Wegweiser für krisenfeste Ernährungssysteme

Wegweiser für krisenfeste Ernährungssysteme

Das Leibniz-Forschungsnetzwerk „Grüne Ernährung – Gesunde Gesellschaft“ liefert Empfehlungen zur Umgestaltung der Ernährungs- und Agrarsysteme unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeit und Resilienz.

Tomaten
Gesunde Lebensmittel wie Gemüse sollten nach dem SARAS-Konzept des Leibniz-Netzwerks auch bezahlbar sein.

Die Art und Weise, wie Felder bewirtschaftet und Lebensmittel produziert werden, beeinflusst nachhaltig Umwelt und Klima. Rund ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen sowie Biodiversitätsverlust und Bodendegradation gehen auf das Konto globaler Agrar- und Ernährungssysteme. Das Leibniz-Forschungsnetzwerk „Grüne Ernährung – Gesunde Gesellschaft“ liefert nun einen neuen systemischen Ansatz, um diese Herausforderungen zu bewältigen. 19 Forschende führender deutscher und internationaler Forschungsinstitutionen liefern mit dem Konzept „Sustainable and Resilient Agrifood Systems“ – kurz SARAS – konkrete Handlungsempfehlungen, wie die Ernährungssysteme neu gestaltet werden können – von der Produktion bis zum Konsum.

Gesundheit und Nachhaltigkeit mit Resilienz verbinden

Bisherige Konzepte zur Agrar- und Ernährungswende wie „Sustainable Diets“, „Sustainable Food Systems“ und die „Planetary Health Diet“ sind vor allem auf Gesundheit und Nachhaltigkeit fokussiert. Das Konsortium ist der Auffassung, dass hier ein Umdenken erforderlich ist. Agrar- und Ernährungssystem müssten auch den „Aspekt der Resilienz“ berücksichtigen, um „stabile und gesunde Ernährungssysteme für gegenwärtige und zukünftige Generationen sicherzustellen“, heißt es im aktuellen Positionspapier, das im Journal Sustainable Development veröffentlicht wurde.

Die fünf Säulen des SARAS-Konzepts

Das SARAS-Konzept basiert auf fünf Säulen: Ökologie, Wirtschaft, Politik, Soziales und Global-Lokal. Ökologisch empfiehlt das Netzwerk zur Umgestaltung die Diversifizierung in der Landnutzung wie den Anbau neuer Kulturen, mehr Vielfalt bei Nutzpflanzen und Essgewohnheiten sowie den Einsatz smarter Technologien in der Landwirtschaft als auch städtischer Ernährungssysteme wie Vertical Farming. Wirtschaftlich plädiert das Forschungsteam für bezahlbare, gesunde Lebensmittel, weniger Lebensmittelverschwendung, resiliente Lieferketten und eine nachhaltigere Handelspolitik. Auf politischer Ebene schlägt SARAS vor, Umweltschäden etwa durch eine CO₂-Steuer in die Lebensmittelpreise einzubeziehen, Steuern auf ungesunde Lebensmittel zu prüfen und umweltschädliche Agrarsubventionen zu reformieren und bei Ernährungsempfehlungen auch die Gesundheit der Erde zu berücksichtigen.

Die Förderung eines „fairen Lebensmittelumfeldes“ mit „einfacheren Wahlmöglichkeiten für eine nachhaltigere Ernährung“ sowie eine größere Aufmerksamkeit für integrierte und regionale Agrar- und Ernährungssysteme sollten den Forschenden zufolge die Transformation im sozialen Bereich prägen. Hinsichtlich der global-lokalen Umgestaltung sei wichtig, die globalen Klimaziele auch in Landwirtschaft und Ernährung zu berücksichtigen.

Wohlhabende Länder müssen Vorreiter sein

„SARAS zeigt einen Weg auf, wie wir Landwirtschaft und Ernährung umweltschonender, gesünder, gerechter und krisenfester gestalten können“, sagt Tilman Grune, Sprecher des Leibniz-Forschungsnetzwerks am koordinierenden Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE). Für den Erfolg des SARAS-Konzepts sei es wichtig, Zielkonflikte und Synergien zu erkennen und zu bewerten, schreiben die Forschenden. Wohlhabendere Länder stünden zudem in der Verantwortung „durch politische Maßnahmen, Forschung und internationale Zusammenarbeit Vorreiter bei der Umsetzung“ zu sein.

bb