Aktionsplan für Insektenschutz

Aktionsplan für Insektenschutz

Der globale Insektenschwund kann gestoppt werden, wenn sofort gehandelt wird. Ein internationales Forscherteam hat dazu eine Roadmap zur Rettung der Insekten formuliert.

Viele Insekten, darunter auch Schmetterlinge, verschwinden zunehmend aus der Umwelt.

Ob als Bestäuber von Nahrungspflanzen oder als proteinreiche Nahrungsquelle: Insekten sind für die Ernährung der Menschen und für den Erhalt der Ökosysteme essentiell und auch wirtschaftlich enorm bedeutsam. Vor allem die Landwirtschaft profitiert von den fliegenden Helfern. Fakt ist: Mehr als 80% der Erträge im Pflanzen- und Obstbau sind hierzulande von der Insektenbestäubung abhängig. Tatsache ist aber auch: Die Anzahl der Insekten sowie die Artenvielfalt sind in den vergangenen Jahren zurückgegangen.

Abgestuftes Vorgehen empfohlen

Wie dramatisch der Insektenschwund in Deutschland ist, zeigte kürzlich eine Studie von Münchner Forschern. Nun präsentieren Wissenschaftler aus 21 Ländern, darunter Deutschland, einen Aktionsplan, um das Insektensterben aufzuhalten. Die Studie wurde vom Niederländischen Institut für Ökologie geleitet und kürzlich im Fachjournal Nature Ecology & Evolution veröffentlicht. „Es ist noch nicht zu spät, aber wir müssen jetzt handeln!“, resümiert Viola Clausnitzer vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz, die an dem Papier beteiligt war. Um die vielfältigen Ursachen des Insektensterbens besser zu verstehen und Maßnahmen gezielt zu ergreifen, sei ein zeitlich abgestuftes Vorgehen erforderlich, heißt es in dem Papier.

Das Maßnahmenpaket enthält daher neben Sofortmaßnahmen auch mittel- und langfristige Aufgaben. „Zu den Sofortmaßnahmen gehören Schutzkonzepte für bedrohte Arten, aber auch Agrarumwelt- und Naturschutzprogramme, um Lebensräume und strukturreiche Landschaften zu fördern und wiederherzustellen“, erläutert Mitautor Teja Tscharntke von der Georg-August-Universität Göttingen.

Wissenslücken schließen

Mittelfristig regen die Autoren die Durchführung neuer wissenschaftlicher Studien an, die klären sollen, welche Stressfaktoren sich wie stark auf die Insektenwelt auswirken. Darüber hinaus sollten Insekten-Archive gründlich durchforstet werden, um bestehende Wissenslücken schließen zu können. Dabei sollen auch Ursachen wie Klimawandel oder intensive Landnutzung betrachtet werden. Als langfristige Maßnahme sieht der Aktionsplan den Aufbau einer Organisation zur nachhaltigen Finanzierung der Lebensräume für Insekten und ein weltweit abgestimmtes Monitoring-Programm vor. „Auf diese Weise können wir die Insektenvielfalt weltweit vergleichen, potentielle Probleme schnell erkennen und entsprechend handeln“, ergänzt Clausnitzer.

Aktionsplan auf nationaler Ebene berücksichtigen

Die Forscher sind sich einig: Da das Insektensterben die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme beeinträchtigen könne, dürften Maßnahmen zum Insektenschutz nicht weiter aufgeschoben werden. „Der vorgeschlagene Fahrplan sollte auch im deutschen Aktionsprogramm Insektenschutz berücksichtigt und von Interessensgruppen wie Politik, Landwirtschaft, Naturschutz, Gesellschaft und Wissenschaft umgesetzt werden“, fordert Tscharntke. Im September vergangenen Jahres hatte die Bundesregierung ein Maßnahmenpaket zum Schutz von Insekten auf den Weg gebracht. Dafür werden jährlich rund 100 Mio. Euro bereitgestellt.

bb