Aus Algen Krebsmedikamente herstellen
Für Nahrungsmittel, Biosprit und Kosmetikinhaltstoffe sind Algen bereits als Biomasselieferant etabliert. Doch die proteinhaltigen Winzlinge aus dem Meer könnten auch wirksame Krebsmedikamente herstellen, wie eine Studie jetzt zeigt.
Ob Lebensmittelhersteller, Energiefirmen oder Kosmetikindustrie - Algen sind vielfältig einsetzbar und gewinnen zunehmend als Biomasselieferant an Bedeutung. Dass in Algen auch heilende Kräfte schlummern, zeigt eine aktuelle Studie der CRM- Coastal Research & Management GmbH aus Schleswig-Holstein. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Wirkstoffe der heimischen Braunalge Fucus vesiculosus das Wachstum von Krebszellen in der Bauchspeicheldrüse dämmen. Damit unterstreicht die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Studie das Potential der Algen als Medikamentenlieferant.
Ihr hoher Anteil an Proteinen und Kohlenhydraten hat der Alge den Ruf als gesunde Kost beschert. In Ländern wie Japan steht der Seetang traditionell auf jeder Speisekarte. In Deutschland ist die exotische Kost noch eine Ausnahme. Ihr Potenzial als Biomasse gewinnt dagegen zunehmend an Bedeutung. In dem im Mai eröffneten Algenforschungszentrum in Jülich werden Auch im EU-Projekt „EnAlgae“ („Energetic Algae“) arbeitet ein internationales Team daran, die Entwicklung der Biomasseproduktion aus Algen voranzutreiben. In der Kosmetikindustrie haben sich Algenextrakte ebenfalls bereits durchgesetzt. Das auf Marine Biotechnologie spezialisierte Kieler Unternehmen oceanbasis nutzt seit mehreren Jahren die Wirkstoffe von Seegras zur Herstellung von Hautpflege- und Nahrungsmittelprodukten.
Heimische Braunalge als Krebstherapeutika
Am privaten Meeresforschungszentrum CRM, einem Schwesterunternehmen von oceanbasis, wurden Inhaltsstoffe aus heimischen Makroalgen nun auch auf ihre medizinische Wirkung untersucht. Dabei konnten die Forscher zeigen, dass sie offenbar eine wirksame Waffe gegen Krebs sein können. Dies geht aus einer Studie hervor, die im Rahmen des vom BMBF geförderten Verbundprojektes „Algen gegen Krebs“ durchgeführt wurde. Als Basis diente die in der Ostsee beheimatete Braunalge namens Fucus vesiculosus, deren therapeutische Wirkung mithilfe von mehreren Krebszellinien untersucht wurde. An dem vom CRM geführten Projekt waren neben Unternehmen wie oceanbasis auch Forscher von Universitäten aus Deutschland und Italien beteiligt. Über das Ergebnis der dreijährigen Forschungsarbeit berichtet das Team nun im Fachjournal Marine Drugs (2015, Online-Veröffentlichung).
Algenextrakt hemmt Krebswachstum
Demnach ist es den Wissenschaftler gelungen, die Wirkstoffe aus der Braunalge so aufzureinigen, dass sie das Zellwachstum verschiedener Zelllinien des aggressiven Bauchspeicheldrüsenkrebses (Pankreaskrebs) mit einem speziellen Wirkmechanismus eindämmt. Der verwendete Algenextrakt führte dazu, dass die Krebszellen vermehrt Enzyme produzierten, welche die Prozesse der Zellvermehrung behinderten. Das betraf insbesondere die sich stark vermehrenden Krebszellen - hingegen weniger die gesunden Zellen. Auch in Kombination mit bekannten Krebsmedikamenten zeigte der Algenextrakt der Studie zufolge eine hohe in-vivo-Wirksamkeit. Auf Basis der Ergebnisse sind die CRM-Forscher nun auf der Suche nach Partnern, mit denen die Algenextrakte als Wirkstoffe zur Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs weiterentwickelt werden können.