Teichböden als Samenbank

Teichböden als Samenbank

Regensburger Forscher haben in Teichböden keimfähige Samen von Pflanzen entdeckt, die schon als verschollen oder ausgestorben galten.

Wissenschaftler bei der Probenahme der Sedimentproben
Wissenschaftler bei der Probenahme der Sedimentproben.

Extreme Witterungen können Pflanzen stark zusetzen. Um den Fortbestand einer Art gegen solche Eventualitäten zu schützen, haben die Samenkörner der meisten Pflanzen bestimmte Überlebensmechanismen entwickelt. Wenige Arten – insbesondere Ackerwildkräuter – besitzen sogar Samen, die Jahrzehnte im Boden ausharren und danach noch keimen können. Was Hobbygärtner und Landwirte ärgert, freut Ökologen. Für sie bilden diese Samen eine „verborgene Vielfalt“. Ökologen um Peter Poschlod von der Universität Regensburg berichten nun im Fachjournal „Biological Conservation“, dass diese Vielfalt in Teichsedimenten weit größer ist als bislang angenommen.

22 gefährdete Arten in hoher Zahl gefunden

Innerhalb von 26 Jahren hat Poschlod mit seinen Arbeitsgruppen, zeitweise an den Universitäten Hohenheim und Marburg, Sedimente von 108 Fischteichen in Bayern und Baden-Württemberg untersucht. In sechs bis zehn Litern Sediment je Teich zählten die Forscher insgesamt 540.000 Keimlinge. 300.000 davon gehörten zu 49 typischen Schlammbodenarten, darunter 22 Arten, die regional oder national als gefährdet gelten. In allen bis auf einen Teich wiesen die Ökologen mindestens eine gefährdete Art nach, und das mit bis zu 3.000 Samenkörnern je Liter Sediment. Erstaunlich an den Ergebnissen ist außerdem, dass viele dieser Arten in den jeweiligen Untersuchungsgebieten als verschollen oder ausgestorben galten.

Samenbank im Boden zur Renaturierung nutzen

Anhand historischer Daten und unpublizierter Ergebnisse weiterer Analysen von Sedimenten aus Donau und Rhein konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Samen von Schlammbodenarten in überstauten Sedimenten mehr als 100 Jahre überleben können. Auf diesem Weg können regional ausgestorbene Arten wieder an ihre einstigen Standorte zurückkehren. Auch bei Renaturierungsmaßnahmen sollte dieser „verborgenen Vielfalt“ mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, fordern die Ökologen um Poschlod. Sie sind überzeugt: Solange gefährdete Arten in der Samenbank im Boden vorkommen, kann deren Potenzial noch genutzt werden.

bl