Neuer Hefepilz aus Baumsaft isoliert
Braunschweiger Forscher sind in Baumsäften einer neuen Gattung kälteliebender Hefen auf die Spur gekommen.
Sie enthalten wichtige Inhaltsstoffe für Lebensmittel- oder Pharmaindustrie: Baumsäfte. Neben Mineral- und Nährstoffen sind es die Mikroorganismen, insbesondere Hefen, die den zuckerreichen Baumsaft für Biotechnologen interessant machen. Sie produzieren wichtige Enzyme wie Lipasen, die Fett verdauen, oder Pflanzenstoffe wie das Carotinoid Astaxanthin. Dieses wird beispielsweise aus der Baumhefe Phaffia rhodozyma gewonnen und als Zusatz in Fischfutter genutzt, das dadurch dem Lachsfleisch später die prägnante Farbe gibt.
Kälteliebende Hefen wachsen auch in heimischen Baumsäften
Der Mikrobiologe Andrey M. Yurkov vom Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH ist nun in Braunschweig einer neuen Hefespezies auf die Spur gekommen. Bei der Probenentnahme von Säften heimischer Bäume wie Birke, Buche, Hainbuche und Hartriegel stieß er überraschend auf einen Hefepilz der Gattung Mrakia. „Mrakia fibulata ist die erste dieser Hefen, die bei einer Temperatur von mehr als 20 Grad Celsius wächst“, betont Yurkov.
Hefen der Mrakia-Gattung bevorzugen eigentlich kältere Lebensräume, wie sie in hohen Gebirgen oder der Arktis oder Antarktis zu finden sind. Doch der Klimawandel setzt diesen Regionen besonders zu. Der Calderone-Gletscher im Süden Europas, wo die Hefespezies ebenfalls identifiziert wurde, schmilzt seit Jahren. Wissenschaftler rechnen damit, dass der Gletscher in den italienischen Abruzzen bald ganz verschwunden ist – und damit auch der Lebensraum für die kälteliebenden Baumhefen.
Mrakia überlebt trotz Klimawandel
Dass diese Hefen nun „im klimatisch gemäßigten Braunschweig“ nachgewiesen werden konnten, freut Yurkov um so mehr. „Es ist vor allem sehr interessant, dass kälteliebende Mikroorganismen wie die neuentdeckte Mrakia fibulata und einige verwandte Arten bis jetzt den Klimawandel in Mitteleuropa überleben konnten. Das macht uns Hoffnung, dass diese trotz des Klimawandels in Zukunft nicht nur in Bioressourcen-Sammlungen wie der DSMZ, sondern auch weiterhin in der Natur vorkommen werden.“
bb