Nachhaltige Biomasse für die Gaserzeugung mobilisieren
In einem Positionspapier erläutert das Deutsche Biomasseforschungszentrum, warum russisches Erdgas nur begrenzt durch Biogas ersetzt werden kann – und gibt Empfehlungen für die künftige Biogaspolitik.
Ob zur Strom- und Wärmeproduktion, zur Nutzung von gasbetriebenen Haushaltsgeräten oder als Kraftstoff: Biogas ist im Alltag fest etabliert. Bundesweit gibt es etwa 9.000 Biogasanlagen, die 94 Terawattstunde (TWH) Biogas erzeugen. Die Biogasproduktion macht gegenwärtig etwa 9 % des gesamten Erdgasverbrauchs in Deutschland aus. Etwa die Hälfte des Erdgases wurde 2021 aus Russland importiert. Mit dem Angriff auf die Ukraine und einem drohenden Gasembargo Russlands ist die Gasversorgung jedoch unsicherer geworden. Auf der Suche nach Alternativen geht der Blick auch Richtung Biogas und wirft die Frage auf, welche Rolle dieser Rohstoff bei der Sicherung der Energieversorgung spielen kann.
Teilweiser Ersatz durch Biomethan-Aufbereitung möglich
Antworten liefert das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) in seinem Positionspapier „Die Rolle von Biogas für eine sichere Gasversorgung in Deutschland“. Die Forschenden stellen darin fest: Sollte Russland tatsächlich den Gashahn zudrehen, kann die Lücke nur sehr begrenzt durch Biogas kompensiert werden. Ein Ersatz von Erdgas durch Biogas sei „erst nach Aufbereitung zu Biomethan möglich“, heißt es.
Mit einem täglichen Umfang von 11 TWh macht der Biomethan-Anteil aktuell 1 % des Gasmarktes aus. Deren Nutzung ist jedoch auf die flexible Strom- und Wärmeerzeugung begrenzt. Dieser Anteil lässt sich nach Ansicht der DBFZ-Forschenden bis 2030 auf 3 % steigern. Hinzukommt: Substrate zur Biogasherstellung, die überwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, sind derzeit nur begrenzt verfügbar. Auf Grund der gestiegenen Agrarpreise sind Biogassubstrate wie aus Mais auch als Futtermittel stark gefragt.
Empfehlungen für die Sicherung der Gasversorgung
Im Positionspapier werden drei Optionen beschrieben, die zur Sicherung der Gasversorgung beitragen können: Dazu gehörten die Umstellung der Substratbasis in der Biogaserzeugung, die beschleunigte Flexibilisierung der Stromerzeugung aus Biogas und verbesserte Wärmeauskopplung sowie die mittelfristige Ausweitung der Biomethanproduktion.
Im Ergebnis präsentiert das DBFZ-Team ein Maßnahmepaket für die künftige Biogaspolitik. Empfohlen wird „ein Sofortprogramm zur Mobilisierung von biogenen Nebenprodukten, Abfällen und Anbaubiomasse ohne zusätzlichen Flächenbedarf im Umfang von 30 TWh“. Auf diese Weise könne die Reduktion des Einsatzes von nachwachsenden Rohstoffen beschleunigt und die Bereitstellung von Biogas und Biomethan gleichzeitig zu großen Teilen gesichert werden“, heißt es.
Umsetzung durch Anreize über EEG möglich
Darüber hinaus werden Maßnahmen empfohlen, welche die Mobilisierung des Flexibilitätspotenzials im Biogas-Anlagenbestand beschleunigen, Forschung und Entwicklung von Biogas-Alternativen wie die Vergasung von Lignocellulose-haltigen Biomassen verstärken sowie Anreize zur Minimierung von Treibhausgasemissionen für die Produktion von Biogas- und Biomethan schaffen. Die Umsetzung dieser Maßnahmen könne beispielsweise zeitnah durch geeignete Anreize im Erneuerbare-Energien-Gesetz erfolgen, so Harry Schindler, einer der Mitverfasser des Positionspapiers. Eine höhere Biogaserzeugung ist den Autoren zufolge kurzfristig „nur durch starke Einschränkungen von Nachhaltigkeitsanforderungen in Kombination mit noch höheren staatlichen Anreizen möglich“.
bb