Woche 2024 - Insekten-Eis
Natureis mit gemahlenen Insekten oder Insekten als Topping kann in Halle 1.2 am Stand 151 probiert werden.

Darüber hinaus bietet die Grüne Woche mit den Start-up-Days Jungunternehmen aus der Food- und Agritech-Branche wieder ein besonderes Podium, um ihre Geschäftsideen und Produkte vorzustellen. Mit dabei unter anderem das Start-up EntoSus aus Bremen, das Insektenprotein aus Grillen für Tiernahrung herstellt, Harvest AI aus Potsdam, das Prognosemodelle für Indoor-Farmen entwickelt, und Venozza aus Hamburg, das sich auf pflanzliche Käsealternativen spezialisiert hat.

Auch in diesem Jahr wird die Ausstellung zur Grünen Woche von zahlreichen Fachveranstaltungen wie Foren und Diskussionsrunden zu relevanten Themen aus Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau flankiert. Höhepunkt des Rahmenprogramms war das „Global Forum for Food and Agriculture (GFFA)“. Mehr als 2.000 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft kamen hier zusammen, um über das Thema „Ernährungssysteme der Zukunft – Gemeinsam für eine Welt ohne Hunger“ zu diskutieren. Die Grüne Woche ist noch bis zum 28. Januar täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

bb