Weltklimarat drängt zum Handeln

Weltklimarat drängt zum Handeln

Der Weltklimarat fordert in seinem jüngsten Bericht eine drastische Reduktion des CO2-Ausstoßes, um die Risiken für Mensch und Natur infolge der Erderwärmung zu begrenzen.

Korallenriffe sind der Lebensraum vieler Meeresbewohner. Doch das marine Ökosystem ist gefährdet.
Korallenriffe sind der Lebensraum vieler Meeresbewohner. Doch das marine Ökosystem ist durch die Erderwärmung stark gefährdet.

Kohlendioxid (CO2) ist ein natürlicher Bestandteil der Luft. Durch Industrieabgase, Autoverkehr oder Stromerzeugung gelangen jedoch zusätzliche Mengen des Treibhausgases in die Erdatmosphäre, wodurch es die Erderwämung vorantreibt. Bereits heute beträgt diese mehr als 1 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau, das zeigt der aktuelle Sonderbericht des Weltklimarates zur globalen Erwärmung, der am 8. Oktober 2018 in Incheon in Südkorea vorgestellt wurde.

Treibhausgasemissionen radikal senken

Die Botschaft des Weltklimarates (IPCC) ist eindeutig: Wetterextreme wie Hitze, Dürre, Starkregen und Überschwemmungen werden weltweit zunehmen, wenn die globale Erderwärmung nicht auf 1,5 Grad begrenzt wird. Vor allem sensible Ökosysteme, wie tropische Korallenriffe oder die Arktis, wären weiter gefährdet. Nach Auswertung zahlreicher Klimastudien kommen die Wissenschaftler des IPCC zu dem Schluss, dass schon bei 1,5 Grad die Risiken für Mensch und Natur weitreichend wären. Um diese zu verhindern, müssten die Treibhausgasemissionen weltweit radikal verringert werden. Andernfalls würde die Schallmauer von 1,5 Grad bereits 2040 durchbrochen, so der Weltklimarat.

Schnelles und entschiedenes Handeln nötig

„Je länger die Welt mit ambitionierten Maßnahmen zum Klimaschutz wartet, desto entscheidender wird die Bedeutung von CO2-Entnahme-Technologien für das 1,5-Grad-Ziel“, sagt Sabine Fuss vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin, die als Leitautorin an der Studie mitgewirkt hat. Fuss empfiehlt eine schnellere und entschiedenere Emissionsreduktion, um die Abhängigkeit von CO2-Entnahme-Techniken zu verringern.

Auf der Weltklimakonferenz 2015 in Paris hatten sich die Mitgliedsstaaten darauf geeinigt, die Erderwärmung bis zum Jahrhundertende unter 2 Grad zu halten. Auf Drängen einzelner Mitgliedsländer wurde ergänzend festgeschrieben, dass zusätzliche „Anstrengungen unternommen werden, um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen". Inselstaaten, die heute schon durch den Anstieg des Meeresspiegels bedroht sind, hatten dem Pariser Vertrag nur unter der Bedingung zugestimmt, dass der Weltklimarat in einem Sonderbericht darstellt, welche Folgen eine Erderwärmung um 1,5 Grad Celsius hat.  

Klimaziel erfordert radikale Veränderungen

Um das Klimaziel von 1,5 Grad Celsius zu erreichen, müsste der CO2-Ausstoß laut dem Weltklimarat im Vergleich zu 2010 um 45% reduziert werden. Dem IPCC zufolge ist dafür weltweit ein radikaler Wandel in allen Lebensbereichen erforderlich. Eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius verglichen mit 2 Grad Celsius würde der IPCC-Studie zufolge nicht nur den Anstieg des Meeresspiegels drosseln. Auch die Erhöhung der Ozeantemperatur und des Säuregehalts sowie die Abnahme des Sauerstoffgehalts im Ozean würden dadurch reduziert. Damit würden sich die Risiken für die marine Biodiversität, Fischerei und Ökosysteme sowie deren Funktionen und Dienstleistungen für den Menschen verringern.

Forschung und Wissenschaft stärken

Der Bericht des Weltklimarates alarmiert auch die Bundesregierung: „Wir brauchen starke Beiträge aus der Forschung und müssen das Potenzial der Wissenschaft noch stärker ausschöpfen, um (den Klimawandel) in den Griff zu bekommen“, sagt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek. „Gute Ideen aus der Forschung und ein entschlossenes Handeln von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft können die notwendigen Veränderungen voranbringen."

Abschied von Kohle, Öl und Gas

Auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze sieht die Dringlichkeit des Handelns beim Klimaschutz durch den IPCC-Bericht bestätigt. „Wir dürfen beim Klimaschutz keine Zeit mehr verlieren. Jede vermiedene Tonne CO2, jedes vermiedene Zehntelgrad Erderwärmung zählt.“ In einem „Abschied von Kohle, Öl und Gas“ sieht Schulze die Chance, das ambitionierte Klimaziel noch zu erreichen. „Dieser Umbau bringt viele Veränderungen mit sich und die große Chance, unsere Wirtschaft zukunftsfähiger und unsere Gesellschaft lebenswerter zu machen", argumentiert die Bundesumweltministerin.

bb