Synthetische Biologie: Akteure fordern mehr Tempo

Synthetische Biologie: Akteure fordern mehr Tempo

Beim Synbio World Café der Deutschen Gesellschaft für Synthetische Biologie (GASB) in Darmstadt tauschten sich Forschende und Entrepreneure über neueste Entwicklungen ihrer Zunft aus.

Synbio World Café 2023

Beim Synbio World Café der German Association for Synthetic Biology – GASB e.V. in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) und der Technischen Universität Darmstadt ging es um die Herausforderungen und Chancen für Gründer und etablierte Unternehmer in der Synthetischen Biologie. In diesem Jahr standen die Themen Finanzen & Kapital, Künstliche Intelligenz & Maschinelles Lernen, Innovationstransfer, Nachhaltigkeit und Wissenschaftskommunikation im Mittelpunkt des Synbio World Cafés.

„Wir müssen einen Sprint hinlegen, um in der Synthetischen Biologie nicht abgehängt zu werden“, lautete beinahe unisono die Botschaft der Vertreter aus Industrie, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, die sich in Darmstadt im historischen Ambiente des Georg-Christoph-Lichtenberg-Hauses trafen. In vielen kleinen Diskussionsrunden, die jeweils von Experten moderiert wurden, konnten die Akteure ihre Erfahrungen und Ideen einbringen und direktes fachliches Feedback erhalten. So wurden sowohl aktuelle Probleme diskutiert als auch zukünftige Chancen identifiziert.

Facettenreicher Blick auf und in die Synthetische Biologie

„Die Vielfalt der Teilnehmenden des Synbio World Cafés – von Doktoranden über Gründer bis hin zu CEOs – ermöglicht einen facettenreichen Blick auf und in die Synthetische Biologie“, freute sich Hendrik Cooper, der die Veranstaltung von Seiten der GASB mitorganisiert hatte. Während die medizinische Biotechnologie aus der Innovationslandschaft im Gesundheitsbereich nicht mehr wegzudenken ist, fristet der gleiche technologische Ansatz einer „synthetischen“ Nachahmung von Vorbildern aus der Natur in vielen anderen Bereichen ein Schattendasein. Dabei birgt dieses zukunftsträchtige Forschungsfeld ein großes, aber noch weitgehend ungenutztes Potential.
Mithilfe gentechnisch veränderter Organismen erarbeiten Forscher bereits heute Lösungsansätze für drängende Probleme unserer Zeit wie den Klimawandel oder die zunehmende Menge an Plastikmüll.

Biotechnologen können zwar noch kein Stroh zu Gold spinnen, aber beispielsweise Pflanzenreste aus der Maisstärkeproduktion in umweltfreundliche Kosmetika umwandeln, wie Patreek Malwahar, CEO der Firma Bioweg, eindrucksvoll demonstrierte. Mit bakterieller Cellulose kann das Unternehmen Mikroplastik ersetzen, das heute noch in vielen Kosmetikprodukten enthalten ist und ein großes Umweltproblem darstellt. Bis 2028 muss Mikroplastik laut EU aus vielen Produkten verschwunden sein – beste Voraussetzungen für einen Boom neuer, nachhaltiger Alternativen.

Ein anderes Beispiel ist das Berliner SynBio-Start-up Cambrium, das mithilfe der KI neue Proteinstrukturen identifiziert, diese in gentechnisch veränderte Mikroorganismen einbaut und so menschliches Kollagen herstellen kann, das tierisches Kollagen nicht nur ersetzt, sondern ihm funktionell sogar überlegen ist.

SPRIND ruft Innovationswettbewerb aus

Doch viele solcher Ideen haben es schwer, den Sprung in die großtechnische Umsetzung und auf den Markt zu schaffen, wo sie mit konventionellen Produkten konkurrieren müssen. „Wir erkennen das ungenutzte Potential und sehen die Notwendigkeit, mehr in risikoreiche Forschung zu investieren“, betont Patrick Rose, Innovationsmanager bei SPRIND, der deutschen Agentur für Sprunginnovationen. „Mit den uns zur Verfügung stehenden öffentlichen Mitteln unterstützen wir mutige und vielversprechende Innovatoren in der Frühphase.“

Als besonderes Highlight startete SPRIND am ersten Konferenzabend die neueste Challenge der Innovationsagentur mit dem Titel „Circular Biomanufacturing“. Dabei werden bis zu acht Teams gefördert, die innovative Bioverfahrenstechniken entwickeln. Mit einem Budget von 40 Mio. Euro sollen nachhaltige, umweltfreundliche Systeme etabliert werden, die weniger energie- und arbeitsintensiv sind, aber dennoch Abfallströme in wertvolle Produkte umwandeln können.

mr