Bioökonomie als Zukunftsthema

Bioökonomie als Zukunftsthema

Die Bioökonomie gehört zu den Top-Themen, denen sich die nächste Bundesregierung in ihrer Forschungspolitik widmen sollte. Das empfehlen die Experten des Hightech-Forums. 

Die Vorsitzenden des Hightech-Forums, Reimund Neugebauer (li.) und Andreas Barner (re.) mit Bundesforschungsministerin Wanka.

Dem Hightech-Forum gehören 20 Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik an. Diese erarbeiten Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Hightech-Strategie der Bundesregierung. Mitte Mai hat das Expertengremium unter Federführung von Reimund Neugebauer, dem Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft, und Andreas Barner, Präsident des Stifterverbandes, seinen Abschlussbericht „Gute Ideen zur Wirkung bringen – Umsetzungsimpulse des Hightech-Forums zur Hightech-Strategie" offiziell der Bundesregierung überreicht. (hier zum Nachlesen)

Demnach gehört die Bioökonomie zu den sechs Top-Themen, die die Forschungspolitik adressieren müsse. Zum Beispiel raten die Experten des Hightech-Forum, dass die Erschließung neuer Proteinquellen (insbesondere durch Innovationen in der Pflanzenzüchtung), das Heben neuer Wachstumspotentiale durch die Bioökonomie und die Erfassung weiterer Abfall- und Reststoffe (inklusive der Erarbeitung neuer Recyclingkonzepte) höhere Priorität bei politischen Entscheidungen finden sollten.

Bioökonomierat: Politik hat nun Arbeitsauftrag 

Darüber hinaus wird die Biologisierung neben der Digitalisierung als zentraler Treiber für den Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft benannt. Der Bioökonomierat, der die Bundesregierung bei der Weiterentwicklung einer biobasierten Wirtschaft berät, hat die Empfehlungen begrüßt. „Da wir uns in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaft weiterentwickeln wollen, ist die Bioökonomie so zentral. Sie schafft den Rahmen für eine intelligente Verknüpfung von Biologisierung und Digitalisierung der Wirtschaft“, betont Joachim von Braun, Ko-Vorsitzender des Bioökonomierates und Mitglied des Hightech-Forums. Mit der Benennung der Bioökonomie als eines der sechs wichtigsten Zukunftsthemen misst das Hightech-Forum der Bioökonomie erstmals einen großen forschungspolitischen Stellenwert bei. „Damit erhält die nächste Bundesregierung einen klaren Arbeitsauftrag“, so von Braun.  

Noch vor einem Jahrzehnt sei die Bioökonomie ein Nischenthema gewesen, inzwischen habe sich das Bild geändert. „Unser Überleben, insbesondere unsere Ernährung, hängt von der Gesundheit der Natur und ihrer Ökosysteme ab.  Wir müssen lernen, diese zu regenerieren und gleichzeitig für innovative Produkte und Prozesse nachhaltig zu nutzen“, unterstreicht der Agrarwissenschaftler und Direktor der Abteilung für wirtschaftlichen und technologischen Wandel am Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn.

Das Hightech-Forum

Das Hightech-Forum berät die Bundesregierung bei der Weiterentwicklung der Hightech-Strategie. Am 16. Mai hat das Gremium seinen Abschlussbericht vorgestellt. 

Biologisierung als Treiber 

Neben der Bioökonomie hat das Hightech-Forum auch die Rolle der Biologisierung für den technologischen Wandel hervorgehoben.  In aller Deutlichkeit beschreiben die Empfehlungen, dass die revolutionäre Entwicklung in den Lebenswissenschaften stetig voranschreitet. Gerade im digitalen Zeitalter wird die Biologisierung als Wegbereiter einer Innovationswelle in der Industrie gesehen. Prof. Christine Lang, Ko-Vorsitzende des Bioökonomierates, skizziert das künftige Potenzial dieser Entwicklung für den industriellen Fortschritt: „Wir sind gerade erst dabei, uns die Welt der Mikroorganismen zu erschließen, um Wirkstoffe oder Materialien umweltverträglich herstellen. Ausgehend von der Medizin erobern biobasierte Prozesse immer mehr Branchen und Industriezweige, von der Kosmetik über Textilien bis hin zum Leichtbau oder der Architektur.“ Noch sei das Innovationspotenzial längst nicht ausgeschöpft ist, betont Lang: „In der Informationstechnologie wird die DNA als mächtiger und enorm platzsparender Datenspeicher erprobt. Ganze Rechnerfarmen könnten in der Zukunft in wenigen Glasflaschen Platz finden. Zusehends gelingt es auch, clevere Lösungen der Natur mit Hilfe der Digitalisierung und anderen Technologien wie dem 3D-Druck in neue Anwendungen zu übersetzen.“

Welche Themen für eine biobasierte Wirtschaft künftig von besonderer Relevanz sind und welcher Innovationsbedarf in der Bioökonomie besteht, dazu hat der Bioökonomierat im November 2016 bereits eigene Empfehlungen herausgegeben (hier zum Nachlesen). Sie ergänzen und vertiefen die Empfehlungen des Hightech-Forums und sollen unter anderem der Weiterentwicklung der "Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie" der Bundesregierung dienen.