So schmeckt Zukunft in Hamburg

So schmeckt Zukunft in Hamburg

Mit der Roadshow „Zukunft schmeckt“ beleuchten die Spitzenverbände der Ernährungswirtschaft, wie hiesige Lebensmittelunternehmen Food-Trends schon heute bedienen. Beim Stopp in Hamburg ging es um pflanzenbasierte Lebensmittel.

Roadshow Zukunft Schmeckt: Talk zwischen Peter Dekkers, GF von Unilever, /(links) und Moderator Christopf Minhoff vom Lebensmittelverband(BVE)
Hauptgeschäftsführer des BVE, Christoph Minhoff (rechts), im Gespräch mit dem Deutschland-Chef von Unilever, Peter Dekkers.

Klimawandel und eine stetig wachsende Weltbevölkerung stellen die Ernährungswirtschaft vor große Herausforderungen. Es geht nicht mehr nur um schmackhafte und gesunde Lebensmittel, sondern vor allem um Produkte, die umweltfreundlich und ressourcenschonend hergestellt werden. Wie Lebensmittelunternehmen diesen Herausforderungen begegnen und welchen Beitrag sie zur Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals – SDGs) leisten, beleuchtet die Roadshow „Zukunft schmeckt“. Die Deutschlandtour zur Ernährung der Zukunft ist eine gemeinsame Aktion der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und des Lebensmittelverbands Deutschland. Am 8. und 9. Juni machte die Expedition Station in Hamburg.

Nachhaltigkeit in der Lebensmittelbranche

Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des BVE und des Lebensmittelverbands Deutschland, hatte Vertreter der Wirtschaft, Politik und Forschung zum Talk in die historische Fischauktionshalle nach Hamburg- Altona geladen. Im Fokus der Debatte stand das Thema pflanzliche Ernährung und welchen Beitrag Unternehmen wie Unilever und GoodMills für mehr Nachhaltigkeit konkret leisten.

Peter Dekkers, Deutschland-Geschäftsführer von Unilever, ist überzeugt: „Das heutige Food-System wird keinen Bestand haben. Daher brauchen wir eine Änderung des Ernährungssystems.“ Das Nahrungsmittelunternehmen setzt Dekkers zufolge daher verstärkt auf „pflanzliche Lösungen und Produkte“ wie natürliche Zutaten in Instant-Suppen oder Linsen statt Hackfleisch in Bolognese. „Mit Future50.Foods wollen wir auf die Vielfalt essbarer Pflanzen aufmerksam machen. Und davon gibt es viele. Hier geht es auch um den nachhaltigen Anbau“, so Dekkers. Bei den Future50Foods handelt es sich um gesunde Lebensmittel wie Linsen, Quinoa oder Algen, die gesund, lecker und nachhaltig zugleich sind.

Express-Erklärvideo: Veganes Fleisch

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Nachfrage nach pflanzlichen Produkten steigt

Gerade während der Pandemie hat der Trend zur pflanzlichen Ernährung einen Schub bekommen. Darin waren sich die Gesprächspartner einig. Studien belegen, dass immer mehr Menschen weniger Fleisch und dafür öfter pflanzliche Kost zu sich nehmen. „75% der Verbraucher sind Flexitarier in Deutschland. Das ist schon eine kleine Revolution“, erklärte Ernährungspsychologe Johann-Christoph Kotter. Noch ist der Fleischkonsum in Deutschland überdurchschnittlich hoch. Wie also kann man noch mehr Menschen überzeugen, weniger Fleisch zu essen und damit die Umwelt zu schonen? Die Talkgäste bei „Zukunft schmeckt“ waren sich einig: Verbote bringen nichts. Aufklärung und Bildung sei die Lösung. „Das Prinzip der Freiwilligkeit funktioniert“, ist Dekkers überzeugt.

Anreize für Anbau von Hülsenfrüchten schaffen

Fakt ist: Die Tierhaltung verursacht erhebliche Mengen Treibhausgase und ist damit ein Treiber des Klimawandels. Zudem wird ein Großteil der landwirtschaftlichen Fläche zum Anbau von Futtermitteln genutzt. Dadurch geht Ackerboden für den Anbau von Nahrungspflanzen verloren. „Tierhaltung ist ja nicht per se kritisch.“ Die richtige Ernährung sei entscheidend, argumentierte Stefan Siebert von der Universität Göttingen. Der Pflanzenforscher verwies auf das Potenzial von Hülsenfrüchten als Futtermittel und den Gewinn für Landwirtschaft und Boden durch den Anbau von Leguminosen. Noch würden hierzulande nur wenig Hülsenfrüchte angebaut. Für eine auf pflanzliche Proteinen basierende Ernährung müsse die Landwirtschaft den Fokus aber stärker auf den Anbau von Leguminosen wie Erbsen oder Linsen legen, sagt Christoph Klöpper, Sprecher von GoodMills. Das Hamburger Unternehmen verarbeitet Hülsenfrüchte und produziert unter anderem Markenmehle wie Aurora.

Mehr Leguminosen anbauen funktioniere nur, „wenn man einen Nutzen hat". Dafür müssten Anreize geschaffen werden, sagte Landwirt Willi Kremer-Schillings, der als Blogger unter dem Namen Bauer Willi bekannt ist. Malte Siebert vom  NABU in Hamburg schlug als Finanzierung eine Umverteilung der CO2-Steuer vor. „Es ist immer auch eine Frage, welche Bedeutung wir Lebensmitteln zumessen, und wie die Politik das steuert. Die Kosten der Klimafolgen müssen auch bezahlt werden“, so der Umweltexperte.

Die Roadshow macht Ende Juni in Mannheim und in Königheim-Gissigheim Station und wird auch auf der Anuga 2021 in Köln präsent sein. Der Tourplan ist hier aufgeführt.

bb