Mehr Transparenz in der Wissenschaft

Mehr Transparenz in der Wissenschaft

Ein Expertentreffen Ende November in Berlin hat gezeigt: Mehr Transparenz kann die Kommunikation zwischen Wissenschaftlern, Stakeholdern und der Öffentlichkeit verbessern.

Über die Art der Kommunikation relevanter Forschungsthemen diskutierten (v.l.n.r.): Elisabeth Hoffmann, Volker Meyer-Guckel, Steffi Ober, Johannes Vogel und Markus Weißkopf (Moderator)

„Miteinander statt übereinander reden“ – unter diesem Motto stand eine Veranstaltung, zu der Ende November die Organisation Wissenschaft im Dialog (WiD) und der Deutsche Stifterverband geladen hatten. Fokus des Treffens war die Kommunikation zwischen Stakeholdern zu gesellschaftsrelevanten Forschungsthemen wie etwa der Bioökonomie. Vertreter aus Wirtschaft, Forschung, Nichtregierungsorganisationen und Medien waren in das Allianz Forum nach Berlin gekommen, um Probleme zu benennen und Lösungsansätze aufzuzeigen.

Forschung muss transparenter werden

„In der Kommunikation gesellschaftlich relevanter Forschungsthemen läuft noch nicht alles rund. Die Akteure bleiben meist unter sich“, sagte Markus Weißkopf vom WiD in seiner Eröffnungsrede und verwies damit auf die Notwendigkeit eines Dialogs. In den nachfolgenden Reden und Gesprächen wurde deutlich: Die Forschung muss transparenter werden, um einen breiten Dialog anzukurbeln.

Doch nicht nur hinsichtlich der Forschungsergebnisse forderten die Beteiligten mehr Transparenz. Auch offene Fragen zu relevanten Themen müssten klar benannt werden, wie Matthias Graf von Kielmansegg, Abteilungsleiter für Grundsatzfragen im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), in seinem Impulsvortrag hervorhob. Sein Vorschlag: „Es muss in der Forschung dynamische Ankerzentren geben, die das ausstrahlen können.“

Impulsvortrag von Matthias Graf von Kielmansegg (BMBF) beim Treffen „Miteinander statt übereinander reden"

Impuls von Matthias Graf von Kielmansegg (BMBF) beim Treffen "Miteinander statt übereinander reden"

Gesellschaft wissenschaftsmündig machen

Von Kielmansegg zufolge fehlt es derzeit noch „am Zusammendenken, sorgsamen Gewichten und Abwägen“. Dieses sei für Forschung und Kommunikation aber wichtig. Um den Dialog auf breiter Ebene zu fördern, müssten daher Anreize entwickelt werden, damit sich Bürger beteiligen. Soziale Medien seien eine Möglichkeit, um mehr Menschen für den wissenschaftlichen Diskurs zu gewinnen. Das allein würde aber nicht ausreichen, um „die Gesellschaft wissenschaftsmündig zu machen“, wie von Kielmansegg betonte. „Auch die Politik muss durch Förderungen Impulse setzen.“ Hier verwies er auf die Gründung der Plattform „Industrielle Bioökonomie“, die den Dialog zu den neuen Anforderungen einer veränderten Rohstoffbasis zwischen Industrievertretern, Wissenschaft und Zivilgesellschaft verbessern soll. Die Einbeziehung der Wirtschaftsakteure in den Forschungsdialog sei entscheidend, damit Innovationen auf den Markt kommen, hieß es.

Citizen Science stärker nutzen 

Während der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen Volker Meyer-Guckel vom Stifterverband für die Deutsche Wirtschaft, Steffi Ober vom Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU), Elisabeth Hoffmann von der TU Braunschweig und Johannes Vogel vom Naturkundemuseum Berlin Stellung dazu. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Kommunikation zwischen Gesellschaft und Wissenschaft besser werden muss. „Wir müssen Citizen Science stärker nutzen und Wege finden, wie wir uns zu kontroversen Themen verhalten und das im Dialog verankern“, resümierte Weißkopf.

Plattformen für den Dialog schaffen

Hoffmann verwies darauf, dass in der universitären Forschung andere Transparenzregeln gelten würden als in Unternehmen und Forschende den Vorwurf fürchteten, sie würden mit der Industrie zusammenarbeiten. „Hier müssen wir die Rollen austarieren“, sagte Hoffmann. Joachim Vogel, Mitglied des Bioökonomierates, sprach sich für einen Wandel in der Wissenschaft, hin zum Kunden aus, und appellierte: „Lasst uns Fehler machen. Daraus können wir lernen.“ Für entsprechende „Probierräume“ plädierte NABU-Chefin Steffi Ober im Gespräch. „Wir müssen den Dialog mit der Gesellschaft üben. Dazu brauchen wir Plattformen, um Alternativen zu entwickeln. Man kann nicht an einem Tag über die Bioökonomie-Strategie diskutieren. Das reicht nicht.“

In sechs parallelen Workshops zu den Themen die Rolle der Medien, Citizen Science, Soziale Medien, Europäische Perspektiven, Stakeholder-Kommunikation und Bioökonomie wurde abschließend nach Ansätzen für eine verbesserte Kommunikation zwischen Wissenschaft, Industrie, Medien und Zivilgesellschaft gesucht.

Ein Label für Produkte der Bioökonomie 

In der Analyse zur Bioökonomie-Kommunikation zeigte sich, dass die Definition des Begriffs Bioökonomie für viele weitestgehend unklar ist und dies die Kommunikation erschwert. Außerdem besteht die Befürchtung, dass die Bioökonomie von der aktuellen Gentechnikdebatte durch die „Hintertür“ überrollt wird. Ein möglicher Lösungsansatz könnte sein, neue Produkte der Bioökonomie durch die Kennzeichnung mit einem einheitlichen Label herauszustellen und so das Bewusstsein der Gesellschaft für die Bioökonomie zu stärken.

Nach der intensiven Debatte zur Kommunikation forschungsrelevanter Themen bleibt die Frage: Wie geht es weiter? Analysen und Lösungsvorschläge aller sechs Workshop-Gruppen sollen nach Auswertung die Grundlage für neue Gespräche bilden. Weißkopf kündigte an: "Wir wollen einen offenen Dialog und werden uns weiter engagieren."

bb