Wasserhyazinthen als Biomasse nutzen
Forschende am Deutschen Institut für Textil- und Faserforschung haben mit Partnern ein Verfahren entwickelt, um aus den Fasern der sich stark ausbreitenden Wasserhyazinthe Pflanztöpfe herstellen zu können.
Die rasante Ausbreitung der Wasserhyazinthe ist in einigen Ländern bereits zu einer Gefahr für Ökosysteme geworden und bedroht zunehmend auch die Lebensqualität der Menschen. Besonders stark betroffen ist der afrikanische Victoriasee, wo Fische aufgrund von Sauerstoffmangel ersticken, Methangase durch die Verrottung freigesetzt werden und der Schiffsverkehr behindert wird. Nun haben Forschende einen Weg gefunden, diese zur Plage gewordene invasive Wasserpflanze sinnvoll als Biomasse zu nutzen.
Fasermaterial zu neuem Bio-Verbundstoff verarbeitet
Forschende vom Deutschen Institut für Textil- und Faserforschung (DITF) in Denkendorf entwickelten gemeinsam mit dem Karlsruher Faserspezialisten Fiber Engineering GmbH ein Verfahren, um aus den Fasern der Wasserhyazinthe Pflanztöpfe herzustellen. Ziel war es, aus dem faserigen Pflanzenmaterial einen neuen, kostengünstigen Verbundwerkstoff herzustellen, der allen technischen Voraussetzungen entspricht, zugleich aber biologisch abbaubar und damit vollständig kompostierbar, aber auch einfach herzustellen ist.
Das zur Herstellung der Pflanztöpfe benötigte Biomaterial stammt den Forschenden zufolge aus Louisiana und wird dort direkt von der Firma In-Between International als aufbereitetes Fasermaterial vermarktet. Dieses zum Großteil aus Cellulose bestehende Rohmaterial wurde am DITF untersucht und modifiziert. Anschließend sei es mit einem Hydrophobierungsmittel behandelt worden, um die Pflanztöpfe gegen Feuchtigkeit zu schützen. Die Kombination mit einem Binder verklebt die Pflanzenfasern und sorgt für Formbeständigkeit. Ein biologisch abbaubares Bindemittel aus Thermoplast, das in einer Heißpresse einfach zu verarbeiten ist, brachte in Laborversuchen die besten Ergebnisse.
Kompostierbar und günstig
Den Forschenden zufolge überzeugt das pflanzliche Fasermaterial nicht nur in puncto Festigkeit und Feuchtigkeitsresistenz. Versuche in industriellen Kompostieranlagen bestätigten, dass sich es sich, „in angemessener Zeit“ innerhalb von vier bis sechs Wochen vollständig biologisch abbaut.
Beim Karlsruher Projektpartner Fiber Engineering wurden bereits erste Pflanztopf-Prototypen aus dem Fasermaterial hergestellt. Wie das Team berichtet, wurde dafür das bestehende Verfahren für die Bearbeitung des Wasserhyazinthen-Fasermaterials optimiert. Das Team ist überzeugt, dass Gärtnereien die neuen Pflanztöpfe aus Wasserhyazinthen schätzen werden – zumal auch der Preis stimmt. „Eine Kostenrechnung unter Einbezug aller verwendeten Materialien und Verfahren bestätigte, dass sich die Pflanztöpfe mit einem Herstellungspreis von unter fünf Cent pro Topf äußerst günstig und damit marktfähig herstellen lassen“, schreiben die Forschenden.
bb