Pestizid verursacht Lernblockade bei Bienen

Pestizid verursacht Lernblockade bei Bienen

Das neue Pestizid Flupyradifuron, das als bienenverträglicher gilt, kann in hoher Dosis das Lernvermögen von Honigbienen beeinträchtigen, haben Würzburger Forscher entdeckt.

In hoher Dosierung beeinflusst ein neues Pestizid die Geschmackswahrnehmung sowie das Lernen und das Gedächtnis von Honigbienen negativ.
In hoher Dosierung beeinflusst ein neues Pestizid die Geschmackswahrnehmung sowie das Lernen und das Gedächtnis von Honigbienen negativ.

Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft wird heiß diskutiert. Studien bestätigen jedoch, dass spezielle Pflanzenschutzmittel das Verhalten von Insekten beeinflussen und damit die Artenvielfalt gefährden können. Erst kürzlich hatten deutsche und britische Forscher den Beweis erbracht, dass Neonicotinoide, das Summen von Hummeln und damit ihr Bestäubungsverhalten behindern. Im Februar hatte die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA für diese Pestizidgruppe entsprechende Risiken für Bienen bestätigt.

Wirkung auf Honigbienen untersucht

Forscher der Universität Würzburg haben nun den Einfluss eines neuen alternativen Pestizids auf Honigbienen untersucht. Dabei handelt es sich um den aus Pflanzen gewonnenen Wirkstoff Flupyradifuron aus der Klasse der Butenolide, den der Konzern Bayer unter dem Namen Sivanto vermarktet. Das Produkt, das bei Obst-, Gemüse-,Kakao- und Kaffeepflanzen gegen diverse saugende Insekten wie Blattläuse wirken soll, gilt bei richtiger Anwendung den Herstellerangaben nach als bienenfreundlich.

Hohe Dosis schmälert Lernleistung

Für ihre Studie hatten Ricarda Scheiner und Hannah Hesselbach zunächst untersucht, wie Bienen Zucker wahrnehmen. Im Anschluss wurden die Insekten auf einen Duft konditioniert und ihre Erinnerung an das Gelernte am nächsten Tag getestet. Wie die Forscher nun im Fachjournal „Nature Scientific Reports“ berichten, kann in hoher Dosis auch Flupyradifuron das Verhalten von Honigbienen beeinträchtigen. „Unsere Daten zeigen, dass nicht tödliche Dosen von Flupyradifuron nach einmaliger Verabreichung an sammelnde Honigbienen deren Geschmackswahrnehmung sowie das Lernen und Gedächtnis negativ beeinflussen“, sagt Ricarda Scheiner.

Keine Bedenken bei exakter Anwendung

Wie die Forscherinnen berichten, zeigte das Pestizid in niedrigen Dosen keine negativen Beeinträchtigungen. Ab einer Flupyradifuronmenge von 1,2 Mikrogramm pro Biene waren jedoch Wahrnehmung und Lernleistung der Tiere deutlich reduziert. Die Forscher sind jedoch zuversichtlich, dass Honigbienen bei vorschriftsmäßiger Anwendung des Pestizids nicht mit dieser Dosis in Kontakt kommen sollten. Ob das neue Pestizid Bienen auch noch anderwärtig beeinträchtigt, wie etwa bei der Orientierung, muss noch erforscht werden. „Auch können wir nicht sagen, welchen Einfluss Flupyradifuron in Kombination mit anderen Pflanzenschutzmitteln, von denen häufig Rückstände in Honig und Pollen zu finden sind, auf die Bienen hat,“ ergänzt Hannah Hesselbach.

Pestizid in Europa zugelassen

In den USA ist das Pestizid seit 2015 auf dem Markt. Im gleichen Jahr hat die Europäische Union den Wirkstoff Flupyradifurone für die Dauer von zehn Jahren genehmigt. In Europa ist das Pflanzenschutzmittel aber noch nicht erhältlich.

bb