Paludikultur unter PV-Anlagen
Biomasse auf wiedervernässten Mooren anbauen und gleichzeitig Strom erzeugen: Im Projekt MoorPower wird die Machbarkeit dieses neuartigen Konzepts derzeit untersucht.

Auf landwirtschaftlichen Flächen Nahrungsmittel produzieren und gleichzeitig Strom erzeugen – dieses Konzept ist nicht neu. Sogenannte Agri-Photovoltaik-Anlagen (Agri-PV-Anlage) werden bundesweit bereits an verschiedenen Orten getestet. Ein Vorteil: Durch die doppelte Nutzung landwirtschaftlicher Flächen entstehen neue Einkommensquellen für Landwirtinnen und Landwirte. Im Projekt MoorPower wird nun geprüft, ob ein solches Konzept auch die Wiedervernässung degradierter Moorböden für Landwirtschaftsbetriebe attraktiver machen kann. Das dreieinhalbjährige Verbundprojekt wird vom Bundesforschungsministerium mit 7 Mio. Euro gefördert. Daran beteiligt sind Forschende der Universitäten Greifswald und Hohenheim, des Johann Heinrich von Thünen-Instituts und des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE.
Kopplung von PV und Wiedervernässung ist Neuland
Moor-Photovoltaik (Moor-PV) bezeichnet die gleichzeitige Nutzung wiedervernässter Moorböden für Klimaschutz und Stromerzeugung. Das Konzept ist neu und der Forschungsbedarf daher erheblich. „Die parallele Planung der Photovoltaik-Anlage und der Wiedervernässung ist absolutes Neuland. Im Rahmen des Projektes möchten wir durch die konkrete Implementierung, die beste Herangehensweise für Moor-PV-Anlagen erproben“, erklärt Agnes Wilke, Projektleiterin für Moor-Photovoltaik am Fraunhofer ISE.
Machbarkeit von Moor-PV
Im Projekt wird untersucht, ob die Errichtung von PV-Anlagen auf Moorböden bei gleichzeitiger Wiedervernässung überhaupt machbar ist. Ziel ist es, Handlungsempfehlungen zur konkreten Umsetzung von Moor-PV zu erarbeiten. Die Erforschung erfolgt zum einen auf einem sechs Hektar großen, noch landwirtschaftlich genutzten Niedermoor in Mecklenburg-Vorpommern. Hier werden verschiedene PV-Anlagen in Kombination mit drei unterschiedlichen Bedingungen der Wiedervernässung und deren ökologische Folgen untersucht. In Niedersachsen wird auf einer 200 Hektar großen Fläche die Treibhausgasbilanz von Photovoltaik auf wiedervernässtem Moorboden im Praxismaßstab erforscht.
Auswirkung der Beschattung auf Paludikultur und Boden
Die Auswirkung der Beschattung durch die Solarmodule auf Mikroklima, Bodenhydrologie, Verdunstung sowie Torfbildung sind nur einige Aspekte, die im Verbundprojekt geklärt werden. Gleichzeitig geht es um die Möglichkeit einer zusätzlichen landwirtschaftlichen Nutzung durch Paludikultur unter PV-Anlagen. „In natürlichen Mooren gibt es wenig Schatten, sodass Beschattung für viele Pflanzen dort ungewöhnlich ist. Den Landwirt interessiert deshalb, ob der Schatten das Wachstum von Paludikulturen wie Rohrkolben und Schilf verringert, da diese als Zusatzeinkommen geerntet werden könnten. Möglich ist aber auch, dass die Beschattung die frisch wiedervernässten Moore vor dem Austrocknen schützt“, berichtet Andreas Schweiger, Pflanzenökologe der Universität Hohenheim.
bb