Laborfleisch: Mit Aufklärung zu mehr Akzeptanz
Um die Akzeptanz von Laborfleisch zu steigern, sollten Kampagnen und Strategien stärker die Ähnlichkeiten mit tierischem Fleisch und die Vorteile für die Umwelt betonen, wie eine Studie Osnabrücker Forschender zeigt.
Um die wachsende Bevölkerung auch in 20 Jahren noch ernähren zu können, suchen Forschende seit langem nach Alternativen zu bestehenden Produktionsmethoden. Eine vielversprechende Option könnte Laborfleisch sein. Dafür werden einem Rind oder Schwein Muskelstammzellen entnommen und mithilfe von Zell- und Gewebekulturtechniken vermehrt. Während in Singapur die ersten Chicken-Nuggets aus dem Labor längst zugelassen sind, ist der Verzehr von zellbasiertem Fleisch hierzulande noch nicht gestattet.
Ob und inwieweit es sich in Deutschland durchsetzt, hinge neben rechtlichen und technischen Herausforderungen stark von der Akzeptanz der Konsumentinnen und Konsumenten ab, erklärt Florian Fiebelkorn von der Universität Osnabrück. Der Biologiedidaktiker hatte gemeinsam mit seiner Doktorandin Jacqueline Dupont und Masterkandidatin Tess Harms untersucht, wie hoch die Akzeptanz von Laborfleisch hierzulande ist. Dafür wurden in einer Fragebogen-Studie rund 500 Männer und Frauen im Alter ab 18 Jahren befragt.
Kaufbereitschaft nach Aufklärung gestiegen
Die Forschenden haben keinen Zweifel daran, dass die Produktion von In-vitro-Fleisch im Vergleich zu konventionellem Fleisch wesentlich nachhaltiger ist, da beispielsweise weniger Fläche und Wasser benötigt wird und zudem kein Tier dafür getötet werden muss. „Für das Fleisch aus Zellkulturen dienen Tiere lediglich als Stammzellenspender – ein bei der aktuellen Tierwohldebatte nicht zu vernachlässigender Faktor“, so Jacqueline Dupont. Doch wie stehen Verbraucherinnen und Verbraucher dazu? Zunächst mussten die Forschenden feststellen, dass nur 32% der Befragten von In-vitro-Fleisch etwas gehört hatten. Nach der Beschreibung eines zellbasierten Burgers sah das schon anders aus: 65% gaben an, einen solchen Burger probieren zu wollen, 50 % könnten sich gar vorstellen, ihn zu kaufen. Und 47 % meinten danach sogar, einen solchen Burger öfter als den klassischen Burger kaufen zu wollen.
Angst vor neuen Herstellungsverfahren
Auch untersuchte das Team, durch welche ernährungspsychologischen Faktoren die Laborfleisch-Akzeptanz individuell beeinflusst wird und wie man die Bereitschaft zum Konsumieren erklären kann. Hier zeigte sich, dass „eine positive Einstellung und ein großer wahrgenommener Druck von wichtigen Bezugspersonen“ einen großen Einfluss hat, wie die Forschenden in der Zeitschrift „Food“ schreiben. Die stärkste Barriere - sowohl für den potenziellen Konsum als auch für die Einstellungen – sei indes die Angst vor neuartigen Herstellungsverfahren von Lebensmitteln, heißt es.
Informationskampagnen und Marketingstrategien ändern
Die Forschenden kommen zu dem Schluss: Will man die Akzeptanz von Laborfleisch verbessern, müssen Informationskampagnen und Marketingstrategien vermehrt auf Ähnlichkeiten zu konventionellem Fleisch und die Vorteile für die Umwelt eingehen.
bb