Wie Insektenschutz in der Landwirtschaft gelingt

Wie Insektenschutz in der Landwirtschaft gelingt

Forschende haben speziell für Niedermoore Maßnahmen für eine insektenfreundliche und zugleich wirtschaftliche Bewirtschaftung aufgestellt.

Im Havelland werden in einem Reallabor Insektenschutzmaßnahmen erprobt, wie die Blütenanreicherung im Grünland.
Im Havelland werden in einem Reallabor Insektenschutzmaßnahmen erprobt, wie die Blütenanreicherung im Grünland.

Mit der sogenannten Krefelder Studie haben Forschende 2017 erstmals das gravierende Ausmaß des Insektensterbens in Deutschland öffentlich gemacht. Die Folgen des Artenrückgangs sind gleichfalls besorgniserregend. Darauf verweist auch der aktuelle Bericht des Weltbiodiversitätsrates (IPBES). Das Expertengremium sieht im Artenrückgang und dem damit verbundenen Verlust an natürlichen Bestäubern – eine Bedrohung für Milliarden Menschen. In verschiedenen Reallaboren wird hierzulande daher erprobt, wie der Insektenschutz in der Landwirtschaft verbessert werden kann. Nun liegen erste Ergebnisse speziell für Niedermoorböden vor.
 
Im Rahmen des Projektes „FInAL ­- Förderung von Insekten in Agrarlandschaften” haben Forschende des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in einem Landschaftslabor im Havelländischen Luch, einem Niedermoorgebiet in Brandenburg, Insektenschutz mit dem Anbau nachwachsender Rohstoffe erprobt. „Das Besondere am Projekt ist der Forschungsansatz, bei dem wir von Anbeginn an viele wichtige relevante Akteure mit in die Forschung einbeziehen und unter Praxisbedingungen und im direkten Vergleich mit einer Referenzfläche Insektenschutzmaßnahmen erproben“, sagt Frank Eulenstein, der das Vorhaben auf ZALF-Seite koordiniert.

Bodenbearbeitung für Wildblumen entscheidend

Die Niedermoorböden im Havelländischen Luch wurden einst entwässert und bis 1992 landwirtschaftlich intensiv genutzt. Auf der Fläche, die seitdem unter Schutz steht, wurde nun getestet, wie der Boden insekten- und umweltschonend und zugleich ökonomisch rentabel bewirtschaftet werden kann. Ein Ergebnis der Untersuchung: damit Wildblumen und Insekten im Grünland siedeln können, kommt es auf die richtige Bodenbearbeitung an. Wildblumen, die eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten sind, können auf Niedermoorböden demnach nur gedeihen, wenn der Boden zuvor gefräst oder gemulcht wird, um die Grasnarbe zu lockern.

Rückzugsorte für Käfer schaffen

Auch Rückzugsorte für Insekten wie das Aufstellen von Käferbänken am Feldrand tragen den Forschenden zufolge zur Insektenvielfalt bei. Laufkäfer, die sich von Schädlingen wie Schneckeneiern ernähren, waren auf Flächen mit Käferbänken achtmal mehr anzutreffen als auf Flächen, wo es keinen Rückzugsort gab.

Lolale Gegenheiten berücksichtigen

Damit die von den Forschern aufgezeigten Insektenschutzmaßnahmen auch erfolgreich sind, müssten diese jedoch den wirtschaftlichen und lokalen Gegebenheiten angepasst werden. „Einen Baukasten an pauschalen Maßnahmen zum Insektenschutz gibt es so nicht. Das ist von Hof zu Hof sehr unterschiedlich und macht die Umsetzung der Maßnahmen in der Breite schwer. Daher brauchen wir diese praxisnahen Versuche in möglichst vielen unterschiedlichen Regionen“, so Eulenstein.
 
So fehlte es im Havelländischen Luch etwa an Wasser für die Wiedervernässung. Um die Flächen dennoch umweltschonend und wirtschaftlich nutzen zu können, wird das Grünland in Form der Kaskadennutzung gleich dreifach genutzt: Zum einen wird mit der Aussaat von Wildblumen das Nahrungsangebot für Insekten erhöht, zum anderen kann die Biomasse, die auf den Flächen entsteht, in Biogasanlagen weiterverwertet werden. Zu guter Letzt können die Reststoffe aus der Energieproduktion als Torfersatzstoffe genutzt werden.

Auch die Zusammenarbeit mit Landwirtinnen und Landwirten, Kommunen sowie örtlichen Boden- und Wasserverbänden ist den Forschenden zufolge für die Entwicklung solcher Maßnahmen entscheidend.

bb