Weltatlas zum Schutz wertvoller Böden

Weltatlas zum Schutz wertvoller Böden

Forschende aus Deutschland und Spanien haben globale Hotspots für das Leben im Boden identifiziert, deren Schutz künftig höchste Priorität haben sollte.

Kiefernwald in Sevilla
Die Böden dieses Kiefernwaldes in Sevilla wurden in der Studie untersucht.

Der Boden ist eine kostbare Ressource und seit Jahrtausenden Lebensgrundlage der Menschen. Doch er ist nicht nur wichtig für das Leben oberhalb der Erdoberfläche, sondern auch existenziell für Milliarden von Mikroorganismen, Fadenwürmern, Insekten oder Pilzen, die im Boden leben. Durch intensive Landwirtschaft und Klimawandel gerät der Boden immer mehr unter Druck. Das macht seinen Schutz zu einer der wichtigsten Aufgaben der Gegenwart. Forschende haben nun eine Übersicht der weltweit ökologisch wertvollsten Böden erstellt, deren Schutz oberste Priorität haben sollte.
 
Die Studie entstand unter der Leitung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Daran beteiligt waren die Universität Leipzig, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und das Instituto de Recursos Naturales y Agrobiología de Sevilla (IRNAS).

Hotspots ökologisch wertvoller Böden

Für Pflanzen und Tiere, die über und auf dem Boden leben, wurden bereits vor Jahrzehnten Hotspots der biologischen Vielfalt ermittelt. Für das Leben im Boden gab es noch keine solche Erhebung. Diese Lücke wurde nun geschlossen. Erstmals wurden nun auch Hotspots für das Leben im Boden identifiziert. Die Forschenden haben dafür bodenökologische Werte ermittelt, um global die verschiedenen Böden bewerten zu können. 615 Bodenproben von allen Kontinenten wurden nach lokalem Artenreichtum, Einzigartigkeit der Artengemeinschaft und Ökosystemleistungen wie Kohlenstoffspeicherung oder Wasserregulierung untersucht.

Lokale Potenziale hervorheben

Das Ergebnis: Jeder der drei bodenökologischen Bereiche habe in jeweils verschiedenen Erdteilen seine höchsten Werte erreicht, schreibt das Team im Fachjournal Nature. So war die lokale Bodenbiodiversität in gemäßigten Breiten besonders hoch, während in Böden kühlerer Regionen Ökosystemdienstleistungen wie die Kohlenstoffspeicherung hohe Werte erreichten. „Wenn es um den Schutz der Böden geht, können wir nicht lokal alle bodenökologischen Dimensionen gleichzeitig maximieren. Stattdessen brauchen wir integrierte Ansätze, die das lokale Potenzial hervorheben“, erklärt Carlos Guerra.

Schutz der Böden als globales Biodiversitätsziel

Die ökologisch schützenswertesten Böden befinden sich der Studie zufolge in den Tropen, in Nordamerika, in Nordeuropa und in Asien. Im Rahmen der Untersuchung verglichen die Forschenden auch die von ihnen ermittelten bodenökologischen Hotspots mit den bereits vorhandenen Schutzgebieten. Hier zeigte sich, dass diese Böden noch ungenügend geschützt sind. Konkret steht derzeit nur die Hälfte der ermittelten globalen Boden-Hotspots unter Naturschutz.
 
„Schutzgebiete wurden vor allem zum Schutz von Pflanzen, Vögeln oder Säugetieren ausgewählt“, sagt der Erstautor der Studie, Manuel Delgado-Baquerizo vom Instituto de Recursos Naturales y Agrobiología de Sevilla. „Wir müssen die Böden, ihre biologische Vielfalt und ihre Leistungen in unsere Betrachtung einbeziehen. Deshalb müssen Regierungen und Entscheidungsträger den Schutz der Böden im Rahmen der internationalen Verhandlungen über die Biodiversitätsziele für 2030 als Priorität festlegen.“

bb