Aromastoffe aus Weinreben gewinnen
Biotechnologen der Hochschule Geisenheim wollen aus pflanzlichen Resten aus Obst- und Weinbau Aromastoffe gewinnen. Das Land Hessen gibt dafür 4,4 Mio. Euro.
Die Nachfrage nach natürlichen Aromastoffen wächst: Sie kommen ebenso in Lebensmitteln zum Einsatz wie in Kosmetika, Arzneimitteln und Bedarfsgegenständen. Die Rohstoffe sind dabei meist pflanzlichen Ursprungs und die Hersteller bemüht, nachhaltige Produktionswege zu etablieren. Dabei gewinnen biotechnologische Methoden mit Enzymen und Mikroorganismen immer stärker an Bedeutung. Ein entsprechendes Forschungsprojekt wird seit Januar 2018 vom Wissenschaftsministerium des Landes Hessen mit 4,4 Millionen Euro gefördert. Jetzt erfolgte die symbolische Fördermittelübergabe.
Mikroorganismen als Chemiefabrik
Das Projekt trägt den Namen „AROMAplus – Von pflanzlichen Rohstoffen zur mikrobiologischen Produktion – Aroma und funktionelle Inhaltsstoffe aus Reben und Obst“ und ist Teil der „Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz“ (LOEWE). Angesiedelt ist es an der Hochschule Geisenheim University, beteiligt sind außerdem die Justus-Liebig-Universität Gießen und das DECHEMA-Forschungsinstitut in Frankfurt am Main.
„Es gibt einen großen Markt für natürliche Aromastoffe, der vom Trend zur bewussten Ernährung profitiert und zukünftig noch weiter wachsen wird“, schilderte Hessens Wissenschaftsminister Boris Rhein. Er betonte: „AROMAplus ist also ein hoch relevantes, anwendungsorientiertes Forschungsthema mit industrieller Perspektive.“
Projektlaufzeit bis 2021
Konkret will das Forscherteam im Projekt „AROMAplus“ pflanzliche Stoffwechselprodukte mithilfe von Enzymen und Mikroorganismen wie Hefen, Pilzen und Bakterien gewinnen oder veredeln. Die grundsätzlichen Möglichkeiten hierbei bestehen zum einen darin, bestimmte sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe weiterzuverarbeiten, die bereits Vorstufen der gewünschten Aromastoffe darstellen. Alternativ könnten die Aromastoffe komplett durch Mikroorganismen hergestellt werden.
Dazu wollen die Forscher die relevanten Stoffwechselwege der Mikroorganismen besser verstehen und wie die entscheidenden Enzyme reguliert sind. Anschließend sollen die Stoffwechselwege so verändert werden, dass die gewünschten Naturstoffe entstehen, ohne dass die Zwischenprodukte die produzierenden Organismen schädigen.
Reste aus Weinanbau als Rohstoff
Als Quelle für die Pflanzenstoffe sollen Obst und Reben dienen. Im Sinne der Nachhaltigkeit konzentrieren die Forscher sich auf Pflanzenreste, wie sie beim Anbau von Wein oder schwarzen Johannisbeeren anfallen. Minister Rhein resümierte lobend: „Forscherinnen und Forscher arbeiten daran, industrielle Nachfrage und nachhaltige Produktion zu vereinen.“ Ergebnisse aus dem Forschungsschwerpunkt sollen bis 2021 vorliegen.
bl