Wälder nachhaltig nutzen und Biodiversität schützen

Wälder nachhaltig nutzen und Biodiversität schützen

Das Ökosystem Wald ist zunehmend bedroht, weil scheinbar unnützes Baumholz aus Wäldern entfernt und als Brennholz oder Baumaterial genutzt wird. Das Forschungskonsortium "Bioholz" unter Federführung der Universität Marburg will nun nachhaltige Lösungen entwickeln, um Waldnutzung und Biodiversität zu vereinbaren.

Nicht nur Brennholz: Alte und absterbende Waldbäume sind Nahrungsquelle und Unterschlupft vieler Tiere und gut für das Klima.
Nicht nur Brennholz: Alte und absterbende Waldbäume sind Nahrungsquelle und Unterschlupft vieler Tiere und gut für das Klima.

Die biologische Vielfalt ist bedroht. Allein ein Viertel aller Pflanzenarten und ein Drittel aller Tiere sind Experten zufolge gefährdet. Ein Grund: altes Baumholz wird aus den Wäldern entfernt, so dass vielen Tieren wie Insekten oder Vögeln der Baum als Nahrungsquelle und Unterschlupf verloren geht. In Umsetzung der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt  - NBS“ fördert die Bundesregierung bereits seit 2007 Innovationen zum Schutz und einer nachhaltigen Entwicklung der Biodiversität. Im  soeben gestarteten Verbundprojekt „BioHolz“ wollen nun Partner aus Forschung und Wirtschaft gemeinsam nach neuen Wegen für eine nachhaltige Waldnutzung suchen. Das Projekt wird von der Philipps-Universität Marburg koordiniert und mit etwa 3,2 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) gefördert.

Alte umgeknickte und vermoderte Baumstämme sind für viele Menschen nur eins: Brennholz. Und so wird das scheinbar unnütze Gehölz aus den Wäldern entfernt, das vielerorts als Kaminholz oder als Baumaterial im Lager genutzt wird. Doch die hölzernen Überreste sind ökologisch von enormer Bedeutung. Vielen Tieren dient das sogenannte Totholz als Nahrungsquelle und Unterschlupf. Zudem trägt das vermoderte Holz zur natürlichen Verjüngung des Baumbestandes bei, dient Pflanzen als Wasserspeicher und gibt CO2 an den Boden ab. Eine Studie der Universität Göttingen aus dem Jahr 2013 hat eindeutig den Nutzen alter und absterbender Bäume für Natur und Klima belegt und aufgezeigt, wie wichtig es ist, die alternden Bäume zu erhalten. Denn Wälder mit alten Bäumen und Totholz weisen eine deutlich höhere Artenvielfalt auf.

Totholz-Anteil erhöhen und und Wald nachhaltig nutzen

Mit zahlreichen Förderprogrammen versucht die Bundesregierung bereits seit 2007 dem drohenden Verlust der biologischen Vielfalt zu begegnen. Im Rahmen der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt  - NBS“ werden daher Innovationen zum Schutz und einer nachhaltigen Entwicklung der Biodiversität gefördert. Zur Umsetzung der Strategie haben das BMBF und BMUB eine gemeinsame Förderinitiative gestartet. In deren Rahmen wird nun auch das soeben gestartete Verbundprojekt „BioHolz“ mit 3,2 Millionen Euro von BMBF und BMUB unterstützt. Koordiniert wird das auf sechs Jahre angelegte Vorhaben von der Philipps-Universität Marburg. Unter der Leitung von Roland Brandl und Stefan Hotes wollen Wissenschaftler und Partner aus der Forstwirtschaft gemeinsam nach Wegen suchen, um einerseits die Biodiversität zu bewahren und anderersetis die  Ökosystemleistungen von Wäldern optimal zu nutzen. „Kernpunkt ist die Erhöhung des Anteils alter und abgestorbener Bäume, sogenanntes Totholz, auf das viele Arten angewiesen sind. Außerdem wollen wir neue Wege der nachhaltigen Waldnutzung erforschen, die verschiedene Funktionen von Wäldern berücksichtigt“, erklärt Projektkoordinator Hotes. Den Forschern geht es aber auch darum, die Lebensbedingungen bedrohter Organismen zu verbessern und die Bereitstellung verschiedener Ökosystemleistungen nachhaltiger zu gestalten.

Das Projekt „BioHolz“ besteht aus mehreren Teilprojekten. „Vier befassen sich mit spezifischen Forschungsfragen zu biologischer Vielfalt, zu forstwirtschaftlicher Optimierung von Naturschutzmaßnahmen, zur gesellschaftlichen Akzeptanz neuer, naturschutzorientierter Bewirtschaftungsformen und zur Modellierung von Ökosystemleistungen für ganze Landschaften“, erklärt Hotes.

Neue Bewirtschaftungsformen für alle Walder

Neben den Marburger Wissenschaftlern sind Kollegen aus den Universitäten in Würzburg, Greifswald und der Technischen Universität München beteiligt. Darüber hinaus sind das bischöfliche Ordinariat Passau, der Landesbund für Vogelschutz in Bayern sowie der Nationalpark Bayerischer Wald und Forstbetriebe in das Konsortium eingebunden. Gemeinsam wollen sie  in den kommenden Jahren die Grundlagen für den Einsatz der neuen Bewirtschaftungsformen in den unterschiedlichen Wäldern – vom kleinen Privatwald bis hin zu großen, staatlichen Forstbetrieben – schaffen.