Mit nachhaltiger Bioökonomie globale Ressourcen schonen
Heute ist Welterschöpfungstag: Am 28. Juli hat die Menschheit im Jahr 2022 die jährlich regenerierbaren Ressourcen aufgebraucht. Den Rest des Jahres leben wir von den Reserven. Die Bioökonomie bietet Lösungen, um die Ausbeutung unseres Planeten zu mindern.
Menschen entnehmen stetig Ressourcen aus der Natur. Leider verbrauchen sie derzeit weit mehr Wasser, Luft, Rohstoffe oder Energie, als die Erde erneuern kann. Zudem hinterlassen sie mehr Treibhausgase, als der Planet verkraftet. Dies zeigt der diesjährige Welterschöpfungstag am 28. Juli sehr deutlich: Nach den Berechnungen der internationalen Organisation Global Footprint Network haben wir an diesem Tag alle regenerierbaren Ressourcen verbraucht.
Ist die Beanspruchung durch den Menschen größer als Fähigkeit der Erde, entnommene Ressourcen zu erneuern und Schadstoffe abzubauen, rutschen wir ins ökologische Minus. Die Folgen sind unfruchtbare Böden, leer gefischte Meere, abgeholzte Urwälder oder der Anstieg des CO2 in der Atmosphäre.
Seit 1970 beschleunigt sich der Raubbau
Die Welt wird von Jahr zu Jahr verschwenderischer. Noch vor etwas mehr als 50 Jahren war der Ressourcen-Verbrauch ausgeglichen. 1970 kam die Wende: In diesem Jahr erklärte Global Footprint Network den 29. Dezember als den Tag, „an dem die Welt erschöpft war“. Von da an beschleunigte sich der Raubbau. Zum Beispiel gingen wir 2010 schon am 7. August an die Reserven. Die Corona-Epidemie sorgte lediglich für eine kurze Atempause. Der Erdüberlastungstag hatte sich auf dem Lockdown-Höhepunkt im Jahr 2020 erstmals wieder hinten im Kalender verschoben, auf den 22. August, doch bereits im vergangenen Jahr sprang er wieder nach vorne, auf den 29. Juli.
Sollten die Regierungen nicht gegensteuern, fiele der Welterschöpfungstag im Jahr 2030 bereits auf den 28. Juni. Viele Länder der Welt, darunter auch Deutschland, stellen sich den Herausforderungen. Auch das Bundesforschungsministerium (BMBF) unternimmt große Anstrengungen, um mit Forschung und Innovation dazu beizutragen, dass die Lücke zwischen ökologischem Fußabdruck und Biokapazität schrumpft.
Gegensteuern mit nachhaltiger Bioökonomie
Unter anderem setzt das BMBF auf eine zukunftsträchtige Form der nachhaltigen Wirtschaft: die Bioökonomie. Sie umfasst die Erzeugung, Erschließung und Nutzung biologischer Ressourcen, Prozesse und Systeme, um Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren bereitzustellen. Sie birgt dadurch das Potenzial für nachhaltige Lösungen, die Ressourcen schonen und gleichzeitig Wohlstand schaffen. Innerhalb der bioökonomischen Forschung fördert das BMBF eine Vielzahl von Projekten, die eine Kreislaufwirtschaft etablieren, insbesondere um biogene Ressourcen effektiver zu nutzen. Weitere Forschende befassen sich mit nachhaltiger Landwirtschaft, innovativem Pflanzenanbau oder etwa der Frage, wie Böden fruchtbar bleiben.
Große Potenziale um den ökologischen Fußabdruck zu verringern, liegen im Ersatz von fossilen Rohstoffen durch nachwachsende Rohstoffe, in Koppel- und Abfallprodukten, der Kaskadennutzung von Stoffen oder der Entwicklung nachhaltiger biotechnologischer Verfahren und Prozesse. Eine kleine Auswahl der Projekte zeigt die Vielfalt der Möglichkeiten.
Ersatz fossiler Ausgangsmaterialien
Im Projekt PHAtex entwickeln die Forschenden neuartige Biokunststoffe aus biologisch abbaubaren Polyhydroxyalkalkanoat-Textilien. Diese helfen als nachhaltige Alternative, den Plastikmüll in den wertvollen Ressourcen Meer und Boden zu verringern. Dazu sollen regional verfügbare kostengünstige biogene Roh- und Reststoffe anstelle von Erdöl als Ausgangsstoffe genutzt werden. Am Schluss soll nicht nur eine wettbewerbsfähige grüne biotechnologische Prozesskette entstehen, sondern auch ein kostengünstiges Recyclingverfahren ohne giftige Chemikalien.
Ulrike Roll (Projektträger Jülich)