Hightech-Forum: Impulse für nachhaltige Innovationen
Das Hightech-Forum hat auf einer Ergebniskonferenz seine Empfehlungen für die künftige Innovationsstrategie präsentiert. Das Beratungsgremium der Bundesregierung dringt auf mehr Mut bei der Umsetzung technologischer und sozialer Innovationen, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Wie kann Deutschland noch innovativer, nachhaltiger und zukunftssicherer werden? Um diese Fragen drehte sich die digitale Ergebniskonferenz des Hightech-Forums der Bundesregierung (HTF) am 21. April. Unter dem Motto zusammen.wachsen.gestalten hatte das 21-köpfige Gremium, das die Bundesregierung bei der Umsetzung der Hightech-Strategie 2025 berät, zu einem Online-Event über die bisherige und die zukünftige Forschungs- und Innovationspolitik in Deutschland geladen.
Offizieller Anlass für die Ergebniskonferenz war der Rückblick auf acht Impulspapiere, die das HTF in den vergangenen zwei Jahren erarbeitet hat. Darunter findet sich auch ein Beratungspapier zur Nachhaltigkeit im Innovationssystem, in dem die Bioökonomie eine wichtige Rolle spielt. Die Umsetzungs- und Handlungsempfehlungen aller Beratungspapiere sind nun in einen Ergebnisbericht gemündet. Es ist ein Paket aus Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Forschungs- und Innovationsstrategie der Bundesregierung. „Das Hightech-Forum ruft deutlich wie nie zu mehr Mut und Umsetzungsgeschwindigkeit für nachhaltige Innovationen auf", betonte Reimund Neugebauer, der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft und Co-Vorsitzende des Hightech-Forums.
Wichtig sei eine Fortführung und Stärkung des missionsorientierten Ansatzes, wie er in der aktuellen Hightech-Strategie 2025 bereits eingeführt wurde. Ein breiter Innovationspakt soll helfen, mehr Ergebnisse der Spitzenforschung im großen Maßstab in die Anwendung zu bringen. Start-ups aus der Wissenschaft müssten ermutigt und erleichtert werden. Gezielte Deregulierung und mehr Experimentierräume seien ebenso notwendig wie effektive Beteiligungsformate.
Online-Event mit viel Möglichkeiten zur Beteiligung
Bei der von Monica Jones und Mirko Drotschmann moderierten Online-Konferenz ging es um ambitionierte Ziele und Fragen: Mit welchen technologischen und sozialen Innovationen kann Deutschland seine ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele erreichen? Wie kann es seine Widerstandsfähigkeit stärken und seine Zukunftskompetenzen ausbauen? Etwa 2.000 Interessierte verfolgten das Programm im Live-Stream, diskutierten im Chat lebhaft mit und konnten sich über Umfragetools beteiligen.
„Wir müssen bei der Entwicklung schneller und mutiger werden und Menschen die Möglichkeit geben, die Zukunft mitzugestalten“, sagte Christian Luft, Staatssekretär im Bundesmisterium für Bildung und Forschung (BMBF) und Co-Vorsitzender des HTF, zum Auftakt der Konferenz. In Gesprächsrunden diskutierten Expertinnen und Experten über Schwerpunktthemen wie „Resilienz, Souveränität, Offenheit – Krisenfest in die Zukunft“ und „Stärkung der Innovationskräfte der Gesellschaft“.
Wissenschaftssystem hat sich als resilient erwiesen
Mit Blick auf die Corona-Pandemie wurde auch hinterfragt, wie resilient – also krisenfest – Deutschland ist. „Unser Wissenschaftssystem ist resilient. Die Pandemie hat gezeigt – wir liefern das Erwartete, etwa bei der Impfstoffentwicklung oder der Medizintechnik“, so Neugebauer. „Wir sind überraschend gut durch die Krise gekommen“, sagte Frank Riemensperger, Vorsitzender von Accenture Deutschland und Mitglied des HTF. „Jetzt müssen wir aber die Geschwindigkeit der Innovationen fortsetzen und beim Transfer in die Wirtschaft Gas geben.“ Damit verbunden seien jedoch mehr Investitionen in die Forschung und ein innovationsfreundliches Klima. Sabrina Jeschke von der Deutschen Bahn plädierte dafür, „Greentech in den Mittelpunkt des Innovationsdenkens zu stellen“ und als „Ergänzung zur öffentlichen Forschungsförderung ein größeres öffentliches Fundingsystem zu etablieren".
Auch Henning Vögel vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut sprach sich dafür aus, mit Innovations-Fördergeldern gezielt neue Themen und Gruppen zu unterstützen, statt nur angesagte Schwerpunktthemen zu fördern. Stefan Heumann von der Stiftung Neue Verantwortung forderte für Start-ups weniger Bürokratie bei der Ideenumsetzung.
Damit Deutschland auch in zehn Jahren noch als Innovationsstandort gilt, müsse jedoch eine Innovationskultur implementiert werden und Deutschland für Forschende attraktiver werden, hieß es. Tanja Rückert von Bosch Building Technologies nannte Künstliche Intelligenz als wesentlichen Treiber für Innovationen.
Start-up-Kultur fördern
Doch wie kann die Innovationskraft in Deutschland gestärkt werden und wer sind die innovativen Kräfte im Land? Einig waren sich die Experten, dass vor allen Start-ups die Treiber für neue Technologien sind, da sie auf Nachhaltigkeit setzen und den Strukturwandel fördern. Aber auch die Universitäten und Hochschulen spielen eine zentrale Rolle im Innovationssystem. „Ausgründungen sind wichtig. Sie brauchen aber ein entsprechendes Umfeld. Kooperationen mit der Wirtschaft haben hier eine hohe Relevanz“, sagte Holger Hanselka, Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie und Mitglied des HTF.
Fraunhofer-Präsident Reimund Neugebauer sieht vor allem in punkto technologische Souveränität die größte Herausforderung. Deutschland müsse auf seine Stärken setzen, um den Vorsprung nicht zu verlieren. Sensorik, Robotik und Quantentechnologie sind den Experten zufolge Technologien, wo sich Deutschland künftig behaupten kann. Innovationen müssten aber auch von der Gesellschaft akzeptiert werden. "Stakeholder-Prozesse sind eine Möglichkeit, eine offene Innovationskultur zu testen und alle Akteure in den Transformationsprozess einzubinden", sagte Andreas Barner, Präsident des Stifterverbandes und Mitglied des HTF.
Bericht gespeichert auf synthetischer DNA
Zum Finale der Konferenz wurde der Ergebnisbericht in einem zukunftsträchtigen Speicherformat an das BMBF übergeben: Nicht digital sondern gespeichert auf synthetischer DNA. Da Bundesforschungsministerin Anja Karliczeck wegen der Abstimmung zum Infektionsschutzgesetz im Bundestag nicht wie geplant vor Ort sein konnte, nahm Staatsekretär Christian Luft den Kubus mit dem eingefassten Probenröhrchen mit Speicher-DNA entgegen. Ob DNA als Langzeit-Speichermedium tatsächlich geeignet ist, testet das Hightech-Forum nun zusammen mit Forschenden des Projekts MOSLA und hat dazu eine Mitmachaktion gestartet.
Luft betonte, der Ergebnisbericht ziehe seine Stärke aus der Vielfalt der Ideen und Ansätze, das Papier habe aber auch seine Ecken und Kanten. Die Arbeit des Hightech-Forums sei sehr wertvoll für die Gestaltung einer künftigen Innovationsstrategie der Bundesregierung.
bb/pg