Neue Reallabore für die Agrarforschung
Mit der Einrichtung eines neuen Innovationszentrums zur Agrarsystemtransformation will das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) allein in Hessen drei Reallabore für die praxisnahe Forschung einrichten – darunter an der Hochschule Geisenheim.
Die Agrarwirtschaft steht vor einer komplexen Transformation. Innovative Lösungen müssen entwickelt werden, um den Folgen des Klimawandels zu begegnen und die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung unter immer schwierigeren Bedingungen zu sichern. An der Hochschule Geisenheim soll im Jahr 2026 nun ein Innovationszentrum für Agrarsystemtransformation (IAT) entstehen, das sich mit drängenden agrar- und ernährungswissenschaftlichen Fragen beschäftigt.
Praxisnahe Agrarforschung an fünf Standorten
Das neue Innovationszentrum, das vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) mit Sitz im brandenburgischen Müncheberg geplant wird, soll der praxisnahen Agrarforschung dienen. An insgesamt fünf Standorten in Brandenburg und Hessen entstehen in Zusammenarbeit mit der Hochschule Geisenheim, der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Universität Kassel sogenannte Reallabore. Auf den speziell für die Forschung eingerichteten Agrarflächen sollen künftig innovative Ansätze zur nachhaltigen Transformation von Agrarsystemen entwickelt und erprobt werden.
„Nur unter real-praktischen Bedingungen lassen sich alle Facetten eines Transformationsprozesses abbilden und möglichst schnell in die Anwendung bringen“, sagt Hans Reiner Schultz, Präsident der Hochschule Geisenheim. Ziel ist es, praxistaugliche Lösungen für die Herausforderungen des Klimawandels, der Biodiversitätskrise und der Ressourcenschonung zu entwickeln.
Nach dieser Vision „entstehen gemeinsam mit Landwirten und weiteren, nichtwissenschaftlichen Akteuren in den Reallaboren Lösungen, die nicht nur wissenschaftlich fundiert, sondern von Beginn an gemeinsam entwickelt werden und damit schneller anwendbar sind“, erklärt Frank Ewert, Wissenschaftlicher Direktor des ZALF.
Meilenstein für die Transformationsforschung
Die Einrichtung des Innovationszentrums sieht die Erprobung mulifunktionaler Agrarflächen vor. „Diese Entscheidung ist auch ein Meilenstein in der Transformationsforschung für Sonderkulturstandorte, wie Landschaften für den Wein- und Obstbau“, so Schultz.
Die Hochschule Geisenheim hat im hessischen Rheingau, einem der fünf künftigen Standorte des Innovationszentrums, bereits ein Reallabor zur Erforschung und Anwendung moderner Züchtungsmethoden für den Weinbau errichtet. Gemeinsam mit der Justus-Liebig-Universität Gießen sollen hier technologische Innovationen für eine multifunktionale Nutzung erforscht werden, wie etwa der Weinanbau unter schattenspendenden Solaranlagen.
Mit dem neuen Zentrum werden auch zwei Arbeitsgruppen für Mischkultursysteme im Weinbau eingerichtet, die den gleichzeitigen Anbau von Weinreben, Obst, Gemüse und auch Holz zur Gewinnung von Biomasse und Wertholz testen, um die Agrarproduktion klimaresilienter und wirtschaftlich tragfähiger zu gestalten.
Finanzierung durch Bund und Länder
Der Antrag für das Innovationszentrum für Agrarsystemtransformation wurde Ende November 2024 von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz bewilligt. Bund und Länder finanzieren das IAT, dessen Eröffnung für 2026 geplant ist, jährlich mit 9,5 Mio. Euro. Ab 2027 sollen zudem zwei Koordinationsbüros an den ZALF-Standorten in Müncheberg und Gießen eingerichtet werden.
am/bb