Mehr Bioökonomie im Garten

Mehr Bioökonomie im Garten

Unter dem Motto "Gärtnern ohne Plastikmüll" entwickelt ein Forschungskonsortium aus Pappelholz und -rinde innovative Produkte wie Pflanztöpfe.

Pflanztöpfchen aus recycelter Pappe und beigemischten pilzhemmenden Substanzen aus Pappelrinde
Pflanztöpfchen aus recycelter Pappe und beigemischten pilzhemmenden Substanzen aus Pappelrinde

Mit den ersten Sonnentagen hat für viele die Gartensaison begonnen. Dazu gehört auch das Vorziehen von Kräutern und Gemüse in Pflanzschalen. Pflanztöpfe bestehen jedoch meist aus Kunststoff und landen nach dem Umtopfen oft im Müll. Diese Müllberge aus Plastiktöpfchen beim Gärtnern zu vermeiden, hat sich ein Forschungsteam unter der Leitung von Norbert Weber von der TU Dresden zum Ziel gesetzt. Im Rahmen des EU-Projektes Dendromass4Europe sollen aus Holz und Rinde der Pappel innovative Produkte entstehen – darunter biobasierte und biologisch abbaubare Pflanztöpfe.

Innovative Produkte aus Pappelholz und -rinde

Das über fünf Jahr laufende Projekt Dendromass4Europe ging 2017 an den Start und wird im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont 2020 der Europäischen Union mit insgesamt 9,8 Mio. Euro gefördert. Die insgesamt zehn Partner aus acht Ländern verfolgen das Ziel, fossile Materialien durch innovative biobasierte Materialien aus landwirtschaftlichen Baumkulturen wie Pappeln zu ersetzen. Ein Anliegen ist, alle holzhaltigen Bestandteile der Pappeln zu hochwertigen Produkten zu verarbeiten. Auch das in der Rinde gebundene Kohlenstoffdioxid soll langfristig gespeichert werden.
 
Rohstoffquelle für das schnellwachsende Gehölz ist ein 1.300 Hektar großes Areal im Nordwesten der Slowakei – in unmittelbarer Nachbarschaft einer Werkstätte von Projektpartner IKEA Industry. Denn das Pappelholz soll künftig der Rohstoff sein, um noch leichtere Möbel zu bauen. Was beim Möbelbau jedoch nicht verwendet wird, soll im Sinne einer nachhaltigen Bioökonomie von anderen Unternehmen zu neuartigen Produkten weiterverarbeitet werden.

Substanz aus Pappelrinde schützt Pflanztopf vor Schimmel

Die umfangreiche Wertschöpfung der Pappel im Sinne der Nachhaltigkeit wird nun durch zwei neue Projektpartner bedient. Mit dem Verpackungshersteller Pulp-Tec Compound GmbH & Co KG. aus Polenz in Sachsen und dem tschechische Unternehmen TerrainEco, das auf Produkte aus Wood-Plastic-Composites (WPC) spezialisiert ist, konnte das Forschungskonsortium um Weber zwei Unternehmen für die Weiterverwendung der Holzreststoffe gewinnen.
 
Pulp-Tec Compound stellt seit Jahren Faserguss her, ein umweltfreundliches Verpackungsmaterial aus recycelter Pappe oder Papier, das unter anderem zu Eierkartons verarbeitet wird. Gemeinsam mit Forschenden der TU Dresden wurde der Faserguss auch gegen Schimmelpilze resistent gemacht, damit er sich als Blumentopf eignet. Die dafür notwendigen fungiziden Substanzen fanden die Forschenden in der Pappelrinde. Diese Substanzen wurden schließlich in ein von Pulp-Tec Compound entwickeltes Produkt namens BIOFORM integriert. Die Pflanztöpfchen können mit in die Erde gebracht werden, wo sie sich nach einigen Monaten komplett auflösen.

Neue Holz-Plastik-Verbundwerkstoffe aus Pappelholz

TerrainEco hingegen will im Projekt ein Verfahren entwickeln, mit dem Pappelrinde in Holz-Plastik-Verbundwerkstoffen, sogenannten Wood-Plastic-Composites (WPC), verwendet werden kann. WPC ist beliebt, weil es schick wie Holz und zugleich langlebig wie Plastik ist. Es wird bevorzugt für Terrassendielen, Zäune und Fassadenverkleidungen genutzt. Bisher wurde dafür der teure Rohstoff Holz verwendet.

bb