Kläranlagen von Mikroplastik befreien

Kläranlagen von Mikroplastik befreien

Forschende der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf haben ein biologisches Verfahren entwickelt, in dem Würmer und Mikroben dabei helfen, in Abwässern Mikroplastik abzubauen.

Probenahme von Mikroplastik im Ablauf der Kläranlage Petershausen mithilfe eines rotierenden Siebfilters durch Samuel Schmucker
Probennahme von Mikroplastik im Ablauf der Kläranlage Petershausen mithilfe eines rotierenden Siebfilters

Ob in Meeresfrüchten, Trinkwasser oder Gemüse, in zahlreichen Lebensmitteln wurde Mikroplastik bereits nachgewiesen. Die winzigen, kaum sichtbaren Partikel sind das Überbleibsel von Plastikmüll, der im Meer landet oder beispielsweise durch Dünge- und Pflanzenschutzmittel aus Klärschlamm in unser Essen gelangt. Zwar gibt es Filtertechnologien, um die Abwässer von Mikroplastik zu befreien. Vollständig mikroplastikfrei ist das aufbereitete Wasser aber nicht. Genau das ist Forschenden der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf nun gelungen.

Mikroplastikabbau erfolgt in Biorieselbett-Reaktor

Ein Team um Sabine Grüner-Lempart hat im Rahmen des Projektes „PlasticWorms“ ein biologisches Verfahren entwickelt, in dem Würmer und Mikroorganismen gemeinsam Mikroplastik abbauen. Der Abbau erfolgt dabei in einem sogenannten Biorieselbett-Reaktor. Darin befinden sich Lavasteine aus der Vulkaneifel, deren poröse Oberflächen einen optimalen Lebensraum für Mikroorganismen und Würmer bieten.

Mithilfe von Bakterien und Pilzen entsteht auf dem Gestein zunächst ein Biofilm, der den Forschenden zufolge als Grundlage für den Abbau des Mikroplastiks dient. Egel und Fadenwürmer, die in Symbiose mit den Mikroorganismen leben, übernehmen dabei die Vorzerkleinerung der Kunststoffpartikel. Die Mikroorganismen zerlegen schließlich den restlichen Kunststoff in seine molekularen Bestandteile. Als Ergebnis dieses natürlichen Verfahrens entstehen eine schadstofffreie Biomasse und mikroplastikfreies Wasser für Mensch und Umwelt, schreiben die Forschenden.

Praxistest in Kläranlage startet im Juli

Die auf natürlichen Materialien, Prozessen und Lebewesen beruhende Technologie hat im Labor bereits funktioniert. Ab Juli dieses Jahres soll die vielversprechende Technologie nun in der Kläranlage Petershausen im Landkreis Dachau zum Einsatz kommen. Dafür wurde vom Projektpartner ZWT Wasser- und Abwassertechnik GmbH (Bayreuth) eine Pilotanlage im industriellen Maßstab von fünf Kubikmetern konstruiert.

Nachhaltige Technologie als Standardverfahren etablieren

Nach Überzeugung der Forschenden hat die neue Technologie das Potenzial, sich als nachhaltiges Standardverfahren in den dreistufigen Reinigungsprozess in Kläranlagen zu etablieren und langfristig Mensch und Umwelt vor Mikroplastik zu schützen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) gefördert.

bb