Wälder der Zukunft: Kleine Bäume im Vorteil
Der Klimawandel hat Folgen für die Zukunft der Wälder: Laut einer internationale Studie unter Beteiligung Münchner Forscher geraten insbesondere große Bäume ins Hintertreffen.
Buche, Eiche, Fichte und Kiefer: Trockenheit und Schädlingsbefall haben den Baumbestand in unseren Wäldern in den vergangenen 35 Jahren deutlich dezimiert, wie der Waldzustandsbericht im April darlegte. Wie es weltweit um alte Wälder steht, fasst nun eine internationale Studie zusammen, an der auch Forscher der Technischen Universität München beteiligt waren. Gemeinsam mit Wissenschaftlern aus den USA, Großbritannien, Panama, Österreich und der Schweiz ging ein Team um Rupert Seidl der Frage nach, wie der globale Wandel die Wälder in Zukunft verändern könnte.
In der Studie wurden Satellitenaufnahmen und 150 Studien verglichen, um das Wissen zum globalen Waldzustand zu bündeln. Dabei berücksichtigte das Team Faktoren wie Temperatur, CO2, Luftfeuchtigkeit, Dürre, Waldbrände, Windwurf, Insekten und die Landnutzung. Das Ergebnis ist ein eher düsteres Bild: Der globale Wandel wirkt sich demnach sowohl auf das Wachsen als auch auf das Sterben von Bäumen aus. „Unsere Analysen zeigen, dass wir gerade einen Wechsel von überwiegend positiven Effekten des globalen Wandels hin zu einer Periode der wachsenden Limitierungen für Bäume erleben“, so Waldexperte Seidl.
Globales Baumsterben geht weiter
Danach ist der Anteil von Wäldern, die älter sind als 140 Jahre, seit 1900 von 89 auf 66 Prozent gesunken. Ursachen dafür sind Abholzung, verstärkter Holzeinschlag, Trockenheit sowie Stürme und Brände. Davon betroffen sind vor allem Tropenwälder, aber auch Wälder in Mitteleuropa. Nach Ansicht der Wissenschaftler wird sich das globale Baumsterben in Zukunft fortsetzen. Seidl zufolge werden vor allem große Bäume vom Aussterben bedroht sein, weil sie beispielsweise „dem Wind stärker ausgesetzt sind und es für sie schwerer ist, ihre Blätter kontinuierlich mit Wasser aus dem Boden zu versorgen“.
Negative Folgen für das Klima
Der Wald der Zukunft wird daher von kleinen Bäumen, offenen Beständen und weniger Biomasse bestimmt sein, wie die Wissenschaftler im Fachjournal "Science" schreiben. Diese Entwicklung wird sich wiederum negativ auf das Klima auswirken, weil dadurch weniger Kohlendioxid aus der Luft aufgenommen werden kann, was die Erderwärmung vorantreibt. Eine weitere Folge des Baumsterbens ist der Verlust der Biodiversität. Doch gerade die Diversität macht Wälder zu guten CO2-Speichern, wie frühere Studien ergaben. Auch andere, für den Menschen wichtige Dienstleistungen des Ökosystems wie die Filterung von Trinkwasser und der Schutz vor Naturgefahren könnten darunter leiden.
Nachhaltiges Waldmanagement gefordert
Wie empfindlich Wälder auf Klimaextreme reagieren können, zeigten in Deutschland die beiden trockenen Hitzesommer 2018 und 2019. Eine Fläche so groß wie das Saarland wurde in diesen Jahren vernichtet. Den Forschern zufolge ist ein nachhaltiges Waldmanagement gefragt, um diesen Negativtrend zu stoppen.
bb