Flachsfasern machen Schwerlasträder leichter

Flachsfasern machen Schwerlasträder leichter

Um den innerstädtischen Lieferverkehr nachhaltiger zu machen, haben Forschende aus biobasierten Materialien ein neuartiges Wechselcontainer-System für elektrische Lastenräder entwickelt.

Das Schwerlast-Fahrrad der Universität Stuttgart und der Firma Radkutsche soll mehr Nachhaltigkeit in den innerstädtischen Lieferverkehr bringen.
Das Schwerlast-Fahrrad der Universität Stuttgart und der Firma Radkutsche soll mehr Nachhaltigkeit in den innerstädtischen Lieferverkehr bringen.

Vor allem in Großstädten gehören sie mittlerweile zum Alltag: elektrische Lastenräder. Sie sind ein klimafreundliches Transportmittel, das beim Einkauf oder auf dem Weg zur Kita das Auto ersetzen kann. Doch auch im innerstädtischen Lieferverkehr kommen elektrische Lastenräder immer häufiger zum Einsatz. Bisher sind diese Räder meist recht schwer zu bewegen, denn Akku und Container bringen einige Kilos auf die Waage.

Neues Wechselcontainer-System für Lastenräder

Mit dem Ziel, den innerstädtischen Lieferverkehr nachhaltiger zu machen, haben Forschende am Institut für Flugzeugbau (IFB) der Universität Stuttgart gemeinsam mit der Firma Radkutsche in Nehren ein Wechselcontainer-System für Lastenräder entwickelt, das aus Flachsfasern und einem biobasierten Kunststoff besteht und damit besonders leicht und nachhaltig ist. Entwickelt wurde das neuartige Lastenrad im Projekt CoaLa, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit 360.000 Euro über das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) zweieinhalb Jahre gefördert wurde.  

Flachsfasern mit biobasiertem Kunststoff kombiniert

Aufgabe der IFB-Forschenden war es, geeignete nachhaltige Materialien zu finden und einen neuen Fertigungsprozess für die Container zu entwickeln. „Besonders wichtig war es uns, einen möglichst hohen Anteil nachwachsender Rohstoffe bei gleichzeitig geringem Gewicht zu erreichen“, erklärt Projektleiter Mathias Engelfried vom IFB. „Daher fiel die Wahl auf Flachsfasern in Kombination mit einem biobasierten Kunststoff. Damit lassen sich ähnliche mechanische Eigenschaften wie mit Glasfaserkunststoffen erreichen.“

Damit der Container nicht nur nachhaltig, sondern auch leicht ist, wurde ein Sandwichmaterial entwickelt, für das die Forschenden verschiedenste Werkstoffe wie Pappwaben, Kork, Balsa- oder Paulowniaholz in Kombination mit dem Flachsfaserverbundkunststoff untersuchten. Mit Hilfe des neuen Fertigungsprozesses erfolgt die Herstellung des Flachsfaserverbundmaterials den Forschenden zufolge nun mit höherer Qualität, einfacherer Anlagentechnik und einer deutlich reduzierten Abfallmenge.

Leichtgewichtiger Container mit autarker Stromversorgung

Gleichzeitig wurden das von der Firma Radkutsche im Projekt entwickelte Energiekonzept und die Anbindungspunkte zum Lastenrad in den neuen Container integriert. Das heißt: Der Akku wurde in den Container eingebaut, so dass das Lastenrad beim Beladen mit einem neuen Container gleichzeitig mit einem vollen Akku versorgt wird. Ein zusätzliches Solarmodul auf dem Container sorgt zudem für eine autarke Stromversorgung und erhöht die Reichweite. Außerdem wurde das Lastenfahrrad so konstruiert, dass der Container ohne zusätzliche Hilfe gewechselt werden kann, was den Einsatz flexibler macht.

„Zukünftig wollen wir den Fertigungsprozess so weiterentwickeln, dass gar keine Abfälle mehr anfallen“, erklärt Projektleiter Mathias Engelfried. Auch das Harzsystem soll künftig zu 100 % aus pflanzlichen Rohstoffen bestehen und damit noch nachhaltiger werden.

bb