Weltatlas der Bäume komplett

Weltatlas der Bäume komplett

Deutsche Biodiversitätsforscher konnten mithilfe eines statistischen Modells erstmals die Baumartenvielfalt verschiedener Regionen der Erde berechnen und eine lückenlose Karte erstellen. 

Ein Beispiel für eine besonders hohe Variation an Waldtypen – und entsprechend hoher regionaler Artenvielfalt – ist das bergige Waldgebiet Harenna in Äthiopien.
Ein Beispiel für eine besonders hohe Variation an Waldtypen – und entsprechend hoher regionaler Artenvielfalt – ist das bergige Waldgebiet Harenna in Äthiopien.

Sie sind ein natürlicher CO2-Speicher und leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz: Bäume. Doch die Artenvielfalt ist regional sehr verschieden und hat sich im Laufe der Jahre dramatisch verändert. So sind in den feuchten Tropen wesentlich mehr Gewächse auf kleinster Fläche zu finden als in Deutschland. Doch warum ist das so, und welche Faktoren beeinflussen die Baumartenvielfalt? Um darauf Antworten zu finden, müssten die bewaldeten Gegenden der Erde lückenlos untersucht werden – wahrlich eine Sisyphosarbeit.

Statistisches Modell erfasst Studien und Umweltfaktoren

Forschern des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) ist das nun gelungen. Möglich wurde es mithilfe einer neuen statistischen Methode, die Petr Keil und Jonathan Chase entwickelten und im Fachjournal „Nature Ecology and Evolution“ vorstellen. Das Besondere: Das Modell kombiniert Daten aus Untersuchungen zu einzelnen Flächen mit Informationen aus Studien zur Baumvielfalt ganzer Staaten. Außerdem werden bekannte Daten zu Umweltfaktoren wie dem Klima integriert. „Um Biodiversität wirklich zu verstehen und schützen zu können, müssen wir sie gleichzeitig auf der lokalen und auf der regionalen Skala betrachten. Unser Ansatz macht dies nun möglich“, sagt Petr Keil.

Karte über globale Vielfalt der Baumarten erstellt

So konnten die Forscher die weißen Flecken im Baumartenatlas füllen und eine lückenlose Karte aller bewaldeten Gebiete der Erde erstellen. „Es ist wie ein 1.000-Teile-Puzzle, von dem wir nur wenige Puzzleteile hatten, und von dem wir auch das Gesamtbild nicht kannten”, sagt Jonathan Chase. „Mit unserem Ansatz konnten wir die fehlenden Teile berechnen und das Puzzle zusammensetzen.”

Klima beeinflusst Baumartenvielfalt am stärksten 

Mithilfe der Methode konnte das Team auch aufzeigen, dass das Klima jener Faktor ist, der die Baumvielfalt am stärksten beeinflusst. So zeigte sich, dass esdie höchste Baumartenvielfalt in den feuchtwarmen Tropen gibt. Dennoch fanden sich zwischen Orten mit gleichem Klima zum Teil erhebliche Unterschiede. Im südlichen China zum Beispiel stießen die Forscher auf eine Vielfalt, die deutlich größer ist als in klimatisch ähnlichen Regionen.

Unterschiedlichkeit auch durch Eiszeit bedingt

Keil und Chase konnten mit ihrer Analyse zeigen, dass das Maß der sogenannten Beta-Diversität in den gebirgigen Regionen der trockenen Tropen besonders hoch ist – wie in Süd-China, Mexiko oder im äthiopischen Hochland. Die Beta-Diversität beschreibt, wie unterschiedlich die Artenzusammensetzung zwischen benachbarten Lebensräumen ist. Ein Grund für die ermittelte Unterschiedlichkeit könnte in der Eiszeit zu finden sein. „Während der letzten Vereisung konnten die Bäume nur in Bergtälern überleben und wurden dadurch voneinander isoliert“, erklärt Petr Keil.

Beitrag zum globalen Artenschutz 

Dank des neuen Modells von Keil und Chase kann zukünftig die Vielfalt der Baumarten für unterschiedlich große Flächen wie für ein Naturschutzgebiet, für einen Staat oder gar für einen ganzen Erdteil berechnet und damit aufgezeigt werden, wie es um die weltweite Biodiversität steht. Die Forscher sind überzeugt, dass damit zur einer Verbesserung des globalen Artenschutzes beigetragen werden kann.

bb