Mit Mikrokapseln gegen Rebenkrankheiten
Eine Technologie zur Behandlung von Pilzkrankheiten bei Wein steht vor der Ausgründung: Mithilfe eines EXIST-Gründerstipendiums wollen Münchner Forschende die Entwicklung ihrer mit Fungiziden beladenen Mikrokapseln bis zur Markreife vorantreiben.
Sie sind wenige Mikrometer groß, aber äußerst wirkungsvoll: Mikrocarrier. Die winzigen Kapseln können mit Substanzen oder Wirkstoffen beladen werden und durch Injektion gezielt Krankheiten bekämpfen. In der Medizin werden solche Wirkstofftransporter bereits genutzt. Nun könnten sie bald auch Pflanzen heilen. Am Max-Planck-Institut für Polymerforschung wird seit Jahren an Mikrokapseln gearbeitet, die mit Pflanzenschutzmitteln beladen Rebstöcke vor der gefährlichen Pilzkrankheit Esca schützen sollen. Nun konnte das Team um Projektleiter Frederik Wurm und Mentorin Katharina Landfester ein EXIST-Gründerstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums einwerben, um die Ausgründung der vielversprechenden Technologie und deren Entwicklung bis zur Marktreife voranzutreiben.
Fungizid in Lignin-Kapsel versteckt
Die Pilzerkrankung Esca gehört zu den gefährlichsten Rebholzkrankheiten. Durch den Pilz wird das Holz regelrecht zersetzt, was zum Absterben der Rebstöcke führen kann. Bisher gibt es kein wirksames Mittel gegen den Erreger. Die Münchner Wirkstoffkapsel hat dieses Potenzial, wie jahrelange Feldversuche beweisen. Das Besondere: Der Mikrocarrier schlägt den Pilz mit seinen eigenen Waffen. Die Forschenden haben dafür das Fungizid in einer Kapsel aus Lignin versteckt. Diese wird in Form einer porösen Kugel wie ein Impfstoff der Rebe injiziert, wo sie im Inneren des Rebstockes nun von den Pilzen zersetzt wird. Die winzigen Kapseln werden demnach zu einer Art Trojanischem Pferd, das mit Unterstützung des Pilzes geöffnet wird und so ganz langsam das Fungizid in den Weinstock einschleusen kann.
Start-up-Gründung mit EXIST-Förderung
Auf diese Weise wird der Pilz von innen heraus bekämpft. Durch die langsame Abgabe des Pilzbekämpfungsmittels könnten Weinbauern außerdem Düngemittel einsparten und das auf nachhaltige Weise. Denn auch das Fungizid ist biobasiert und biologisch abbaubar. Es wurde aus Pilzkompost – einem Abfallprodukt der Landwirtschaft – durch chemische Umwandlung gewonnen. Mit der Gründung eines Start-ups will ein Team um Frederik Wurm nun die Markteinführung der vielversprechenden Therapie gegen die gefürchtete Rebholzkrankheit Esca in den nächsten anderthalb Jahren ankurbeln. Rund 800.000 Euro stehen dem Gründerteam durch die EXIST-Förderung dafür zur Verfügung.
bb