Unkraut als Bioenergiequelle nutzen

Unkraut als Bioenergiequelle nutzen

Im Rahmen des von der EU unterstützten Projektes „Sweedhart“ suchen Fraunhofer-Forscher nach einer Verwertung für Ackerunkräuter.

Unkraut, Acker, Biomassenutzung, neues EU-Projekt
Wilde Pflanzen sind für Landwirte Unkräuter. Doch sie könnten auch als Biomasselieferanten genutzt werden.

Sie heißen Ackerwinde, Ambrosie oder Quecke - aber auch Mohn oder Kornrade zählen dazu. Für den Landwirt sind es Unkräuter, Naturschützer sprechen von Wildkräutern oder "Ackerbegleitflora". Viele Unkräuter sind zunehmend gegen Unkrautvernichtungsmittel resistent und behindern so das Wachstum der angebauten Nutzpflanzen. Die Folgen sind bereits heute durch Ernteverluste sichtbar.

Unkraut ohne Herbizide bekämpfen

Um auch zukünftig Nahrungsmittelsicherheit zu garantieren, wollen Wissenschaftler aus Deutschland, Norwegen und Dänemark im Projekt „Sweedhart“ nun gemeinsam gegen die wilden Pflanzen vorgehen und so die weltweite Unkraut-Belastung der Äcker reduzieren. „Wir adressieren die Problematik, indem wir untersuchen, wie der Unkrautbefall der Felder auch ohne Herbizide gehemmt werden kann“, erklärt Christoph Glasner von Fraunhofer UMSICHT, der das im Mai gestartete Forschungsprojekt koordiniert.

Unkrautsamen im Mähdrescher desinfizieren

„Sweedhart“ ist eines von 14 europäischen Vorhaben, die von der EU im Rahmen von FACCE SURPLUS (Sustainable and Resilient agriculture for food and non-food systems) mit insgesamt 1,45 Mio. Euro gefördert wird. Hierbei steht jedoch nicht die radikale Vernichtung der meist unbeliebten Unkräuter im Fokus der Forschung, sondern auch dessen Potenzial. Denn bei der Ernte fallen etwa 25 Prozent Heu und Stroh und auch energiereiche Unkräuter an. Diese Biomassequelle geht jedoch ohne richtige Behandlung verloren und wird meist auf dem Feld gelassen, wo die nächste Generation der Unkräuter gedeihen kann.  Das wollen die Forscher ändern. „Ein Ziel von Sweedhart ist es deshalb, die Unkrautsamen bereits während der Ernte durch die Abwärme des Mähdreschers thermisch zu desinfizieren und so die Keimung des Unkrauts zu unterbinden“, erklärt Glasner.

Alle Vorteile von "Sweedhart" auf einem Blick.

Schaubild zum Projekt Sweedhart - Vorteile

Energieträger-Potenzial der Unkräuter nutzen

Als nächstes wollen die Wissenschaftler nach Wegen suchen, um Unkraut als Biomassequelle zu nutzen. So könnten energiereiche Unkräuter beispielsweise durch Verbrennung Ausgangsstoff für die Erzeugung erneuerbarer Energie oder die Herstellung neuratiger Materialien sein oder als neues Tierfutter dienen.  „Am Ende wollen wir einen Katalog an erfolgreichen sowie nachhaltigen Maßnahmen bereitstellen, die die Unkrautbelastung auf Feldern verhindern und dem wachsenden Problem der Herbizid-Resistenz und dem invasivem Unkrautwachstum entgegenwirken“, fasst Glasner zusammen. Die Forscher sind überzeugt, dass die Nutzung von Unkraut für die Biomasseproduktion sowohl ein entscheidender Schritt zu einer nachhaltigen Agrarwirtschaft ist, als auch den Wandel hin zu einer biobasierten Wirtschaft unterstützen wird.

An dem dreijährigen Forschungsprojekt „Sweedhart“ sind neben Fraunhofer Institut UMSICHT auch der ostwestfälische Landmaschinenkonzern Claas sowie die Universitäten für Wissenschaft und Technik in Norwegen und Kopenhagen beteiligt.

bb