Korallen-Wirkstoff blockiert Krebswachstum

Korallen-Wirkstoff blockiert Krebswachstum

Weichkorallen produzieren einen Naturstoff, der das Tumorwachstum bei Brustkrebs blockieren kann. Die Substanz stört die Kommunikation von Krebszellen und Immunzellen.

Eine Korallenart aus dem meer könnte Frauen mit Brustkrebs helfen.
Eine Korallenart könnte bei der Brustkrebs-Therapie helfen.

Im Meer tummeln sich unzählige Tiere, Pflanzen und Organismen, deren Potenzial noch weitestgehend unerforscht ist. Erste Kandidaten für neue Materialien oder Medikamente gibt es bereits. Die Haftkraft der Miesmuschel diente Forschern schon als Vorbild für neue Unterwasserklebstoffe. Die Braunalge Fucus vesiculosus  könnte hingegen ein Wirkstofflieferant für neue Krebsmedikamente sein. Mit der Weichkoralle Antillogorgia elisabethae rückt nun ein weiterer Kandidat für die Krebsmedizin in den Fokus. Die in der Karibik beheimatete Koralle bildet eine Naturstoff, mit dem sie sich vor Fressfeinden schützt.

Dieser Naturstoff namens Pseudopterosin wird wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung bereits in Hautcremes verwendet. Julia Sperlich von der Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften der Technischen Hochschule Köln hat nun im Rahmen ihrer Doktorarbeit bewiesen, dass Pseudopterosin auch die Fähigkeit hat, aggressive metastasierende Brustkrebszellen am Wachstum zu hindern. Ihre Arbeit war Teil des Forschungsprojekts „Neue Wirkstoffe aus dem Meer“ und wurde durch das Programm „FH Struktur“ des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Die Ergebnisse der Untersuchung sind im Fachjournal „Marine Drugs“ erschienen.

Kommunikation von Immun- und Krebszellen stören

Weniger als 50% der Tumore bestehen aus Krebszellen. Das Wachstum des Tumors wird Sperling zufolge vor allem durch die an die Krebszellen angrenzenden Immunzellen stark beeinflusst. „Die Immunzellen haben zwei Seiten: Im Idealfall unterdrücken sie das Tumorwachstum. Unter bestimmten Umständen können sie den Krebs aber auch zu mehr Wachstum anregen“, erläutert Julia Sperlich. Die Doktorandin konnte beweisen, dass Krebszellen und Immunzellen über Entzündungsbotenstoffe, die sogenannten Zytokinen, miteinander kommunizieren. Sie suchte daher nach einem Weg, die Kommunikation zwischen Krebs- und Immunzellen zu stören und das Wachstum des Brustkrebses und damit die Fähigkeit zu Metastasieren zu verhindern. Dafür nutzte sie den als entzündungshemmend bekannten Korallenwirkstoff.

Naturstoff blockt Tumorwachstum

„Die Untersuchungen von Julia Sperlich haben erstmals den zugrundeliegenden molekularen Mechanismus der antientzündlichen Wirkung von Pseudopterosin aufgedeckt. Sie konnte außerdem zeigen, dass die Entzündungsbotenstoffe, durch die die Tumorzellen mit den benachbarten Immunzellen kommunizieren, in Gegenwart des Naturstoffs blockiert werden“, erklärt die Leiterin des Forschungsprojektes, Nicole Teusch. Die Doktorandin hat damit den Weg zur Nutzung des Naturstoffs Pseudopterosin bei Tumorerkrankungen geebnet.

Naturstoff im Labor nachbauen

Noch sind weitere Forschungen nötig, bis der vielversprechende Krebswirkstoff aus dem Meer Brustkrebspatientinnen zu gute kommen kann. Sperlich zufolge soll der Naturstoff künftig im Labor „chemisch vereinfacht nachgebaut und gleichzeitig seine Wirksamkeit erhöht werden“. Damit sollen Eingriffe in das Ökosystem vermieden werden. Die Suche nach Partnern für die Herstellung des Naturstoffs sowie für klinische Tests hat bereits begonnen.

bb