Berlin: Grüner leben auf der Grünen Woche
Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind wichtige Themen der diesjährigen Internationalen Grünen Woche. Eine Bühne für innovative Bioökonomie-Produkte bietet die neue Themenwelt „grünerleben“ in Halle 27.
Mit der Internationalen Grüne Woche rücken zu Jahresbeginn Themen aus Ernährung und Landwirtschaft in den Fokus von Politik und Öffentlichkeit. „In diesem Jahr sind die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz der grüne Faden für unsere Veranstaltung. Ob veganer Fleischersatz, faire Lieferketten, Kreislaufwirtschaft oder Klimaschutz – die IGW bietet vielen Themen eine Bühne“, so Dirk Hoffmann, Geschäftsführer der Messe Berlin, in seiner Eröffnungsrede. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause sind die Berliner Messehallen unter dem Funkturm wieder für Gäste geöffnet. 1.400 Aussteller aus 60 Ländern präsentieren hier noch bis zum 29. Januar neben kulinarischen Köstlichkeiten aus aller Welt, Innovationen aus der Ernährungs- und Agrarwirtschaft.
Bioökonomie im Fokus der neuen Themenwelt "grünerleben"
Ein Hotspot für Produkte der biobasierten Wirtschaft ist die Themenwelt „grünerleben“ in Halle 27, die in diesem Jahr Premiere feiert. Mehr als 60 Aussteller zeigen hier, wie vielfältig nachhaltiges Leben sein kann. Neben einem Re-Use-Store und einem Repaircafe präsentiert die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), wie die Bioökonomie schon heute den Alltag bestimmt. Das Portfolio biobasierter Produkte reicht von T-Shirts und Kissenhüllen aus Holzfasern über Seifendosen aus Flüssigholz bis hin zu Schwammtüchern aus Cellulosefasern und Rucksäcken aus Papier.
Ein Highlight am FNR-Stand: der Prototyp eines neuartigen Leitplankensystems aus Holzverbundelementen, an dem Forschende vom Fraunhofer-Institut für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut WKI, mit Partnern arbeiten. Sie sollen künftig Schutzplanken aus Stahl und Beton an Straßen ersetzen. „Erste Crashtests mit PKWs wurden bereits durchgeführt und zeigen eine hohe Stabilität. Jetzt starten die Versuche mit LKWs“, berichtet Gabriele Peterek von der FNR.
Startup-Days zeigen Food-Innovationen
Auch Food-Trends wie Algen-Riegel, vegane Milchalternativen aus Kokos oder Grillwürste aus Weizen haben auf der Agrarleitmesse einen festen Platz. Zum fünften Mal in Folge bietet die Grüne Woche auch Food-Start-ups ein besonderes Podium. Bei den sogenannten IGW-Startup-Days stellten Jungunternehmen ihre Geschäftsideen und Produkte vor. Mit dabei das Berliner Start-up Bettafish, das eine vegane Alternative zu Thunfisch auf Basis von Meeresalgen und Ackerbohnen anbietet.
Regionale Fischzucht in Aquakultur
Das Start-up Seawater Cubes aus Saarbrücken hat hingegen eine vollautomatische Anlage entwickelt, um die Fischzucht in Aquakultur nachhaltiger und regionaler zu machen. Das Team nutzt alte Überseecontainer als Produktionsstätte für Wolfsbarsch und Dorade. „Wir wollen die Aquakultur ins Inland holen und die Versorgung mit Fisch von Klima und Ökosystem unabhängig machen. Um eine regionale Fischzucht aufzubauen, arbeiten wir auch mit Landwirten zusammen“, erklärt Mitgründerin Caroline Ackermann. Die erste Pilotanlage steht in Saarbrücken. In diesem Jahr will das Team weiterwachsen, und die Seawater-Cubes in Serie produzieren.
„Start-ups haben für unsere Volkswirtschaft eine besondere Bedeutung. Die Bundesregierung will daher die Rahmenbedingungen verbessern, damit Jungunternehmen erfolgreich sind“, sagte Bundeswirtschaftsminister Christian Lindner bei der Eröffnung der zweitägigen Startup-Days am 24. Januar.
Auch der Boden des Jahres 2023, der Ackerboden, wurde auf der Grünen Woche thematisiert. So informierte das Projekt „Humus-Klima-Netz“ unter Federführung vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), wie Maßnahmen zum Humusaufbau und -erhalt umgesetzt werden können. Gemeinsam mit 150 Ackerbaubetrieben werden hier an verschiedenen Standorten bundesweit erforscht, wie sich der Anbau von Zwischenfrüchten, Untersaaten oder Fruchtfolgen auf den Humusgehalt auswirkt. „Mit dem Projekt wollen wir die Grundlage für eine klimaresiliente und klimafreundliche Landwirtschaft schaffen“, so Jonathan Krink vom BÖLW. „Bislang fehlt es an einer gezielten Strategie zum Humusaufbau“.
Millionen für Digitale Transformation der Agrarbranche
Auf die Bedeutung der Digitalisierung bei der Transformation der Agrarwirtschaft verwies Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir anlässlich der Übergabe von Förderurkunden für ausgewählte Vorhaben im Rahmen der Grünen Woche. „Die Digitalisierung hat das große Potenzial, sowohl eine ressourcenschonendere Landwirtschaft möglich zu machen als auch ländliche Regionen zu stärken. Jeder Cent der rund 22 Millionen Euro, die wir nun ergänzend in die Forschung investieren, ist gut investiertes Geld“, sagte der Grünen-Politiker.
Auch in diesem Jahr wurde die Ausstellung zur Grünen Woche von zahlreichen Fachveranstaltungen, wie Foren und Diskussionsrunden zu relevanten Themen aus Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau flankiert. Höhepunkt des Rahmenprogramms war das „Global Forum for Food and Agriculture (GFFA)“. Mehr als 2.000 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft kamen hier zusammen, um über das Thema „Ernährungssysteme transformieren: Eine weltweite Antwort auf multiple Krisen“ zu diskutieren.
bb