KI-Sprachmodell erzeugt Karte der Bioökonomie-Unternehmen

KI-Sprachmodell erzeugt Karte der Bioökonomie-Unternehmen

Ein vom BMBF gefördertes Forschungsteam hat ein Sprachmodell mit Webtexten von 680.000 deutschen Unternehmen trainiert und hat daraus solche mit Bioökonomie-Aktivitäten identifiziert und verortet.

Eine KI-basierte Karte der Bioökonomie-Aktivitäten in Deutschland

In der Nachwuchsforschungsgruppe TRABBI, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, haben die Wirtschaftsgeographen Lukas Kriesch und Sebastian Losacker von der Universität Gießen regionalisierte Daten zu Bioökonomieunternehmen in Deutschland gewonnen. Sie berichten im Fachjournal „REGION – the Journal of ERSA“ über ihre Analyse.

Die Autoren nutzen moderne KI-basierte Verfahren des Natural Language Processing, um Texte von 678.381 Unternehmen in Deutschland auszuwerten. „Wir haben ein Sprachmodell trainiert, das dazu in der Lage ist, Aktivitäten im Bereich der Bioökonomie in Textabschnitten auf Unternehmenswebsites zu identifizieren. Diese Informationen nutzen wir, um die Bedeutung der Bioökonomie in unterschiedlichen Regionen in Deutschland besser zu verstehen“, sagt Lukas Kriesch.  

Webmining mithilfe von KI-Technologie

Für das Webmining zum Themenfeld Bioökonomie verwendeten die Forschenden einen manuell erstellten Trainingsdatensatz mit Textbeispielen zu Bioökonomie-Aktivitäten.

Den Datensatz nutzen die Forschenden, um verschiedene Hypothesen aus der Bioökonomie-Forschung zu prüfen. Insgesamt haben 21 % der Unternehmen (142.949 Unternehmen) einen Bezug zu Aktivitäten der Bioökonomie (zum Beispiel Biokraftstoffe, Landwirtschaft, Holzwirtschaft). Davon sind etwa 9 % (13.554 Unternehmen) im Hightech-Bereich aktiv (zum Beispiel Biotechnologie, Biokunststoffe). Der Anteil der Bioökonomieunternehmen unterscheidet sich jedoch teils deutlich zwischen Regionen. So ist der Anteil der Bioökonomieunternehmen in ländlichen Regionen zwar durchschnittlich höher, die Hightech-Unternehmen sind jedoch in den urbanen Regionen konzentriert.

„Das politische Narrativ der Bioökonomie als Chance für die Regionalentwicklung in strukturschwachen Regionen kann nur Realität werden, wenn die Bioökonomie nicht dazu beiträgt, bestehende regionale Ungleichheiten in der Wertschöpfung zu untermauern“, sagt Lukas Kriesch.

Bottom-up-Ansatz für die Bioökonomie-Forschung

Die Autoren erhoffen sich durch die Veröffentlichung, dass weitere Forschende diese Daten nutzen und die regionalen Wirkungen der Bioökonomie untersuchen, um daraus Handlungsempfehlungen für politische Akteure ableiten zu können. Der Datenexplorer zur Studie ist frei zugänglich.

„Die Bioökonomie umfasst unterschiedlichste Sektoren und Industrien und kann daher nicht genau durch die amtliche Statistik abgebildet werden. Unser Ansatz ermöglicht erstmalig die Identifizierung der Bioökonomie, sozusagen bottom-up. Die Daten können als Grundlage genutzt werden, um regionalspezifische Erkenntnisse zur Bioökonomie zu gewinnen“, so Kriesch.

Das im Jahr 2023 gestartete Projekt TRABBI ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel“. Hier werden unter anderem Nachwuchsgruppen unterstützt, die das biobasierte Wirtschaften aus sozial-, politik- und wirtschaftswissenschaftlicher Sicht erforschen. Es geht darum, den Wandel zu einer Bioökonomie in all seinen Facetten möglichst umfassend zu verstehen, seine Effekte zu analysieren und zu bewerten sowie Konsequenzen und Handlungsoptionen aufzuzeigen. In TRABBI untersucht das Team um Kriesch und Losacker den Transformationsprozess zu mehr Nachhaltigkeit im Bausektor. Das Vorhaben wird in den kommenden fünf Jahren vom BMBF mit 2,3 Mio. Euro gefördert.

pg