Heilpflanzen aus Afrika erkunden und anbauen
Heilpflanzen identifizieren und anbauen ist das Ziel eines neuen Forschungsprojektes, in dem Hallenser Pharmazeuten mit Wissenschaftlern aus drei afrikanischen Ländern zusammenarbeiten.
Traditionelles Heilwissen ist in der Kultur vieler Länder Afrikas bis heute tief verwurzelt. Viele Jahre von der evidenzbasierten Medizin vernachlässigt, stehen die Geheimnisse der Medizinmänner heute in der pharmazeutischen Forschung hoch im Kurs. Auf der Suche nach Wirkstoffen für neue Antibiotika oder Krebsmedikamente gewinnen immer mehr Heilpflanzen an Bedeutung. So fanden Wissenschaftler vor einigen Jahren in dem strauchähnlichen Baum Phyllanthus engleri Substanzen, die Epilepsie, Husten, Bauchschmerzen und sogar Nierenkrebs heilen könnten.
Heilpflanzen aus Botswana, Äthopien und Tansania
In einem neuen internationalen Forschungsprojekt wollen Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) nun gemeinsam mit der University of Botswana, der Addis Ababa University in Äthiopien und der University of Health and Allied Sciences in Tansania in afrikanischen Gewächsen nach Heilkräften gegen Aids, Tuberkulose und Wurmerkrankungen suchen. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Akademischen Auslandsdienst in den kommenden vier Jahren mit insgesamt 800.000 Euro unterstützt.
Den Wirkstoffen auf der Spur
Im Fokus stehen dabei Pflanzen, die in den Ländern Äthiopien, Botswana und Tansania bereits medizinisch genutzt werden. "Wir wollen ökologisch gefährdete, therapeutisch wirksame und kommerziell nutzbare Pflanzen zunächst identifizieren und schließlich kultivieren", erklärt Projektleiter Peter Imming vom Institut für Pharmazie der MLU. Bei der Suche nach den Heilpflanzen arbeiten die Hallenser Forscher mit dem Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie in Halle zusammen. "Unser Ziel ist, wissenschaftlich zu begründen, welche Inhaltsstoffe für die Wirkung der Arzneipflanzen verantwortlich sind", sagt Imming.
Anbau und kommerzielle Nutzung vor Ort geplant
Darüber hinaus hofft das Team um Imming, Pflanzen zu finden, aus denen sich pharmazeutische Hilfsstoffe gewinnen lassen. „Hilfsstoffe sind für die Wirksamkeit von Arzneien essenziell und werden in größeren Mengen benötigt als die eigentlichen Wirkbestandteile", betont er. Hierbei werden die Hallenser von Experten des Instituts für Angewandte Dermatopharmazie sowie von der äthiopischen University in Addis Ababa unterstützt.
Der Plan: Jene Pflanzen die wissenschaftlich als Heilpflanzen identifiziert wurden, sollen später kultiviert und in den afrikanischen Ländern angebaut werden, um den heilenden Wirkstoff vor Ort in großen Mengen für medizinische Zwecke nutzen zu können. "Gelingt es uns, dies nach Abschluss des Forschungsprojekts in unternehmerische Hände vor Ort abzugeben, wäre das ein nachhaltiger Erfolg", so Immig.
bb