Recycelbare Berufsbekleidung besteht Praxistest
Prüfung bestanden: So lautet das Urteil eines Forschungsteams, das neue Berufsbekleidung und Mietbettwäsche für eine kreislauffähige Textilbranche entwickelt und erprobt hat.
Der hohe Wasserverbrauch beim Anbau von Baumwolle oder der Fast-Fashion-Trend sind nur einige Faktoren, die den ökologischen Fußabdruck der Textilindustrie in die Höhe treiben. Einen Ansatz für mehr Nachhaltigkeit, der die Trendwende in der Textilbranche herbeiführen könnte, liefert das Verbundprojekt DiTex. In dem vom Bundesforschungsministerium geförderten und vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) geleiteten Vorhaben haben Partner aus Forschung und Industrie drei Jahre lang die Kreislaufwirtschaft von Textilien erprobt.
Am DiTex-Projekt beteiligt waren neben dem IÖW das Hohenstein Institut für Textilinnovation, die Fakultät Textil der Hochschule Reutlingen, das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) sowie die Unternehmen Dibella und Wilhelm Weishäupl und circular.fashion.
Gewerbliche Textilien kreisläuffähig gemacht
Im Fokus des Vorhabens standen sogenannte gewerbliche Textilien – also Berufsbekleidung von Rettungskräften und Polizei sowie Bettwäsche, wie sie in Krankenhäusern zum Einsatz kommt. Dafür wurden explizit kreislauffähige Poloshirts, Businesshemden und Bettwäsche entwickelt und über ein Mietwäschesystem von Rettungskräften und der Polizei getestet und bewertet. Die Forschenden verfolgten hierbei mehrere Ansätze: eine ökologisch optimierte und recyclingfähige Auswahl von Fasern und Materialien, eine verlängerte Nutzungsdauer durch eine Vermietung von robusten, länger nutzbaren Textilien, das digitale Tracking sowie das Faserrecycling der Textilien.
Recycling als wichtiger Baustein für textile Kreislaufwirtschaft
„Die DiTex-Textilien wurden kreislauffähig designt und konnten auch recycelt werden. Das ist ein wichtiger Baustein für eine zirkuläre Textilwirtschaft“, resümiert Projektleiter Frieder Rubik vom IÖW. „Aber unser Projekt zeigt auch: Recycling ist nicht die einzige Lösung für die Umweltprobleme der Textilbranche. Eine Kreislaufwirtschaft umfasst verschiedene Strategien für mehr Ressourceneffizienz – bei Produkten, aber auch bei Geschäftsmodellen.“ So konnten die Forschenden zeigen, dass allein durch die Verwendung von Fasern aus Polyester anstelle von Baumwolle mehr als 90 % beim Wasser- und Flächenfußabdruck eingespart werden können.
Nach drei Jahren Forschungsarbeit steht für das DiTex-Team fest: Die Voraussetzungen für eine Textilwende sind bei gewerblichen Textilien aufgrund der großen Abnahmemengen besonders günstig. Ein Hauptakteur ist hier der Textilservice. Gewerbliche Großverbraucher wie öffentliche Beschaffungsstellen sollten demnach ihre Macht auf dem Markt nutzen und etwa Recyclingfähigkeit und Recycling als Vorgaben in ihren Ausschreibungen integrieren.
Kreislauffähigkeit beim Design mitdenken
Für einen geschlossenen Kreislauf ist in jedem Fall das Recycling der Textilien am Ende ausschlaggebend. Dafür müsse die Kreislauffähigkeit schon bei der Gestaltung der Textilien mitgedacht werden, betont Guido Reinhardt vom ifeu. „Design for Circularity bedeutet, dass Recyclingfasern eingesetzt werden, Baumwolle durch ressourcenschonendere Materialien wie Lyocell oder Recycling-Polyester ersetzt wird und die Produkte langlebig und reparaturfähig entwickelt werden.“
Damit die Kreislaufwirtschaft in der Textilbrache gelingt, müssten zudem alle Akteure – vom Hersteller über Behörden, Beschaffungsstellen bis hin zum Recyclingunternehmen – an einem Strang ziehen, argumentiert das Team. Zwingend notwendig sei dafür ein kontinuierlicher und standardisierter Daten- und Informationsfluss von Herstellern über die Nutzer bis hin zum Recycling, heißt es. Dafür haben die Forschenden im Projekt die Grundlage gelegt: Die DiTex-Textilien wurden mit einer „circularity.ID“ als digitalem Produktpass ausgestattet.
„Die Veränderung der textilen Kette ist ein Gemeinschaftswerk der Marktakteure und der gewerblichen und öffentlichen Beschaffungsstellen. Sie brauchen klare und verlässliche Rahmenbedingungen und Signale, um ihre Kreativität und Innovationskraft entfalten zu können“, so Frieder Rubik. Er betont zugleich die Notwenigkeit, Innovationen zu unterstützen und eine Transformation der Textilwirtschaft durch Förder- und Innovationsprogramme zu begleiten.
Handlungsempfehlungen für die Textilwirtschaft
In zehn sogenannten Fact Sheets wurden schließlich Ergebnisse und Handlungsempfehlungen für Akteure der Textilwirtschaft zu Themen wie dem Geschäftsmodell des Textilservice, der Materialauswahl oder digitalen Strategien aufbereitet.
bb