Torffreie Abdeckerden für die Pilzzucht

Torffreie Abdeckerden für die Pilzzucht

Ein Team um das Fraunhofer IKTS entwickelt auf Basis regionaler Roh- und Reststoffe nachhaltige Abdeckerden für die Champignonzucht. 

Pilzzucht
Kulturpilze wie Champignons gedeihen auf Kompost- und Pferdemistsubstraten, die mit einer torfhaltigen Schicht abgedeckt werden.

Ob als Speisepilz oder zur Herstellung von Arzneimitteln und Kosmetika: Die Nachfrage nach Kulturpilzen steigt seit Jahren und damit auch der Bedarf an Kultursubstraten und Abdeckerden. Das Problem: Kulturpilze wie Champignon, Mandelpilz oder Seitling wachsen auf Kompost- und Pferdemistsubstraten, die mit einer torfhaltigen Schicht abgedeckt werden. Für den Torfabbau werden jedoch Moore zerstört und damit wichtige CO2-Speicher. Das soll sich ändern. Im neuen Klimaschutzprogramm hat die Bundesregierung nicht nur die Renaturierung der Moore auf die Agenda gesetzt. Darin verankert ist auch das Ziel, dass der gewerbliche Gartenbau, zu dem auch der Pilzanbau gehört, bis 2030 torffrei werden muss.

Nachhaltige Abdeckerden für die Champignonzucht

Hier setzt das Projekt MykoDeck an. Forschende vom Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) wollen gemeinsam mit Partnern eine umweltfreundliche und ertragreiche Alternative zu den torfhaltigen Abdeckerden entwickeln. Als Torfersatz im Visier stehen nachwachsende Rohstoffe, die regional verfügbar sind, sowie biogene Reststoffe.

Im Fokus steht zunächst der Anbau von Champignons. Hierfür will das Konsortium unterschiedliche Rohstoffe untersuchen sowie neue Rezepturen und Herstellverfahren entwickeln und unter realen Bedingungen in Pilzzuchtbetrieben schließlich erproben. Die Ergebnisse des Projektes sollen aber auf andere Kulturpilzarten sowie in den Gartenbau übertragbar sein.

Nutzung regionaler und biogener Reststoffe

Ein wichtiger Aspekt ist die effiziente Erschließung und Nutzung regional anfallender biogener Reststoffe wie Grünschnitt, Laubholzreste, Schäben oder abgetragene Pilzsubstrate. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft sollen Nährstoffe recycelt, Ressourcen geschont und Treibhausgasemissionen eingespart werden.

Das Projekt ist 2021 gestartet und hat eine Laufzeit von drei Jahren. Im Fokus der bisherigen Arbeit stand die Untersuchung der Eigenschaften herkömmlicher torfhaltiger Abdeckerden, um zu erfahren, welche Voraussetzungen Champignons zum Wachsen brauchen. Auch importierte Deckerden wie Kokostorf, Reis-/Maisstroh und Pinienrinde wurden darauf untersucht. Erfasst wurden hierbei unter anderem Nährstoffgehalt, pH-Wert, Wasserspeicherfähigkeit, Gasaustausch, Partikel- und Porengrößenverteilung und die Lagerdichte.

Erste positive Tests mit Torfersatzstoffen

Nun sind die Forschenden dabei, aus den untersuchten Ausgangsstoffen konkrete Mischungen herzustellen, um die gewünschten Eigenschaften der Torfersatzstoffe einzustellen. Erste vielversprechende Ergebnisse gibt es bereits. Die Versuche zeigten, dass Pilze in den entwickelten torffreien Abdeckerden wachsen können. Ob die neuen Torfalternativen und Mischungen gute Pilzerträge liefern und Schädlinge abhalten, wird der Praxistest zeigen. Ein erster Test unter Realbedingungen ist für Herbst dieses Jahres geplant. Ab 2023 sollen die neuen Rezepturen und Herstellverfahren für die Torfersatzstoffe sowie Abdeckerden auf den technischen Maßstab hochskaliert und in mehreren Pilzzuchtbetrieben getestet werden.

Mit der Entwicklung von torffreien Abdeckerden würde das MycoDeck-Team eine Marktlücke schließen. Hinzukommt: Bisher landen die Deckerden nach der Ernte meist in Kompostierungsanlagen oder als Dünger auf dem Feld. Dafür müssen sie jedoch thermisch hygienisiert werden, wodurch die darin enthalten Nährstoffe verloren gehen. Mit der Entwicklung torffreier Abdeckerden würde dieser kosten- und energieintensive Aufbereitungsschritt entfallen, und die darin enthaltene Nährstoffe könnten wiederverwendet werden.

An dem Projekt MycoDeck, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finanziert wird, sind neben dem Fraunhofer IKTS, die LAV Technische Dienste GmbH & Co. KG, das Institut für Holztechnologie Dresden gGmbH sowie insgesamt fünf Pilzzuchtbetriebe beteiligt.

bb