Maniok mit dickeren Wurzeln züchten
Nürnberger Pflanzenforscher wollen Maniokpflanzen mit dickeren Wurzelknollen züchten. Dafür werden sie von der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung unterstützt.
Für eine Milliarde Menschen ist Maniok ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Doch anders als bei den ebenfalls wichtigen Kohlenhydratquellen Mais, Weizen und Reis wurde Maniok weniger erforscht und züchterisch kaum optimiert. Ein internationales Forschungsprojekt unter Leitung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) arbeitet seit fünf Jahren daran, dies zu ändern, und hat nun für weitere fünf Jahre eine Zuwendung der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung erhalten, diesmal über zehn Mio. Euro.
Mit höheren Erträgen gegen den Welthunger
„Während das Ertragspotenzial von Pflanzen wie Mais, Weizen oder Reis durch jahrtausendelange, intensive Pflanzenzüchtung und die ausgefeilte agronomische Praxis sehr hoch ist, haben diese Pflanzen auch hohe Ansprüche an beispielsweise Nährstoffe und Wasserverfügbarkeit. Im Gegensatz dazu ist die Maniokpflanze sehr robust und genügsam und liefert dennoch passable Erträge“, stellt der Biochemiker Uwe Sonnewald von der FAU den wichtigen Unterschied heraus. „Eine deutliche Steigerung des Maniokertrags könnte daher einen großen Beitrag zur Bekämpfung des Hungers in der Welt leisten“, erläutert der Wissenschaftler das Ziel des Projekts „Cassava Source-Sink“ (CASS).
Infrastrukturbildung und Grundlagenforschung
In den ersten fünf Jahren des Projektes, die von der Stiftung bereits mit 5 Mio. Euro gefördert wurden, stand noch viel Organisatorisches auf dem Programm: Die Forschungsteams mussten ebenso etabliert werden wir die internationale Infrastruktur und Logistik des Projektes. Trotzdem widmeten sich die Forscher bereits in dieser Phase dem Verständnis von Struktur und Stoffwechsel der Maniokpflanze, denn hier waren noch vergleichsweise viele Fragen offen.
Optimiertes Wurzelwachstum
Nun soll das gewonnene Wissen in den nächsten fünf Jahren angewandt werden, um Maniokpflanzen zu züchten, die mehr Energie in das Wachstum ihrer essbaren Wurzeln stecken als in die übrigen Pflanzenteile. Dazu greifen die Forscher mit gentechnischen Methoden sowohl in die Photosynthese als auch in die Verteilung der Kohlenhydrate innerhalb der Pflanze sowie in das Wachstum der Speicherwurzeln ein.
Erste Praxisergebnisse im November
Erste Feldversuche in Afrika und Asien sind angelaufen und sollen im November ausgewertet werden. „Wir gehen nach dem ersten Jahr mit Feldversuchen davon aus, dass sicherlich Pflanzen dabei sind, die bereits einen höheren Ertrag erzielen, jedoch werden weitere Optimierungen folgen müssen“, sagt Biochemiker Sonnewald. Bis optimierte Pflanzen wirklich marktreif sind und die Landwirte erreichen, dürfte es aber noch bis zu zehn Jahre dauern, schätzt Sonnewald.
bl